Die EM 2020 soll wegen des Coronavirus in den Sommer 2021 verschoben werden. Betroffen sind zwölf Gastgebernationen, 24 Teilnehmer und Millionen Fans. Noch ist unklar, wie der Modus aussehen soll.

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Die Fussball-EM 2020 soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge in den Sommer 2021 verlegt werden. Einem entsprechenden Vorschlag der Europäischen Fussball-Union haben am Dienstag die nationalen Ligen sowie die Europäische Clubvereinigung ECA zugestimmt, wie unter anderem das ZDF berichtete. In einer weiteren Videokonferenz müssen die 55 UEFA-Mitgliedsverbände die Verlegung aufgrund der Coronavirus-Pandemie absegnen, ehe das UEFA-Exekutivkomitee die endgültige Entscheidung treffen kann. Ursprünglich sollte das paneuropäische Turnier in diesem Sommer vom 12. Juni bis zum 12. Juli ausgetragen werden.

Deutschland wäre mit München einer von zwölf Gastgebern für die 51 Spiele der 24 Teilnehmer gewesen. Inwieweit die UEFA die historische Endrunde im Sommer 2021 unter gleichen Voraussetzungen ausrichten will und kann, blieb zunächst offen. Laut einer Twitter-Mitteilung des norwegischen Fussball-Verbandes soll das Turnier vom 11. Juni bis zum 11. Juli 2021 ausgetragen werden.

Eröffnungsspiel hätte im Rom stattgefunden

Den nationalen Ligen wird die Massnahme die dringend benötigte Zeit verschaffen, um die derzeit ausgesetzte Saison doch noch unter einigermassen regulären Umständen beenden zu können. Stichtag ist dann erst der 30. Juni, an dem normalerweise auslaufende Verträge enden. Die Deutsche Fussball Liga hatte am Montag verkündet, für die verbleibenden Partien auf Geisterspiele setzen zu wollen.

Das EM-Eröffnungsspiel war für den 12. Juni in Rom terminiert. Italien gilt als Epizentrum der Coronaviruskrise in Europa. Aufgrund der rasanten Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 hatte die italienische Regierung am 9. März landesweite Sperr-Massnahmen verhängt, die Weltgesundheitsorganisation WHO klassifizierte die Verbreitung von Sars-CoV-2 am 11. März als Pandemie. Sechs Tage später reagierte die UEFA.

Die deutsche Nationalmannschaft hatte sich als Gruppenerster für die EM qualifiziert. Als Gegner waren der DFB-Elf Frankreich, Portugal sowie der Gewinner einer Play-off-Partie zugelost worden. Eine "Hammergruppe" wie Bundestrainer Joachim Löw befand. Die Nationalmannschaft wollte im Sommer endgültig Wiedergutmachung leisten für die desolate Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in Russland, die für den Deutschen Fussball-Bund bereits nach der Vorrunde beendet war.

Gastgeber in ganz Europa ausgewählt

Der EM-Modus mit über den gesamten Kontinent verteilten Gastgeberorten war zur Feier des EM-Jubiläums gewählt worden, vorgeschlagen vom früheren UEFA-Präsidenten Michel Platini. Neben München und Rom wurden Amsterdam, Kopenhagen, Bilbao, St. Petersburg, Bukarest, Budapest, Baku, Glasgow, Dublin und London als Gastgeber ausgewählt. Die britische Hauptstadt bekam unter anderem beide Halbfinals und das Endspiel zugesprochen.

Die Nationalmannschaft wollte Mitte Juni ihr Basisquartier in Herzogenaurach beziehen, etwa zwei Stunden von der Münchner Allianz Arena entfernt. Auf dem Terminplan stand zudem ein Trainingslager ab Ende Mai in Österreich. Löw hätte bis zum 2. Juni seinen endgültigen Kader bei der UEFA melden müssen, das erste deutsche Gruppenspiel gegen die Franzosen wäre am 16. Juni in München angepfiffen worden.

Die UEFA hatte ihre Turnier trotz der steigenden Zahl der Coronafälle zuletzt mehrfach verteidigt. Immer wieder verwies der Dachverband auf den regen Kontakt "mit den zuständigen internationalen und lokalen Behörden". In etlichen europäischen Ligen war da längst der Ausschluss der Zuschauer oder sogar die Aussetzung des Spielbetriebes beschlossen worden.

Durch eine Verlegung in den Sommer 2021 muss sich die UEFA mit dem Weltverband FIFA arrangieren, der zu dem Zeitpunkt eigentlich die Premiere der millionenschweren Club-WM feiern will. Dieses Turnier war zuletzt auf 24 Mannschaften aufgestockt worden, ursprünglich sollten acht davon aus Europa kommen. Möglicherweise entsendet die UEFA im Gegenzug für eine Verlegung der Club-WM aber nun mehr Vereine.


  © dpa

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