Der Corona-Hotspot Spanien will im Juli seine Grenzen für ausländische Touristen öffnen. Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte: "Wir werden garantieren, dass die Touristen keine Risiken eingehen werden."
Spanien will seine Grenzen wieder öffnen. "Ab Juli wird der Empfang ausländischer Touristen unter sicheren Bedingungen wiederaufgenommen werden", sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez am Samstag in einer Rede an die Nation. "Wir werden garantieren, dass die Touristen keine Risiken eingehen werden und auch, dass sie keine Risiken für uns verursachen", erklärte der sozialistische Politiker.
Mit seiner Ankündigung machte Sánchez allerdings auch Hoffnungen auf eine frühere Wiederaufnahme des Tourismus zunichte. Diese waren jüngst gewachsen, nachdem ein anderer Corona-Brennpunkt, Italien, die Grenzöffnung für Touristen bereits ab dem 3. Juni angekündigt hatte.
Tui will Reisende auch nach Österreich, Griechenland und Kroatien bringen
Diese Hoffnung gab es auch in Deutschland. Noch kurz vor der Bekanntgabe aus Spanien hatte Tui-Vorstandschef Fritz Joussen gesagt, er wolle schon im Juni den Flugverkehr nach Mallorca aufnehmen. Jetzt muss das Vorhaben verschoben werden. "Wir halten uns an die offiziellen Vorgaben und stehen mit den lokalen Behörden in Kontakt", sagte ein Tui-Sprecher. "Sobald es von ihnen grünes Licht gibt, sind wir startbereit."
Auch in andere Länder will Tui schon bald wieder Reisende bringen. Österreich, Griechenland, Zypern, Kroatien und Bulgarien seien sehr gut vorbereitet, sagte der Tui-Chef der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). Die Hotel-Saison solle dort spätestens am 1. Juli starten. Mit der Türkei befinde man sich in Gesprächen. "Es wird eine Dynamik der Öffnungen geben, weil es keinen Grund für einen dauerhaften Lockdown des Tourismus gibt."
Zuletzt hatte es bei den Beratungen innerhalb der Europäischen Union zum Abbau der Reisebeschränkungen vor den Sommerferien erste Fortschritte gegeben. Aussenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich am Mittwoch nach Videokonferenzen mit den Nachbar- und Urlaubsländern der Deutschen zuversichtlich, dass die weltweite Reisewarnung nach dem 14. Juni zumindest für die EU aufgehoben werden kann.
Laut Joussen ist bei Auslandsreisen diesen Sommer nicht mit hohen Preisen zu rechnen. "Grundsätzlich haben alle Länder viel freie Kapazität 2020. Das sorgt für günstige Angebote. Aber einige Regionen wie Deutschland sind jetzt in den ersten Wochen besonders begehrt, da sieht es also umgekehrt aus."
Tourismus mit am schwersten von Pandemie betroffen
Unterdessen ringen Reiseunternehmen weiter um staatliche Hilfen. Für Reisebüros forderte Joussen einen Rettungsschirm. "Viele mittelständische Betriebe halten das nicht mehr lange durch. Dafür sind die Margen für Veranstalter und Reisebüros zu gering. Ich unterstütze eine nicht rückzahlbare Übergangshilfe für die Reisebüros."
Der Tourismus gehört zu den Branchen, die von der Pandemie am schwersten betroffen sind. Tui etwa verliert jeden Monat eine dreistellige Millionensumme. Tausende Jobs sollen wegen des steigenden Spardrucks gestrichen werden. Um seine Zahlungsfähigkeit zu sichern, bekommt der Konzern über die staatliche Förderbank KfW einen Kredit von 1,8 Milliarden Euro.
Auch kleine Reiseunternehmen trifft die Krise hart. Der Staat greift zwar Kleinunternehmern mit Soforthilfen wie Zuschüssen und Darlehen unter die Arme. Aus Sicht der Reisebranche sind diese jedoch für die Tourismuswirtschaft nur bedingt geeignet. Viele Unternehmen fühlen sich von der Politik weitgehend im Stich gelassen.
"Die Tourismuswirtschaft wollte sich mit Gutscheinen für Reisen, die wegen der Corona-Pandemie storniert werden mussten, selbst helfen. Doch diese Lösung ist gescheitert", sagte Ralph Schiller, Geschäftsführer beim Reiseveranstalter FTI Group der Deutschen Presse-Agentur. "Jetzt brauchen wir als Alternative einen Rettungsfonds, der den Steuerzahler Geld kosten dürfte."
Europäisches Reiserecht: Anspruch auf Erstattung
"Vielen Unternehmen läuft die Zeit davon", mahnte der Manager, der auch im Vorstand des Deutschen Reiseverbandes (DRV) sitzt. "Der Liquiditätsdruck trifft alle Unternehmen, ob gross oder klein. Wenn ein Räderwerk mit rund 3 Millionen Arbeitsplätzen stillsteht, trifft das alle."
Deutschland wollte wie andere EU-Länder auch Verbraucher ursprünglich verpflichten, Gutscheine statt Erstattung bei coronabedingt ausgefallenen Reisen zu akzeptieren, nahm nach Widerstand aus Brüssel aber Abstand davon. Europäisches Reiserecht sieht für derartige Fälle einen Anspruch auf Erstattung vor. Das Kabinett beschloss eine freiwillige Lösung. Wer wegen der Coronakrise eine Pauschalreise nicht antreten kann, kann sein Geld zurückverlangen oder Gutscheine akzeptieren. "Ich hätte mir von der Bundesregierung mehr Mut bei den Gutscheinen gewünscht", sagte Schiller. © dpa
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