Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat ihre Richtlinien für Coronavirus-Tests aufgeweicht - Medienberichten zufolge auf Druck von Präsident Donald Trump. Virenexperte Anthony Fauci wehrt sich gegen Vorwürfe, wonach er die Pläne durchgewunken habe. Er zeigte sich zugleich "beunruhigt" über die Folgen der neuen Teststrategie.
Die US-Gesundheitsbehörde hat ihre Richtlinien für Coronavirus-Tests aufgeweicht: Bislang empfahl das Zentrum für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (CDC) allen einen Test, die engen Kontakt zu einem Infizierten hatten. Weil auch Menschen ohne Krankheitssymptome das Virus weiterverbreiten könnten, sei es wichtig, Kontaktpersonen von Infizierten schnell zu identifizieren und zu testen, erklärte die Behörde.
Seit dieser Woche heisst es nun auf der CDC-Website, wer sich mindestens 15 Minuten lang in der Nähe eines Infizierten aufgehalten habe, aber selbst keine Symptome zeige, brauche nicht mehr notwendigerweise einen Test.
Fauci weist Darstellung zurück: "War unter Vollnarkose im Operationssaal"
Mediziner wie der renommierte Virenexperte und Präsidentenberater Anthony Fauci kritisierten die neue Teststrategie. Unklar blieb zunächst, aus welchem Grund und auf welcher Grundlage die Testrichtlinie verändert wurde.
Ein Vertreter des Gesundheitsministeriums sagte, "wie immer" seien auch die Experten des Corona-Krisenstabs des Weissen Hauses hinzugezogen worden. Der Ministeriumsvertreter Brett Giroir fügte hinzu, auch Fauci habe die Pläne gesehen.
Fauci wies diese Darstellung allerdings zurück. "Ich war unter Vollnarkose im Operationssaal und war an keiner Besprechung oder Beratung zu den neuen Testempfehlungen beteiligt", sagte der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIH) im Sender CNN.
Fauci war am Donnerstag vergangener Woche operiert worden. Dem in der Coronakrise weltweit bekannt gewordenen Immunologen musste ein Polyp an den Stimmbändern entfernt werden.
Fauci zeigte sich zugleich "beunruhigt" über die Folgen der neuen Teststrategie. "Ich mache mir Sorgen, dass sie die Menschen zu der irrigen Annahme verleitet, dass asymptomatische Verbreitung kein grosses Problem ist. Das ist sie aber", sagte Fauci, der auch immer wieder irreführende Äusserungen von Präsident
Gesundheitsexperten reagieren fassungslos
Auch andere Gesundheitsexperten reagierten fassungslos. Geschätzt 40 bis 50 Prozent aller Infizierten seien asymptomatisch, schrieb die Medizinerin Leana Wen von der George-Washington-Universität bei Twitter.
Wer dem Virus ausgesetzt gewesen sei, müsse dies wissen, um seine Familie und die Öffentlichkeit zu schützen. "Es stellt sich die Frage: Wurde diese Änderung vorgenommen, weil wir nicht ausreichend Tests haben?", fragte Wen.
Sowohl CNN als auch die "New York Times" berichteten, die Gesundheitsbehörde CDC habe ihre Richtlinien auf Druck von Donald Trump geändert. Der US-Präsident hat wiederholt beklagt, dass die USA so hohe Infektionszahlen aufweisen würden, weil so viel getestet werde. Dies lasse sein Land und seine Regierung in einem schlechten Licht dastehen.
Zwar stimmt es, dass die USA besonders viel testen. Trotzdem ist das Land von dem Virus besonders hart getroffen: Bislang wurden mehr als 5,8 Millionen Corona-Fälle bestätigt, rund 180.000 Menschen starben an den Folgen einer Infektion. Trump, der sich am 3. November für eine zweite Amtszeit wiederwählen lassen will, steht wegen seines Umgangs mit der Pandemie massiv in der Kritik. (AFP/lh)
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