Die Hoffnung der Mediziner und Virologen, mit dem bereits auf dem Markt befindlichen Ebola-Medikament Remdesivir Corona-Patienten helfen zu können, hat sich angeblich zerschlagen. Dem widerspricht aber ein deutscher Arzt.
Hilft der Wirkstoff Remdesivir nun Patienten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, oder nicht? Weltweit laufen verschiedene klinische Studien. Fatalerweise widersprechen sich die Experten.
Das Medikament habe bei Patienten in der München Klinik Schwabing erste Erfolge gebracht, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt der an der Studie beteiligten Klinik für Infektiologie.
Zuvor war es laut einem Bericht der "Financial Times" nicht gelungen, durch den Einsatz des ursprünglich gegen die Infektion mit dem Ebolavirus verwendete Medikament den Gesundheitszustand von Corona-Patienten zu verbessern.
Zweifel an Studie mit Remdesivir aus China
Die Zeitung berief sich auf eine Zusammenfassung der Studie, die offenbar aus Versehen kurzzeitig auf der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu sehen war. Demnach waren bei dem klinischen Test in China 158 Infizierte mit Remdesivir behandelt worden, während eine Kontrollgruppe von 79 Patienten das Mittel nicht erhielt.
Nach einem Monat waren den Berichten zufolge 13,9 Prozent der Probanden, denen Remdesivir verabreicht worden war, gestorben. In der Kontrollgruppe waren es 12,8 Prozent.
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Dagegen schätzt Wendtner, die Hälfte der mit Remdesivir behandelten Patienten habe in München davon profitiert. Es sehe danach aus, dass schwer Erkrankte früher von den Beatmungsmaschinen genommen werden könnten.
Auch in den USA berichteten Ärzte von ersten ermutigenden Erfahrungen. Medien zufolge wurden in Chicago 125 Corona-Patienten mit dem Medikament behandelt. Dem Vernehmen nach will die Herstellerfirma in Kürze eine Interimsanalyse bei 400 Patienten mit schwerem Verlauf veröffentlichen.
Hersteller von Remdesivir wehrt sich gegen Schlussfolgerung
Der Pharmakonzern Gilead Sciences, der das Mittel entwickelt hat, wies die Darstellung der Studienergebnisse aus China zurück. Der auf der WHO-Website veröffentlichte Beitrag sei eine "unangemessene" Zusammenfassung der Experiments.
Die Studie sei wegen geringer Beteiligung vorzeitig beendet worden und daher statistisch nicht signifikant. Zudem sei aus den Daten ein "möglicher Nutzen von Remdesivir" abzuleiten, insbesondere bei Patienten in einem frühen Krankheitsstadium.
In Deutschland beteiligen sich an den Studien neben der Schwabinger Klinik unter anderem das Münchner Klinikum Rechts der Isar der Technischen Universität München, das Hamburger Uniklinikum Eppendorf und das Uniklinikum Düsseldorf.
Wendtner: "Für abschliessende Bewertung noch zu früh"
Noch sei es zu früh für eine abschliessende Bewertung, sagte Wendtner, der im Januar die bundesweit ersten Corona-Fälle behandelt hatte. Rund 7.600 Patienten sollen weltweit an den Studien teilnehmen. "Wir haben noch nicht einmal die Hälfte davon rekrutiert."
Zu der umstrittenen chinesischen Studie sagte Wendtner, dort sei lediglich knapp die Hälfte der angestrebten 453 schwer erkrankten Patienten mit dem Medikament behandelt worden. Dies lasse keine belastbare Aussage zu.
Zudem sei nicht definiert worden, was als schwere COVID-19-Erkrankung gewertet wurde. Die letztlich nicht belastbaren chinesischen Zwischenergebnisse dürften nicht die Fortführung der laufenden Studien gefährden. Es müsse "ganz in Ruhe" abgewartet werden, was diese erbrächten, sagte Wendtner.
Ende Mai sollen Daten vorliegen, "die dann ein finales Statement bezüglich Remdesivir zulassen werden". Derzeit allerdings gelte: "Es gibt nach wie vor kein Medikament, bei dem erwiesen ist, dass es bei COVID-19 wirkt." (hau/dpa/AFP)
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