Er gibt sich, als sei er einer grossen Verschwörung auf der Spur: Der bekannte rechte Blogger Billy Six ist derzeit in einem viralen Video zu sehen. Unter anderem filmt er darin angeblich in einer Coronavirus-Untersuchungsstelle. CORRECTIV.Faktencheck hat das Video geprüft.

Diese Kolumne stellt die Sicht von CORRECTIV.Faktencheck - Fakten für die Demokratie und Till Eckert dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die blauen Sitzreihen sind leer, niemand geht durch den Raum – Billy Six scheint ganz allein zu sein. Er behauptet, gerade in der Coronavirus-Untersuchungsstelle der Berliner Charité zu stehen, im Virchow-Klinikum. Von 8 bis 16 Uhr sollen sich hier eigentlich mögliche Infizierte sammeln, sagt er. Dann spricht der AfD-nahe Blogger direkt in die Kamera: "Das ist doch nicht der Ausnahmezustand, der in den Medien beschrieben wird."

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Später im Video führt Six ein Interview mit einem angeblichen Experten. Am Ende steht er vor der Tür der DRK-Klinik in Berlin-Westend – denn er habe gehört, es gäbe hier gar keine Coronavirus-Patienten.

Billy Six ist gar nicht da, wo er vorgibt zu sein

Was Billy Six hier zu suggerieren versucht, speist ein Narrativ, das derzeit stark viral geht: Dass es sich bei der Pandemie nur um Panikmache handele oder um ein Ablenkungsmanöver der Regierung, und dass die Realität ganz anders aussehe. Aber unser Faktencheck sowie Recherchen des ZDF und des BR Faktenfuchs zeigen: Billy Six’ Video führt stark in die Irre.

Zusammengefasst: Laut einer Pressesprecherin der Charité war Six zwar im Virchow-Klinikum – aber in einem anderen Gebäudeteil. Die Coronavirus-Untersuchungsstelle befinde sich woanders. Das Interview führte Six mit einem Zahnarzt, also einem völlig Fachfremden. Und laut einer Pressesprecherin der DRK-Kliniken stimmt Six’ Aussage zu den Coronavirus-Patienten nicht. Mit Stand 3. April befanden sich acht Coronavirus-Patienten in der Klinik.

Six behauptete ausserdem, Mitarbeiter der Kliniken hätten ihm gesagt, sie stünden Medien "kritisch" gegenüber. Doch im Video taucht niemand von diesen angeblichen Gesprächspartnern auf; und beide Klinik-Sprecherinnen distanzieren sich von Six’ Aussagen.

Falschinformationen zum Coronavirus werden oft über Whatsapp verbreitet – oder in fragwürdigen YouTube-Videos

Trotz grösstenteils falschen Inhalts: Six’ Video verbreitete sich stark, insbesondere über Facebook und YouTube, wo Mitschnitte des Originals kursieren. Zehntausende dürften es mittlerweile gesehen haben.

Wir beobachten derzeit, dass viele Videos auf der Plattform landen, in denen sich angebliche Experten zu Wort melden und das Vorgehen der Regierung kritisieren. In den seltensten Fällen forschen diese aber in für die Bewertung der aktuellen Situation relevanten Wissenschaftsbereichen wie etwa der Virologie oder Epidemiologie. Nach wie vor gilt: Die wichtigsten Quellen sind die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Robert-Koch-Institut.

Wir sehen ausserdem, dass WhatsApp einer der derzeit wichtigsten Verbreitungskanäle für Falschinformationen zum Coronavirus geworden ist. Um diese Meldungen untersuchen zu können, sind wir auf die Hilfe unserer Leser angewiesen. Über unseren CrowdNewsroom können diese uns fragwürdige Inhalte einreichen. In den vergangenen Wochen sind so mehr als 1.500 Einreichungen zusammengekommen. Alle unsere Faktenchecks zum Coronavirus veröffentlichen wir nach wie vor auf unserer Schwerpunktseite.

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