- 19:06 Uhr: ➤ WHO schätzt Corona-Lage in Afrika als "sehr, sehr besorgniserregend" ein
- 17:40 Uhr: Astrazeneca zur Lieferung von 50 Millionen Dosen an EU verurteilt
- 16:24 Uhr: Dramatische Corona-Lage: Moskau verschärft Beschränkungen
- 12:56 Uhr: Merkel mahnt zur Vorsicht bei Corona-Lockerungen
- 10:13 Uhr: Corona-Genesener scheitert am Bundesverfassungsgericht
- 06:41 Uhr: RKI registriert 1.076 Neuinfektionen - Inzidenz bei 10,3
➤ WHO schätzt Corona-Lage in Afrika als "sehr, sehr besorgniserregend" ein
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Corona-Lage in Afrika als "sehr, sehr besorgniserregend" ein. WHO-Notfalldirektor Michael Ryan führte dies am Freitag vor allem auf die Ausbreitung ansteckender Virusvarianten und die niedrigen Impfraten auf dem Kontinent zurück. Grossen Teilen der afrikanischen Bevölkerung und auch gefährdeten Bevölkerungsgruppen werde der nötige Impfschutz "vorenthalten", beklagte Ryan. "Das ist das Ergebnis einer höchst ungerechten Verteilung der Impfstoffe."
Nach Angaben der WHO wurden in Afrika in der vergangenen Woche 116.500 Neuinfektionen registriert - 25.500 mehr als in der Vorwoche. In einigen Ländern hat sich Zahl der Infektionen zuletzt sogar verdoppelt. Bisher sind in Afrika nur ein Prozent der Menschen zweifach und damit vollständig gegen Corona geimpft.
Nach Angaben der WHO mussten viele arme Länder ihre Impfprogramme zuletzt sogar abbrechen, weil sie nicht genug Impfstoff haben. In einer "grossen Zahl von Ländern" könnten deshalb keine zweiten Impfdosen verabreicht werden, sagte der WHO-Experte Bruce Aylward, der bei der WHO für die globale Impfallianz Covax zuständig ist. Betroffen sind demnach Länder auf dem indischen Subkontinent, im südlichen Afrika, in Lateinamerika und im Nahen Osten.
Die Covax-Initiative soll die massive Ungleichheit zwischen reichen Industrieländern und armen Schwellen- und Entwicklungsländern bei den Corona-Impfungen zu verringern. Covax will sicherstellen, dass noch in diesem Jahr in jedem Land die am stärksten gefährdeten 20 Prozent der Bevölkerung gegen Covid-19 geimpft werden können.
Bis Donnerstag waren über Covax aber erst 88 Millionen Impfdosen an 131 Länder verteilt worden - deutlich weniger als ursprünglich geplant.
Die weiteren Corona-News des Tages:
Astrazeneca zur Lieferung von 50 Millionen Dosen an EU verurteilt
17:40 Uhr: Ein belgisches Gericht hat Astrazeneca verurteilt, bis Ende September 50 Millionen Dosen Corona-Impfstoff an die Europäische Union zu liefern. Das teilt das Brüsseler Gericht erster Instanz am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Dabei handelt es sich um Mengen, die für das erste Quartal zugesagt waren, aber nicht rechtzeitig geliefert wurden. Wird das Urteil nicht eingehalten, drohen Zwangsgelder.
Ein Teil des Rückstands aus dem ersten Quartal ist allerdings nach Angaben von Astrazeneca bereits wettgemacht. Die aus dem Urteil resultierende Menge werde bis Ende Juni erreicht, betonte das Unternehmen.
Die EU-Kommission hatte Astrazeneca verklagt, weil der Hersteller viel weniger Corona-Impfstoff geliefert hat als vertraglich zugesagt. Bestellt waren 300 Millionen Dosen von Astrazeneca bis Ende Juni. Doch gingen im ersten Quartal nur 30 Millionen statt 120 Millionen Impfdosen an die 27 EU-Staaten. Die Kommission verlangte per Eilverfahren Ende Mai zunächst rasche Lieferung der ausstehenden 90 Millionen Dosen aus dem ersten Quartal. Das Gericht gestand der EU aus dieser Forderung nun immerhin 50 Millionen Dosen aus dem ersten Quartal zu.
Dramatische Corona-Lage: Moskau verschärft Beschränkungen
16:24 Uhr: Angesichts rasant ansteigender Corona-Infektionszahlen hat Russlands Hauptstadt Moskau weitere Beschränkungen eingeführt. Veranstaltungen sollten ab sofort auf maximal 1.000 Menschen begrenzt werden, schrieb Bürgermeister Sergej Sobjanin am Freitag in seinem Blog. Die Fanzone zur Fussball-Europameisterschaft wird geschlossen.
Laut Gesundheitsbehörde soll zudem die medizinische Routineversorgung für Nicht-Geimpfte vorübergehend eingeschränkt werden.
Die Moskauer Behörden registrierten zuletzt mehr als 9.000 Neuinfektionen binnen einem Tag - so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Fast 90 Prozent der COVID-Erkrankungen in der Zwölf-Millionen-Einwohner-Metropole sind Bürgermeister Sobjanin zufolge auf die zuerst in Indien entdeckte, ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus zurückzuführen.
Für aufschiebbare medizinische Behandlungen sollen laut Moskauer Gesundheitsbehörde vorerst nur noch Geimpfte stationär in Krankenhäuser aufgenommen werden. In Notfällen würden allerdings weiterhin alle Moskauer versorgt, betonte die Behörde. Ausgenommen von der Regelung sollen beispielsweise auch Krebspatienten sein sowie Menschen, die sich etwa aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen dürfen.
Wie in ganz Russland stehen auch in Moskau viele Menschen einer Corona-Impfung mit einem der russischen Präparate weiter skeptisch gegenüber. Auch rund ein halbes Jahr nach Beginn der Massenimpfungen haben sich in der Hauptstadt jüngsten Angaben zufolge erst rund 15 Prozent der Bürger immunisieren lassen. Moskau führte deshalb kürzlich - ebenso wie einige weitere russische Regionen - eine verpflichtende Impfquote für eine Reihe von Unternehmen ein.
Freie Intensivbetten heruntergerechnet? Spahn will Verdacht klären
15:33 Uhr: Bundesgesundheitsminister
Seit rund einer Woche gibt es Spekulationen darüber, ob Kliniken durch bewusst falsche Angaben bei Intensivbetten versucht haben könnten, Ausgleichszahlungen durch die Regierung zu erhalten. Grundlage für die Vermutungen ist das in der Pandemie eingeführte Intensivbetten- Register (Divi-Register). Es ist eine gemeinsame Datenbank der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und des RKI. Die Vorwürfe kamen nach Medienangaben vom Bundesrechnungshof unter Bezugnahme auf ein Schreiben aus dem Robert-Koch-Institut vom Januar. Recherchiert hatten dazu WDR, NDR und die "Süddeutsche Zeitung".
RKI-Präsident Lothar Wieler hielt den Verdacht am Freitag für unbegründet. Die Daten seien für sein Institut auch durch andere Quellen nachzuvollziehen. Diese spiegelten die Angaben im Divi-Register wider, sagte er. "Das heisst also, die Daten sind völlig nachvollziehbar. Und die Situation in Krankenhäusern ist in keiner Weise verzerrt - nach unseren Informationen."
"Ich kann grundsätzlich nicht ausschliessen, dass es auch falsche Meldungen gegeben hat. Jenseits von Vermutungen", sagte Spahn. Bisher gebe es aber offenbar wenige stichhaltige Nachweise dafür.
In dem RKI-Brief heisse es auch, dass es aus den eigenen Daten und Analysen nicht zu erkennen sei. "Es sagt ja keiner, dass das alles perfekt gelaufen ist", ergänzte Spahn. Er kenne aber niemanden, der die tatsächliche Belastung der Kliniken in der Pandemie in Frage stelle. Am Ende sei die Frage: "Auf wen können wir uns denn eigentlich noch verlassen? Und ich hab erst einmal ein Grundvertrauen in Ärztinnen und Ärzte."
Die Vereinigung der Intensivmediziner hatte bereits am 11. Juli betont, dass die abgefragten Daten aller rund 1330 Intensivstationen mit Akutversorgung in Deutschland zu jeder Zeit belastbar waren - und es weiterhin seien.
Israel stellt eine Million Impfdosen für Palästinenser bereit - Vakzin erreicht bald Verfallsdatum
14:44 Uhr: Israel stellt der palästinensischen Autonomiebehörde rund eine Million Impfdosen gegen das Coronavirus zur Verfügung, die kurz vor dem Verfall stehen. Ein entsprechendes Abkommen sei mit der palästinensischen Autonomiebehöre unterzeichnet worden, erklärte die Regierung von Ministerpräsident Naftali Bennett am Freitag.
Israels Bedarf an Impfstoffen ist derzeit gedeckt, der betroffene Pfizer/Biontech-Impfstoff hat bald das Verfallsdatum erreicht. Im Gegenzug werde Israel im September oder Oktober die gleiche Menge an Impfdosen erhalten, die Pfizer/Biontech zu diesem Zeitpunkt ursprünglich in die palästinensischen Gebiete schicken sollte. Die palästinensische Autonomiebehörde im Westjordanland gab zunächst keine Stellungnahme zu der Ankündigung ab.
Inzwischen sind in Israel rund 55 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das neuartige Coronavirus geimpft, das entspricht etwas 5,1 Millionen Menschen. Auf palästinensischer Seite haben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums nur 260.713 Menschen im Westjordanland und im Gazastreifen ihre beiden Dosen erhalten.
Würzburger Impfzentrum wegen Hitze geschlossen
14:19 Uhr: Ein Würzburger Impfzentrum ist am Freitagnachmittag wegen Hitze vorübergehend geschlossen worden. Die Menschen hätten unter Raumtemperaturen von mehr als 40 Grad gelitten, hiess es in einer Mitteilung des Landratsamtes.
Die übrigen rund 700 für Freitag geplanten Impf-Termine sollten auf Sonntag verlegt werden, teilte die Stadt mit. Zudem sollten Termine vom Samstagnachmittag vorsorglich auf den frühen Vormittag verlegt werden.
Griechenland und fast ganz Frankreich nicht mehr auf Risikoliste
13:56 Uhr: Wegen sinkender Corona-Infektionszahlen streicht die Bundesregierung am Sonntag Griechenland, fast ganz Frankreich, die Schweiz und Belgien von der Liste der Risikogebiete. Das teilte das Robert-Koch-Institut am Freitag mit. Wer von dort auf dem Landweg nach Deutschland kommt, muss künftig keinerlei Einreisebeschränkungen wegen Corona mehr beachten.
Razzia nach Impfung von italienischen Hotel-Mitarbeitern in Bayern
13:48 Uhr: Nach der Impfung von Mitarbeitern einer italienischen Ferienanlage in Deutschland hat die Staatsanwaltschaft am Freitag mehrere Gebäude in München durchsuchen lassen. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Nürnberg besteht der Verdacht der Unterschlagung von Impfstoff, der Bestechung und der Bestechlichkeit im Gesundheitswesen. Es wird gegen sieben Beschuldigte - einen Apotheker, Ärzte und einen Rechtsanwalt - ermittelt.
Am 21. Mai waren rund 120 Mitarbeiter des Ferien-Ressorts Forte Village nach München geflogen, um dort geimpft zu werden. Nach einem kurzen Aufenthalt flogen die Hotel-Beschäftigten zurück auf die Insel Sardinien.
Sowohl das Bundesgesundheitsministerium als auch Bayerns Ministerpräsident
Bundesländer fordern Fortsetzung von Corona-Hilfen für Firmen
13:27 Uhr: Bei den Corona-Hilfen für Firmen, die besonders hart von der Pandemie getroffen sind, deutet sich eine Verlängerung an. Die Wirtschaftsminister der Bundesländer forderten am Freitag, die bisher bis Ende September geplanten Finanzmittel bis zum Jahresende fortzusetzen.
Die bisherige "Überbrückungshilfe III" zahlt der Bund. Bundeswirtschaftsminister
Bisher habe man insgesamt 105 Milliarden Euro an Unternehmen als Corona-Hilfen überwiesen, sagte Altmaier. Dabei handele es sich grob zur Hälfte um Kredite und zur Hälfte um Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Hinzu kommt noch Geld von den Ländern.
Die staatliche Unterstützung hat sich nach Altmaiers Darstellung ausgezahlt. Als die noch bis Ende Juni laufende Überbrückungshilfe um drei Monate als "Überbrückungshilfe III plus" verlängert wurde, sei er ohnehin für eine Fortsetzung bis Jahresende gewesen.
Die Corona-Pandemie hat grosse Teile der deutschen Wirtschaft hart erwischt. Inzwischen sieht es wieder etwas besser aus, auch weil Einschränkungen gelockert wurden und zum Beispiel Restaurants und Cafés wieder offen sind. Die Situation in einigen Branchen wie der Messewirtschaft ist aber noch immer sehr angespannt.
Merkel mahnt zur Vorsicht bei Corona-Lockerungen
"Wir wollen nicht diese dauernden 'Rein und Raus in die Kartoffeln'", sagte Merkel bei der Nationalen Luftfahrtkonferenz im brandenburgischen Schönefeld. Sie verwies auf Grossbritannien, wo angekündigte Lockerungen verschoben wurden, weil sich dort die sogenannte Delta-Variante des Virus ausbreitet.
"Wir müssen einfach Schritt für Schritt und vorsichtig vorgehen", sagte Merkel in einem öffentlichen Video-Gespräch mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr.
Mit Tests und draussen: In Berliner Clubs kann man wieder tanzen
12:49 Uhr: Die Berliner Clubs kommen nach der langen Corona-Zwangspause wieder auf Touren: Es darf dort seit Freitag draussen wieder getanzt werden. 250 Besucherinnen und Besucher sind möglich, Voraussetzung ist ein negativer Corona-Test.
"Der Sommer in Berlin ist natürlich etwas ganz Besonderes, auch für die Clubs", sagte Lutz Leichsenring von der Clubcommission, der Dachorganisation der Szene. Die Stimmung sei optimistisch. Mit Blick auf den Herbst sind demnach Pilotveranstaltungen mit wissenschaftlicher Begleitung in den Innenbereichen angedacht, so es die Entwicklung der Pandemie zulässt.
Der Berliner Senat hatte am Dienstag deutlich höhere Obergrenzen für Veranstaltungen beschlossen. Dass das Nachtleben nun gleich wieder so exzessiv wird wie früher, ist unwahrscheinlich.
Der Tourismus läuft in Berlin gerade erst wieder an, und es gibt einige Corona-Auflagen beim Club-Besuch. Gefeiert wird zum Beispiel bei Birgit & Bier, im Ritter Butzke oder im Salon Zur Wilden Renate.
Tokio beginnt mit Impfungen von Olympia-Personal
12:46 Uhr: Tokio hat am Freitag mit den Impfungen für tausende Freiwillige und Mitarbeiter der Olympischen Sommerspiele begonnen. Alle, die engen Kontakt zu den anreisenden Athleten aus aller Welt haben werden, sollen eine Impfung bekommen.
Impfberechtigt sind etwa Beschäftigte im Olympischen Dorf, Flughafenmitarbeiter, Vertreter der Olympischen und Paralympischen Komitees sowie ein Teil der 70.000 Freiwilligen. Das Internationale Olympische Komitee hat insgesamt 40.000 Impfdosen bereitgestellt.
Unklar ist noch immer, ob die Sommerspiele vor Publikum stattfinden werden. Eine Expertengruppe empfahl der Regierung am Freitag Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
"Kein Publikum zu haben, würde das geringste Ansteckungsrisiko bedeuten" und wäre damit "ideal", erklärten sie in einem Bericht an die Regierung sowie das Organisationskomittee. Eine Entscheidung in der Frage wird für die kommende Woche erwartet. Zuschauer aus dem Ausland sind bei den Olympischen Spielen von Tokio ohnehin nicht zugelassen.
Die Olympischen Sommerspiele beginnen am 23. Juli. Die Organisatoren und die japanische Regierung halten an dem Termin fest, obwohl viele Japaner das sportliche Grossereignis inmitten der Corona-Pandemie ablehnen. Bislang sind in Japan lediglich sechs Prozent der 125 Millionen Einwohner vollständig geimpft.
Umfrage: Coronakrise belastet vor allem arme Familien finanziell
11:22 Uhr: Vor allem Familien mit niedrigem Einkommen spüren die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie. Insgesamt sei das Geld zum Monatsende für ein Drittel der Befragten häufiger knapp als vor der Pandemie, geht aus einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter mehr als 2.000 Eltern hervor. Besonders betroffen seien Familien unterhalb der Armutsgrenze, Familien mit nur einem berufstätigen Elternteil und Eltern, die nicht im Homeoffice arbeiten könnten.
"In den zwölf Monaten vor der Befragung haben sie beispielsweise Mahnungen wegen verpasster Zahlungen erhalten oder Überziehungskredite in Anspruch nehmen müssen", erklärte Ifo-Forscher Benjamin Arold. Sieben Prozent der Eltern hätten aus Geldnot sogar auf Mahlzeiten verzichten müssen. Etwa die Hälfte habe sich in der Krise weniger geleistet als zuvor.
Insgesamt gaben demnach aber drei Viertel der Befragten an, dass sie in der Coronazeit gut zurechtkämen. Die Online-Befragung fand im November 2020 statt. Zielgruppe waren Familien mit minderjährigen Kindern und einem Haushalts-Nettoeinkommen von weniger als 3.000 Euro.
Delta-Variante kommt: RKI warnt vor Verspielen von Erfolgen
10:58 Uhr: Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat vor dem Verspielen von Erfolgen in der Pandemiebekämpfung gewarnt. Durch die ansteckendere Delta-Variante, die bisher auf niedrigem Niveau (rund sechs Prozent) in Deutschland kursiere, könne sich das Virus wieder verbreiten, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Freitag in Berlin. Es sei nicht die Frage, ob Delta das Infektionsgeschehen in Deutschland dominiere, sondern wann, ergänzte er.
Vor allem durch Impfen, Masketragen in Innenräumen und Abstandhalten könnten wiedergewonnene Freiheiten aber erhalten bleiben. Bei mangelnder Vorsicht könne das Virus jedoch vor allem Ungeimpfte und erst einmal Geimpfte treffen. "Das dürfen wir einfach nicht riskieren", sagte Wieler.
Das Beispiel Grossbritannien zeige bereits, wie fragil Erfolge in der Pandemiebekämpfung sein könnten. Dort war die 7-Tage-Inzidenz innerhalb weniger Wochen wieder von 20 auf 70 gestiegen.
Geplante weitere Lockerungen wurden deshalb verschoben. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in Deutschland in sieben Tagen sinkt zurzeit bundesweit - auf aktuell 10,3. Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung sei aber noch nicht ausreichend durch Impfungen geschützt, betonte Wieler.
Corona-Genesener scheitert am Bundesverfassungsgericht
10:13 Uhr: Das Bundesverfassungsgericht hat die Beschwerde eines ehemaligen Corona-Infizierten abgelehnt, dessen Ansteckung gemäss der bundesweiten Ausnahmen für Genesene und Geimpfte zu lange zurückliegt. Die Verfassungsbeschwerde sei unzulässig, entschieden die Karlsruher Richter laut Mitteilung vom Freitag (Az.: 1 BvR 1260/21 vom 7. Juni).
Der Mann hatte sich Ende März 2020 mit SARS-CoV-2 infiziert und kann auch heute noch nachweisen, genügend Antikörper im Blut zu haben, wie das Gericht erläuterte. Als genesen gelten nach der COVID-19-Schutzmassnahmen-Ausnahmenverordnung aber nur Menschen, deren Infektion weniger als sechs Monate zurückliegt.
Der Mann habe sich auch dadurch benachteiligt gesehen, dass er nicht durch nur eine Impfung den Status Geimpfter bekomme, weil auch dies voraussetze, dass die Infektion maximal ein halbes Jahr her sei. Für Geimpfte und Genesene nach diesen Definitionen sieht die Verordnung Ausnahmen von den allgemeinen Corona-Regeln etwa bei Kontakten vor.
Allerdings waren die Beschränkungen am Wohnort des Mannes zum Zeitpunkt der Beschwerde schon gelockert. Zudem enthalte das Landesrecht von Berlin eine grosszügigere Regelung als das Bundesrecht, erläuterten die Verfassungsrichter. Testpflichten beziehungsweise die Pflicht zur Vorlage eines negativen Testergebnisses entfalle hier auch bei Menschen, deren Infektion mehr als sechs Monate zurückliege und die einmal geimpft seien.
Sollte der Mann auch gegen die landesrechtlichen Regeln vorgehen wollen, müsste er sich zunächst an Berliner Gerichte wenden. Die Frage, ob die unterschiedlichen Rechtslagen sich entgegenstehen, müsste den Angaben zufolge an Verwaltungsgerichten geklärt werden.
Spahn: Jeder zweite Bundesbürger mit erster Corona-Impfung
10:05 Uhr: Bei den Corona-Impfungen hat nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn inzwischen jeder zweite Bundesbürger mindestens eine Spritze bekommen. Stand heute erhielten 41,5 Millionen Menschen oder 50,1 Prozent der Gesamtbevölkerung eine erste Dosis, wie der CDU-Politiker am Freitag in Berlin mitteilte. Vollständig mit der meist notwendigen zweiten Spritze geimpft sind demnach 29,6 Prozent der Bevölkerung.
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Braun: Müssen schnelles Ausbreiten der Delta-Variante verhindern
09:49 Uhr: Kanzleramtschef
"Wir müssen vorsichtig bleiben, bis alle ein Impfangebot haben. Das gehört zur Fairness gegenüber jenen Menschen dazu, die noch nicht geimpft wurden, weil sie in keiner Priorisierungsgruppe waren und noch keine Gelegenheit zur Impfung hatten", sagte Braun. Von der erreichten Impfquote werde abhängen, ob die Deltavariante oder noch eine andere im Herbst zu einer grösseren Ansteckungswelle führen werden.
In Grossbritannien breitet sich die in Indien entdeckte Delta-Variante rapide aus und treibt trotz hoher Impfquote die Zahl der Neuinfektionen deutlich in die Höhe. Bereits geplante weitere Lockerungen wurden aufgeschoben. In Deutschland ist diese Virusvariante noch wenig verbreitet, ihr Anteil steigt aber. Er lag laut jüngsten Bericht des Robert Koch-Instituts bei 6,2 Prozent in der Kalenderwoche 22 (31. Mai bis 6. Juni). In der Woche davor waren es noch 3,7 Prozent.
Lauterbach räumt ein: "Streeck hatte voll recht"
08:48 Uhr: SPD-Gesundheitsexperte
Streeck hatte im Gespräch mit unserer Redaktion im Januar gesagt: "Wie wir das im vergangenen Frühjahr gesehen haben – gehen im März, spätestens April die Infektionszahlen nach unten. Das ist das typische Verhalten von Coronaviren, die sich über die Sommermonate hinweg nur noch auf einem niedrigen Level verbreiten." Er gehe davon aus, dass es nur noch wenige Fälle geben werde.
Lauterbach und der Bonner Virologe hatten im Verlauf der Pandemie mehrfach deutliche Differenzen. Streeck hatte oft für eine etwas weniger strenge Linie bei den Corona-Massnahmen plädiert.
Messebranche fordert Coronahilfen bis Jahresende
08:13 Uhr: Die von der Pandemie schwer gebeutelte Messebranche fordert vom Bund die Fortsetzung von Coronahilfen bis zum Jahresende.
"Sollte die Überbrückungshilfe schon Ende September auslaufen, brächte das viele Dienstleister auf den letzten Metern der Coronakrise womöglich noch ins Straucheln", sagt Jörn Holtmeier, der Geschäftsführer des Messebranchen-Verbandes Auma.
Seit März 2020 sind die Umsätze der Branche eingebrochen - nur im Spätsommer 2020 wurden einige Messen mit Publikum durchgeführt, zudem brachten Online-Angebote nur wenig Geld in die Kassen. "Die Lage ist katastrophal", sagt Holtmeier.
Curevac-Chef wehrt sich gegen Kritik an Impfstoff
07:22 Uhr: Die vorläufig geringe Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Curevac steht nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden Franz-Werner Haas zu Unrecht in der Kritik. Kein anderes Vakzin sei an so vielen Virusvarianten getestet worden, sagte Haas im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
"Es ist faktisch eigentlich nicht korrekt, die Zahl der vorläufigen Wirksamkeit unseres Corona-Impfstoffs und die Zahlen zur Wirksamkeit anderer Impfstoffe nebeneinander zu stellen", sagte Haas. In der Studie zum Corona-Impfstoffkandidaten CVnCov seien 29 Virusvarianten enthalten. Das ursprüngliche Virus, der Wildtyp, spiele kaum mehr eine Rolle. "Die Zahlen zur Wirksamkeit der anderen Impfstoffe sähen vermutlich anders aus, wenn man deren Studien zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt hätte."
Curevac hatte am Mittwoch in einer Pflichtbörsenmitteilung bekanntgegeben, dass sein Corona-Impfstoff einer Zwischenanalyse zufolge eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine COVID-19-Erkrankung "jeglichen Schweregrades" habe. Bei den anderen in der EU zugelassenen Präparaten liegt der Wert deutlich höher.
RKI registriert 1.076 Neuinfektionen - Inzidenz bei 10,3
06:41 Uhr: Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 1.076 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Das geht aus Zahlen vom Morgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04:52 Uhr wiedergeben, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Zum Vergleich: Vor einer Woche hatte der Wert bei 2440 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nun den Angaben nach binnen 24 Stunden 91 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 102 Tote gewesen. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit SARS-CoV-2 gestorben sind, wird nun mit 90.270 angegeben.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Freitagmorgen mit bundesweit 10,3 an (Vortag: 11,6; Vorwoche: 18,6). Das Institut zählte seit Beginn der Pandemie 3.720.031 nachgewiesene Infektionen mit SARS-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.598 100 an.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von Donnerstagnachmittag bei 0,72 (Vortag: 0,71). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 72 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
Montgomery ist besorgt über Delta-Virusvariante
05:30 Uhr: Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, befürchtet eine rasche Ausbreitung der als besonders infektiös geltenden Delta-Variante des Coronavirus und sieht Handlungsbedarf bei der Politik. Es sei zu erwarten, dass sich die Delta-Variante in Deutschland noch schneller ausbreite als die bisherigen Varianten, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
"Das Tückische bei dieser Variante ist, dass Infizierte sehr schnell eine sehr hohe Viruslast im Rachen haben und damit andere anstecken können, bevor sie überhaupt merken, dass sie sich infiziert haben", sagte Montgomery.
Solange noch nicht genügend Menschen geimpft seien, müssten vor allem die Ansteckungsrisiken im Alltag reduziert werden, mahnte der Ärztevertreter. "Im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und anderen Innenräumen sollten deswegen unbedingt weiterhin FFP2-Masken getragen werden."
Die Länder sollten prüfen, ob die angekündigten Lockerungen nicht zu weit gingen. "Sie sollten ausserdem die politische Grösse haben, angekündigte Lockerungen wieder zurückzunehmen, wenn die Infektionszahlen durch die Delta-Variante wieder steigen sollten. So, wie es die britische Regierung jetzt getan hat", betonte der Mediziner.
Braun empört über Betrügereien bei Corona-Hilfen
03:01 Uhr: Kanzleramtschef Helge Braun hat sich empört über die Betrugsfälle bei Corona-Hilfen geäussert. "Mich macht das fassungslos und traurig", sagte der CDU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Das begann ja schon am Anfang der Pandemie mit den extrem unbürokratischen und schnell geleisteten Soforthilfen für die Wirtschaft und in Not geratene Firmen. Schon da haben wir sehr schnell erlebt, dass mancherorts bis zu 20 Prozent der Summen zu Unrecht ausgezahlt wurden."
Die Konsequenz sei: "Deutschland muss wieder bürokratisch werden. Wir brauchen klare Nachweise, eine ordentliche Bemessungsgrundlage und ein vernünftiges Verwaltungsverfahren, und wir müssen jeden Einzelfall prüfen", sagte Braun. Das mache es allerdings jenen schwer, die die schnelle Hilfe bräuchten. Und es werde für den Staat wieder aufwendig.
"Aber das ist die Lehre aus dieser Pandemie: Es gibt wohl bei uns leider keinen gesellschaftlichen Konsens, dass man eine solche Notlage nicht ausnutzt. Es gibt immer wieder Leute, die es tun", sagte Braun. Der richtige Weg sei dann, schnell zu helfen - aber mit einer zügig nachgezogenen Kontrolle.
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