- Die neue Corona-Variante, die sich in Grossbritannien rasant verbreitet, sorgt für viele Fragen.
- Christian Drosten glaubt aktuell aber nicht daran, dass die Mutation in Deutschland für Probleme sorgt.
- Dennoch betont der Virologe, dass das mutierte Virus vermutlich deutlich ansteckender ist.
Der Berliner Virologe
Es sei zwar recht wahrscheinlich, dass die Variante mit der Bezeichnung B.1.1.7., die erstmals in Grossbritannien nachgewiesen wurde, mittlerweile auch in Deutschland ist. "Aber bei den aktuellen Beschränkungen dürfte diese Variante hierzulande eher schwer Fuss fassen."
Darauf deuteten Daten hin, die die britische Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) veröffentlicht hat. Demnach verbreite sich B.1.1.7. überall dort besonders schnell im Vergleich zu bereits bekannten Varianten von SARS-CoV-2, wo unzureichende Beschränkungen zu einem Anstieg der Infektionszahlen führen.
In Gegenden in Grossbritannien aber, in denen wirksame Massnahmen gelten, sei auch die neue Variante weitgehend unter Kontrolle. Für Deutschland folgert Drosten daher, dass der Lockdown der Variante wenig Chance auf eine Verbreitung lässt.
Neue Corona-Variante ist möglicherweise deutlich ansteckender
Bereits am Montag hatte sich Drosten zu den Ergebnissen der PHE geäussert. Auf Twitter schrieb der Virologe: "Das sieht leider nicht gut aus". Allerdings bezieht sich diese Aussage primär auf den Umstand, dass sich die mutierte Corona-Variante sehr wahrscheinlich leichter von Mensch zu Mensch überträgt.
Aus in einem Forschungspapier veröffentlichten Modellrechnungen der PHE könne man ableiten, dass die Reproduktionszahl - also die Zahl der Menschen, die ein Infizierter im Schnitt ansteckt - bei B.1.1.7. je nach Ort um etwa 30 bis 40 Prozent erhöht ist, sagte Drosten. "Das ist erheblich." Diese Schätzungen seien aber laut dem Virologen unscharf und mit Vorsicht zu geniessen.
Die neue Variante des Virus ist durch etwa 20 Mutationen in ihrem Erbgut charakterisiert. Die Mutation mit der Bezeichnung N501Y dürfte es leichter machen, in menschliche Zellen einzudringen und eine Infektion zu verursachen.
Kein Hinweis auf Einfluss auf Impfschutz oder Krankheitsverlauf
Es ist laut Drosten jedoch unklar, was der Variante den entscheidenden Vorteil bringt. So sei denkbar, dass man bei B.1.1.7. weniger Viren ausgesetzt sein muss, um ansteckend zu werden. Es sei aber auch möglich, dass die Variante dafür sorgt, dass ein Infizierter mehr Viren im Rachen hat und dadurch ansteckender ist.
Bislang gebe es aber keine Hinweise darauf, dass die neue Variante einen Einfluss auf die Krankheitsschwere hat, sagte Drosten. "Das ist ganz wichtig für die Bevölkerung, die sich jetzt Sorgen macht." Auch für einen verminderten Impfschutz gebe es keine Anzeichen.
Es könnte also durchaus sein, dass B.1.1.7. harmloser ist. Möglicherweise sei das auch ein Grund für die schnellere Verbreitung. Denn Menschen ohne oder mit nur leichten Symptomen isolieren sich eher nicht und können dadurch vermehrt andere anstecken, sagt Drosten. (dpa/thp)
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