Abstrichtupfer von Antigen-Schnelltests und PCR-Tests seien gesundheitsgefährdend, weil sie mit Ethylenoxid sterilisiert werden. Diese Behauptung kursiert im Netz. Doch es gibt keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren durch die Sterilisation, das Verfahren ist seit Jahren übliche Praxis für Medizinprodukte.

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Corona-Teststäbchen sollen krebserregend sein, weil sie mit Ethylenoxid sterilisiert werden? Diese Behauptung kursiert aktuell in sozialen Netzwerken. Zurück geht das Ganze auf ein Video, in dem ein unbekannter Mann von mehrere Personen berichtet, die durch Ethylenoxid an Testtupfern Hirntumore und Hirnblutungen erlitten hätten und verstorben seien.

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Die Recherche von CORRECTIV.Faktencheck zeigt: Es gibt keine Belege für die angeblichen Gesundheitsgefahren durch die Abstrichstäbchen. Medizinprodukte werden seit vielen Jahren mit Ethylenoxid sterilisiert und es gelten Richtlinien, die eine schädliche Menge an Rückständen verhindern sollen.

Ethylenoxid kommt als Desinfektionsmittel zum Einsatz

Ethylenoxid ist ein entzündliches Gas und wird als Desinfektionsmittel unter anderem für medizinische Geräte verwendet. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist der Einsatz von Ethylenoxid in Pflanzenschutzmitteln oder Desinfektionsmitteln für Lebensmittel in der Europäischen Union verboten. Das Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung stuft das Gas als giftig ein und die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bezeichnet Ethylenoxid dem wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestags zufolge als krebserregenden Stoff.

In dem Dokument des Bundestags wird erläutert, dass von Ethylenoxid vor allem eine Gefahr zum Beispiel für Arbeiter oder Anwohner von Fabriken ausgehen kann, in denen Ethylenoxid eingesetzt wird. Wissenschaftliche Analysen zufolge würden jedoch seit mindestens 20 Jahren Grenzwerte eingehalten und seit mindestens 2010 keine damit in Zusammenhang stehenden Todesfälle mehr erfasst.

Für die Sterilisation von Medizinprodukten existiert eine ISO-Norm

Die Stäbchen für den Nasen-Rachen-Abstrich, der bei PCR-Tests und Antigen-Schnelltests durchgeführt wird, zählen laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zu den Medizinprodukten. Für die Sterilisation von Produkten mit Ethylenoxid gibt es eine Iso-Norm: DIN EN ISO 11135. Auch existiert eine solche Norm für Grenzwerte für Rückstände von Ethylenoxid in Medizinprodukten, die DIN EN ISO 10993-7.

Laut BfArM dürfen Medizinprodukte nur dann verkauft werden, wenn sie mit einer sogenannten CE-Kennzeichnung versehen sind. Diese dürfen Hersteller dann auf ihren Produkten anbringen, wenn sie die "Grundlegenden Anforderungen erfüllen und das vorgeschriebene Konformitätsbewertungsverfahren durchgeführt wurde." Das bedeutet: Die Hersteller müssen eigenständig nachweisen, dass ihr Produkt alle Anforderungen erfüllt und sicher ist. Für diesen Prüfprozess kann eine sogenannte "Benannten Stelle" hinzugezogen werden, wie beispielsweise der TÜV.

BfArM: Sterilisation mit Ethylenoxid folgt strengen Vorgaben

Und was heisst das konkret für die Sterilisation mit Ethylenoxid? Auch dieses Verfahren folge "strengen Vorgaben, die in Sterilisationsprotokollen festgehalten werden“ so die BfArM-Sprecherin.

Wir haben zudem beim TÜV Rheinland nachgefragt. Ralf Diekmann, Pressesprecher, erklärt: "Die Teststäbchen zählen zu den Medizinprodukten. An sich haben die Abstrichstäbchen als Medizinprodukt zwar kein hohes Gefährdungspotenzial, aber aufgrund der Tatsache, dass sie sterilisiert werden müssen, fallen sie in die Risikoklasse Is.“ Das bedeute, dass der Hersteller das Produkt nicht einfach selber kennzeichnen und dann verkaufen könne, sondern eine "Benannte Stelle“ prüfen müsse, ob die Sterilisation ordnungsgemäss durchgeführt wurde.

Zudem sagt Diekmann: "Die Sterilisation durch Ethylenoxid ist eine seit Jahrzehnten etablierte Standardmethode im Medizinprodukte-Bereich, die auch gerade bei Abstrich-Bürsten aus Kunststoff Anwendung findet. Diese dient dazu, eventuell vorhandene Keime und Bakterien so abzutöten, sodass eine sichere und hygienische Anwendung erfolgen kann."

Mark Benecke ist Sachverständiger für biologische Spuren, Forensiker und Kriminalbiologe. Auch er erläutert uns, dass die Sterilisation ungefährlich sei, denn die Menge an Ethylenoxid sei sehr gering, wie Benecke auch ausführlich in einem Video auf YouTube erklärt.

Übrigens: Medizinprodukte werden nicht ausschliesslich mit Ethylenoxid sterilisiert. Stattdessen nutzen manche Hersteller Bestrahlung oder Dampfsterilisation, um mögliche Keime abzutöten.

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