Das italienische Gesundheitsinstitut soll mitgeteilt haben, dass nur 2,9 Prozent der italienischen COVID-19-Toten tatsächlich an der Krankheit gestorben sind. Diesen Fehlschluss ziehen einige Telegram-Nutzer, weil sie einen Bericht des Instituts falsch interpretieren.
"Nur 2,9 Prozent der seit Februar 2020 verzeichneten 'COVID-Toten' sind in Italien tatsächlich auf COVID-19 zurückzuführen. (...) Von den 130.468 Todesfällen, sind daher nur 3.783 auf das Virus selbst zurückzuführen!" Das wurde Anfang November auf Telegram behauptet. Grundlage dafür sei ein Bericht des italienischen nationalen Gesundheitsinstituts Istituto Superiore di Sanità (ISS). Zudem wird in dem Telegram-Beitrag ein Artikel der rechtspopulistischen italienischen Zeitung Il Tempo verlinkt.
Die Behauptung ist falsch, wie CORRECTIV.Faktencheck zusammen mit der Faktencheck-Organisation Pagella Politica in Italien recherchierte. Die Daten zu Corona-Toten werden falsch interpretiert. Die 2,9 Prozent beziehen sich auf den Anteil der COVID-19-Toten, die keine Vorerkrankung hatten.
Das ISS, das in Italien eine ähnliche Funktion wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Deutschland hat, reagierte am 5. Oktober bereits mit einer Pressemitteilung auf die Behauptung. Darin erklärt die Gesundheitsbehörde, dass in Italien nicht nur 2,9 Prozent der COVID-19-Toten tatsächlich an der Krankheit starben. Weiter dementiert die Behörde: "Der Bericht besagt nicht, dass nur 2,9 Prozent der mit COVID-19 zusammenhängenden Todesfälle auf das Virus zurückzuführen sind." Bei 89 Prozent der Menschen, die in Italien mit COVID-19 gestorben sind, sei die Krankheit die "direkt verantwortliche Todesursache".
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Bericht der italienischen Gesundheitsbehörde ISS wurde falsch interpretiert
Die Prozentzahl 2,9 taucht in dem Bericht auf, aber im Zusammenhang mit Vorerkrankungen. Nur 2,9 Prozent der an COVID-19 gestorbenen Menschen hatten demnach keine Vorerkrankung, 67,7 Prozent hatten mindestens drei, was auch im Telegram-Beitrag erwähnt wird.
Die erwähnte Gesamtzahl der COVID-19-Todesfälle im Telegram-Beitrag stimmt mit der Zahl 130.468 im ISS-Bericht überein. Daraus errechnet sich auch die auf Telegram angegebene Zahl von 3.783 – das sind 2,9 Prozent von 130.468.
Im ISS-Bericht wird betont, dass das Vorhandensein von Vorerkrankungen nicht bedeutet, dass COVID-19 nicht todesursächlich gewesen ist. Das betonte Graziano Onder, einer der Autoren der Pressemitteilung, auch gegenüber der italienischen Tageszeitung La Repubblica und erklärte, dass die Daten dahingehend falsch interpretiert würden.
Falsche Behauptung zu COVID-19-Toten in Italien verbreitete sich international
Wie die italienische Faktencheckorganisation Pagella Politica berichtete, hat sich die Falschmeldung nicht nur in Italien und Deutschland verbreitet, sondern auch in Grossbritannien, Finnland, Spanien, Griechenland und Australien. Die gleiche Behauptung wurde schon im Frühjahr 2020 aufgestellt, lediglich bezogen auf einen anderen Bericht des ISS. Auch damals wurden Angaben zu Vorerkrankungen als vermeintlicher Beleg für die Ungefährlichkeit von SARS-CoV-2 interpretiert.
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