Das Robert-Koch-Institut rechnet damit, dass es in Deutschland zu weiteren Ansteckungswellen mit dem Coronavirus kommen wird. Dennoch teilte Präsident Lothar Wieler am Dienstag auch positive Nachrichten mit.
Die Ansteckungsrate des Coronavirus flaut weiter ab. Nach aktuellem Stand steckt ein Infizierter derzeit etwa 0,71 Menschen an, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Dienstag mitteilte. Zuletzt lag die sogenannte Reproduktionszahl noch bei 0,8.
"Die Zahl der übermittelten Infektionsfälle sinkt weiter. Das ist eine sehr gute Nachricht", sagte Präsident Lothar Wieler. Dies sei jedoch nur eine Momentaufnahme. Denn es sei mit weiteren Ansteckungswellen zu rechnen, so Wieler.
Wieler: "Das ist eine Pandemie"
"Das ist eine Pandemie. Und bei einer Pandemie wird dieses Virus so lange Krankheiten hervorrufen, bis 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind", bekräftigte Wieler. Es werde "mit grosser Sicherheit" eine zweite Welle geben, dessen sei sich die Mehrheit der Wissenschaftler sicher. Viele gingen auch von einer dritten Welle aus.
Mit den Ausführungen reagierte Wieler auf eine Journalistenfrage zur geplanten App zur Kontaktnachverfolgung von Infizierten. Der RKI-Präsident sagte, dass das Werkzeug - als eines von mehreren - vor diesem Hintergrund auch zu einem späteren Zeitpunkt noch gebraucht werde. Wann die App an den Start gehen könnte, sagte er aber nicht.
RKI: Bisher 2,4 Millionen Corona-Tests in Deutschland
Entgegen der App ist das RKI in Sachen Labortest offenbar schon deutlich weiter. In Deutschland seien bislang 2,4 Millionen Corona-Labortests gemacht worden, teilte das RKI weiter mit. Das betreffe den Zeitraum bis einschliesslich Woche 17 dieses Jahres.
Etwa 7,2 Prozent der Tests seien positiv gewesen. Mit Stand Kalenderwoche 18 lägen die Laborkapazitäten bei rund 142.000 pro Tag, hiess es unter Berufung auf Daten von 133 Laboren.
Es würden Anstrengungen unternommen, um die Testkapazitäten weiter zu erhöhen. Das sei wichtig, um ein genaues Bild zu bekommen.
Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle weiterhin hoch
Neben den Labortests informierte Wieler am Dienstag auch über die Zahl der täglich gemeldeten Todesfälle. Diese sei weiterhin hoch, sie liege zwischen 40 und 200, sagte der RKI-Präsident. Der Anteil der Verstorbenen unter den bestätigten Fällen sei in den vergangenen Wochen kontinuierlich gestiegen und liege nun bei 4,2 Prozent.
Weiterhin würden Ausbrüche in Pflegeheimen und Krankenhäusern übermittelt. Bei etwa zwei Drittel aller übermittelten Fälle könne man derzeit aber nicht gut zuordnen, wo sich die Menschen angesteckt haben, erläuterte Wieler. Das liege auch an den Kapazitäten der Gesundheitsämter, die teils noch nicht dazu gekommen seien, Ausbrüche adäquat zu dokumentieren.
Steige die Zahl der Erkrankungen nicht wieder an, würden bei der derzeitigen Dynamik keine Engpässe bei den Behandlungskapazitäten erwartet, so Wieler. Dafür, dass die Zahlen nicht wieder ansteigen, werde man Sorge tragen. (msc/dpa)
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