Es ist eine der derzeit grossen Fragen in der Corona-Pandemie: Welche Ansteckungsgefahr geht von Kindern aus? Die Datenlage dazu ist bisher dünn und widersprüchlich. Forscher um den Berliner Virologen Christian Drosten warnen nun vor uneingeschränkten Öffnungen von Kitas und Schulen.
Spielplätze werden wohl bald deutschlandweit wieder von Kindern erobert werden. Nach wochenlanger Schliessung wegen der Coronavirus-Pandemie will die Bundesregierung sie nun wieder öffnen.
Das dürfte nicht nur die Kinder selbst, sondern auch viele Eltern, Erzieher, Psychologen und Ärzte freuen. Allerdings blieb in der Diskussion um Lockerungen bisher eine Frage stets unbeantwortet: Wie ansteckend sind die Jüngsten eigentlich selbst?
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Studie aus Deutschland
Vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene – zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine neue Studie in Deutschland. Die Zahl der Viren, die sich in den Atemwegen nachweisen lässt, unterscheide sich bei verschiedenen Altersgruppen nicht, berichten Forscher in einer vorab veröffentlichten und noch nicht von unabhängigen Experten geprüften Studie.
Zur der Gruppe gehört auch der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. Die Wissenschaftler warnen aufgrund ihrer Ergebnisse vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten in Deutschland.
Die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie zeigten in vielen Ländern Wirkung, schreiben die Forscher weiter. Mit Lockerung der Kontaktbeschränkungen gebe es vermehrt auch Diskussionen darüber, inwieweit die Schliessung von Schulen und Kindergärten zu diesem Erfolg beigetragen hat – und wie sich eine Wiedereröffnung auf die Ausbreitung des Virus auswirken könnte.
Kinder haben oft keine oder nur leichte Symptome
Bisher sei unklar, inwieweit Kinder das Virus an andere Kinder weitergeben. Die Untersuchung dieser Frage sei schwierig, gerade weil die Schulen früh geschlossen wurden und weil das Virus vor allem in der Anfangsphase der Epidemie vor allem von erwachsenen Reisenden weitergegeben wurde. Zudem hätten Kinder oft keine oder nur leichte Symptome und würden deshalb seltener getestet.
Das Team um
Drosten schränkte ein, dass die Studie wegen ihres Ansatzes nur indirekte Hinweise geben könne: Untersuchungen zu Übertragungen von und durch Kinder direkt etwa in Schulen oder Kitas seien derzeit wegen der Schliessungen gar nicht möglich.
Studie aus China "wichtiges Gegenstück"
Drosten selbst machte am Donnerstag auf Twitter auf eine weitere aktuelle Studie aufmerksam. "Wir stellen fest, dass Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren weniger anfällig für eine Infektion mit SARS-CoV-2 sind als Erwachsene im Alter von 15 bis 64 Jahren", erklären die Autoren um Juanjuan Zhang von der School of Public Health der Universität Fudan.
Laut den Untersuchungen aus China, die am Mittwoch in der renommierten Fachzeitschrift "Science" publiziert worden sind, betrage das Infektionsrisiko bei Kindern nur etwa ein Drittel des Risikos bei Erwachsenen. Die "hervorragende" Studie sei ein "wichtiges Gegenstück" zu den eigenen Erkenntnissen, bemerkte der Direktor des Instituts für Virologie der Charité.
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Juanjuan und ihr Team äussern sich ebenso zu Schulschliessungen: Diese allein könnten zwar die Übertragung des Virus nicht unterbrechen, schreiben die Autoren. "Aber sie können die Spitzeninzidenz (die Zahl der Neuinfektionen zu Höchstzeiten, Anm. d. Red.) um 40 bis 60 Prozent senken und die Epidemie verzögern."
RKI-Chef Wieler: Kinder haben dieselbe Rolle wie Erwachsene
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, betonte jedoch am Donnerstag, dass Kinder für die Ausbreitung wohl dieselbe Rolle spielten wie Erwachsene. "Sie können angesteckt werden, sie können das Virus ausscheiden und andere anstecken", sagte er.
Dabei spiele ihr Sozialverhalten eine grössere Rolle als bei Erwachsenen. Kinder seien weniger gut darin, sich an Abstandsregeln zu halten. Egal ob auf dem Spielplatz, der Kita oder der Schule. (dpa/mf)
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