• In den USA kam es in sechs Fällen nach Impfungen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson zu Sinusvenenthrombosen.
  • Die Behörden empfehlen nun eine vorübergehende Aussetzung des Impfstoffs.
  • Wegen der möglichen Nebenwirkungen will der Impfstoff-Hersteller nun auch seine Lieferungen nach Europa verschieben.

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Wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen verschiebt der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson die Auslieferung seines Corona-Impfstoffs in Europa. "Wir haben die Entscheidung getroffen, die Markteinführung unseres Impfstoffs in Europa aufzuschieben", erklärte der Konzern am Dienstag.

Zuvor hatten die US-Gesundheitsbehörden eine Pause bei den Impfungen mit dem J&J-Vakzin empfohlen, nachdem bei sechs Menschen im Land danach Sinusvenenthrombosen erfasst wurden.

Die Fälle würden nun genauer untersucht. Bis ein Ergebnis vorliege, werde als Vorsichtsmassnahme die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit Johnson & Johnson empfohlen.

Johnson & Johnson soll 55 Millionen Impfdosen an EU-Staaten liefern

Bislang seien mehr als 6,8 Millionen Dosen des Impfstoffes, der Ende Februar in den USA zugelassen worden war und von dem es nur eine Dosis braucht, in den USA gespritzt worden.

Derzeit würden sechs Fälle untersucht, bei denen es zwischen 6 und 13 Tagen danach zu Sinusvenenthrombosen gekommen war. In drei Fällen sei zusätzlich eine Thrombozytopenie, also ein Mangel an Blutplättchen, gemeldet worden. Betroffen seien Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte vergangene Woche mitgeteilt, Fälle von Thrombosen nach einer Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson zu prüfen. Es seien vier ernsthafte Fälle von Blutgerinnseln aufgetreten, eine Person sei gestorben. Die Behörde hatte betont, dass ein Zusammenhang mit dem Impfstoff des US-Herstellers noch nicht festgestellt worden sei.

Am Montag hatte Johnson & Johnson mit der Lieferung seines im März zugelassenen Impfstoffes in die EU-Staaten begonnen. Die Brüsseler Behörde erwartet ursprünglich bis Ende Juni 55 Millionen Dosen des Impfstoffs. Gut 10 Millionen Dosen sollen nach Deutschland gehen.

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Ursache für Thrombosen nach Corona-Impfung bislang unklar

Im März hatte Deutschland Impfungen mit dem Produkt des Herstellers Astrazeneca vorübergehend ausgesetzt, nach dem das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) ein entsprechendes Vorgehen empfohlen hatte.

Auch einige andere europäische Länder stoppten die Impfungen zunächst. Hintergrund war eine auffällige Häufung von Sinusvenenthrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen kurz nach der Impfung.

Wieso es bei sehr wenigen Geimpften zu dieser schweren Nebenwirkung kommt, ist bislang unklar. Der Greifswalder Forscher Andreas Greinacher macht das Auftreten bestimmter Antikörper für die Thrombosen verantwortlich.

Es sei denkbar, dass die Betroffenen etwas in ihrem Körper hätten, was sie dafür anfällig mache, diese speziellen Antikörper zu produzieren. Was das sei, sei noch unklar, erklärte er kürzlich.

Die Impfstoffe von Johnson & Johnson und von Astrazeneca sind sogenannte vektorbasierte Impfstoffe. Sie nutzen ein harmloses Virus, um Erbinformationen des Coronavirus in den Körper zu schleusen. Mit Hilfe dieser Informationen wird im Körper des Geimpften ein Viruseiweiss gebildet, genauer gesagt das Spike-Protein auf der Oberfläche des Coronavirus.

Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, hatte kürzlich auf Twitter die Vermutung geäussert, dass die Adenoviren, die in beiden Impfstoffen eingesetzt werden, die Nebenwirkungen verursachen. Er wies darauf hin, dass es für Menschen unter 60 Jahren nicht genügend alternative mRNA-Impfstoffe gebe. (dpa/thp)

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