Ausgerechnet Gesundheitsminister Jens Spahn ist der erste im Bundeskabinett, der sich mit Corona ansteckt. Nun steht die Frage im Raum, ob er das Virus an seine Kollegen weitergegeben hat.
Nach der Corona-Infektion von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) werden nun die Testergebnisse der anderen Kabinettsmitglieder erwartet. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung (Donnerstag) sollen sich alle testen lassen, die mit ihm am Mittwoch an der Kabinettssitzung im Kanzleramt teilgenommen hatten.
Familienministerin
Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog.
Kabinett geht nach Spahn-Infektion nicht als Ganzes in Quarantäne
Das Kabinett als Ganzes soll aber nicht in Quarantäne gehen. Ein Regierungssprecher erklärte, es tage unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln, die darauf abzielten, dass auch bei Anwesenheit einer infizierten Person eine Quarantäne anderer oder gar aller Teilnehmer nicht erforderlich werde. Bei der Sitzung abwesend waren laut "Bild" die Minister
Der FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff äusserte sich kritisch über die Art der Sitzung: "So ein physisches Treffen mitten in Berlin, in so einer Zeit, mit so vielen Menschen mit so vielen Kontakten ist in meinen Augen ein riskantes Unterfangen", sagte er "Bild Live". Ähnlich wie zuvor der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte er eine regelmässige Testung der Kabinettsmitglieder, etwa täglich.
Viele Genesungswünsche an Spahn
Am Abend bedankte sich der 40-Jährige via Twitter für die vielen Genesungswünsche. "Ich bin in häuslicher Isolation und erhole mich mit aktuell nur Erkältungssymptomatik." Er wünsche allen, mit denen er Kontakt hatte, dass sie gesund blieben.
Zuvor hatte neben
Lambsdorff, der im März ebenfalls an COVID-19 erkrankt war, riet Spahn bei "Bild Live": "Lass' auch mal ein Meeting aus, achte auf deinen Körper, schone dich. Aber sobald das Gefühl eintritt, es könnten tatsächlich die Atemwege befallen sein, sobald Luftnot auftritt, muss man sofort den Notarzt rufen und ins Krankenhaus." Er selbst habe nach einer Woche einen Tag mit mehreren Fieberepisoden erlebt, danach sei die Krankheit auskuriert gewesen. Spätfolgen habe er keine.
Spahns Infektion fällt zusammen mit Rekordanstieg in Deutschland
Spahns Infektion fällt zusammen mit dem dramatischen Anstieg der Fallzahlen. Deutschland liegt inzwischen über dem politisch festgesetzten Warnwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen.
Die Verbandschefin der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst hält das Szenario von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht für übertrieben, dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Deutschland auf mehr als 19.000 steigen könnte. Sie habe das "zunächst für unwahrscheinlich gehalten", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstag). "Aber so wie die Dinge derzeit verlaufen, halte ich das inzwischen für eine realistische Einschätzung."
Über die Entwicklung informiert das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstagvormittag in einem Presse-Briefing. RKI-Präsident Lothar Wieler hatte zuletzt den Ernst der aktuellen Lage betont. Einige Städte und Kreise sind nach RKI-Angaben derzeit damit überfordert, den vorgeschriebenen Infektionsschutz in der Pandemie vollständig zu gewährleisten. Die Engpässe umfassten etwa die Ermittlung von Fällen und die Nachverfolgung von Kontaktpersonen.
Höchststände bei den Corona-Infektionen in mehreren Regionen Deutschlands haben inzwischen zu neuen, teils massiven Einschränkungen für Bürgerinnen und Bürger geführt. Im am schlimmsten betroffenen Kreis Berchtesgadener Land in Bayern dürfen die Menschen die Wohnung nur noch aus triftigen Gründen verlassen. Schulen, Kitas, Freizeiteinrichtungen und Restaurants müssen geschlossen bleiben. (mgb/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.