Eine immer wieder vorgetragene Behauptung von Skeptikern des Coronavirus ist: PCR-Tests seien nicht für eine Diagnose geeignet, die verwendeten Tests zum Nachweis einer SARS-CoV-2-Infektion würden zu viele positive Fälle anzeigen. Virologe Christian Drosten erklärt, warum diese Spekulationen haltlos sind.
Ein langes Stäbchen wird in die Nase oder den Mund geführt, um einen Abstrich zu nehmen. So beginnt jeder PCR-Test auf das Coronavirus. Es ist ein Test für den direkten Nachweis von SARS-CoV-2, bei dem Bestandteile des Virus selbst aufgespürt werden.
In einem Labor wird dabei das Erbmaterial der Viren in einer Polymerase-Kettenreaktion – kurz PCR – so stark vervielfältigt, dass es nachgewiesen werden kann, auch wenn es nur in geringen Mengen vorkommt. Doch diese seit Beginn der Coronakrise weltweit angewandten Standardtests werden von Skeptikern und Leugnern des Coronavirus stark angezweifelt.
In dem im Internet kursierenden und teils wissenschaftlich anmutenden Erklärungen wird behauptet, die Tests seien oft falsch positiv und wiesen mitunter nur Fragmente des Virus nach. Die Corona-Fallzahlen seien demnach viel zu hoch. Virologe
Drosten zweifelt überhaupt nicht an der Zuverlässigkeit der PCR-Tests
Drosten zweifelt überhaupt nicht an der Zuverlässigkeit der PCR-Tests auf Sars-CoV-2: "Ohne ein volles Virus-Genom gibt es keine Virus-Reste." Es gebe auch keine Verwechslungen mit sonstigen Viren wie etwa anderen Erkältungsviren und Coronaviren, fügte er im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update" hinzu.
"Die PCR ist da einfach zweifelsfrei." Daten zur Validierung habe schon die erste Publikation zu dem PCR-Test im Januar enthalten. "Unsere PCR war zwar die erste, die ist aber längst nicht mehr die einzige", sagte Drosten.
"Die Labore sind eigentlich alle inzwischen dazu übergegangen, die Tests von Herstellern zu beziehen. Die haben unsere PCR zum Teil übernommen, zum Teil aber auch ein bisschen modifiziert. Und allen ist gemeinsam, dass die zusätzlich zu unserer Validierung noch mal wieder selber Validierungen gemacht haben." Andernfalls dürfe man solche Tests nicht verkaufen.
"Die muss man ja zertifizieren lassen." Das PCR-Verfahren biete "eine sehr wasserdichte Diagnostik". Mittlerweile gibt es allein in Europa hunderte verschiedene Tests unzähliger Hersteller.
Virologin Ciesek: "Falsch-positive Befunde sind selten"
Auch die Medizinerin und Virologin Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, betont im NDR-Podcast: "Wenn man sich die Befunde anguckt, die wir rausgeben, sind falsch-positive selten."
Das liege auch daran, dass man auf zwei, manchmal sogar drei verschiedene Abschnitte vom Erbmaterial von SARS-CoV-2 teste. "Dann erhöht sich die Sicherheit, dass der Test auch wirklich nicht falsch-positiv ist, weil Sie zwei unabhängige Tests oder zwei unabhängige Gene nachweisen. Dadurch erhöht sich die Richtigkeit dieser Tests", erklärte Ciesek. Das gleiche Verfahren werden beispielsweise auch beim Nachweis von HIV-Infektionen angewendet.
Wie Drosten bestätigt auch Ciesek, dass jeder neue PCR-Test in Laboren validiert werde. Diese Tests seien auch "nichts Neues für uns, sondern das ist eine Diagnostik, wie wir sie in der Virologie, in der Mikrobiologie seit vielen, vielen Jahren nutzen und die als Goldstandard dient".
Ein Problem bleibt allerdings: Ein negatives Ergebnis eines PCR-Tests sagt nur, dass zum Zeitpunkt des Abstrichs keine Viren in der entsprechenden Menge nachgewiesen wurden. Dadurch ist aber nicht ausgeschlossen, dass man sich kurze Zeit vor dem Abstrich noch angesteckt haben könnte.
Und man kann sich natürlich auch nach dem Test jederzeit infizieren. Das heisst aber auch, dass die realen Infiziertenzahlen immer höher liegen als die positiv getesteten.
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(dpa/mf)
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