Italien hofft endlich auf eine Verlangsamung der Infektionen mit SARS-CoV-2. Die Regierung drosselt die Wirtschaftsaktivität noch weiter. Die jüngsten Opferzahlen jedenfalls wirken wie schwaches Licht im dunklen Tunnel.
Nach gut einmonatigem Kampf gegen die Corona-Krise sind die Signale in Italien gespalten: Einerseits hat die Regierung die wirtschaftliche Aktivität ab Montag weiter gedrosselt und lässt die nicht-lebenswichtige Produktion stoppen. Andererseits erlaubt das Dekret so viele Ausnahmen, dass Gewerkschaften das Ansteckungsrisiko bei der Arbeit als zu gross kritisierten. Einerseits keimt die Hoffnung, dass die Zahl der Toten und der bald 64.000 Infizierten weniger rasant als bisher steigen könnte. Zugleich sorgte der Tod weiterer Ärzte im besonders notleidenden Norden für Trauer und Entsetzen.
600 neue Corona-Tote - Zweiter Tag mit Verlangsamung
Am Montag kletterte die Totenzahl den zweiten Tag in Folge etwas langsamer als zuvor. Die Behörden meldeten zwar immer noch rund 600 neue Corona-Opfer im Land. Doch der Anstieg war etwas geringer als am Sonntag. Schon da war vorsichtiger Optimismus aufgekommen. Insgesamt registrierte Italien bisher knapp 6.080 Tote infolge der Coronavirus-Pandemie.
"Es reicht nicht aus, zwei Tage eine Verlangsamung der Ansteckung zu sehen - und hoffen wir, dass es heute der zweite Tag wird -, um zu sagen, dass alles in Ordnung ist", hatte der Regionalkommissar Giulio Gallera, der in der Lombardei für Gesundheit zuständig ist, dem Sender Rai1 gesagt. In den Brennpunkten, in Bergamo und Brescia, gebe es viele Neu-Ansteckungen. Positiv sei, dass die Zahlen in der Millionenmetropole Mailand am Sonntag etwas weniger als am Tag zuvor gestiegen seien.
Ärzte stecken sich in überfüllten Krankenhäuser an
Indessen sorgte der Ärzte-Verband Fnomceo mit einer immer längeren Liste toter Mediziner für neues Entsetzen: Bergamo, Parma, Cremona - die Namen einiger Städte, wo sich viele Ärzte in den überfüllten Krankenhäusern angesteckt haben. Die Aufzählung der Toten umfasst inzwischen mehr als 20 Namen. Krankenschwestern, die über zu wenig Schutzkleidung und totale Arbeitsüberlastung berichten, sind auch betroffen - aber dort nicht aufgeführt. Mehrere Priester, die Kranken geholfen hatten, starben ebenfalls in den Epizentren der Pandemie im Norden. Italien ist in Europa am härtesten betroffen.
Der 31-jährige Marco Ceresoli verwarf andere Pläne und kam als Zusatz-Arzt freiwillig nach Bergamo. Seit rund einer Woche sei er im Dauereinsatz im Krankenhaus Papa Giovanni XXIII in Bergamo, erzählte er der Zeitung "La Repubblica". Zuerst aufgefallen sei ihm "die Einsamkeit der Kranken", die keinen Besuch erhalten dürften. Manchmal reiche ein liebes Wort, manchmal habe er die Hand genommen. Er wisse, dass das Risiko auch für Ärzte gross sei. "Natürlich gibt es Risiken, aber es ist besser, wenn ich das auf mich nehme, als wenn es ein 70-jähriger Kollege tut, der aus dem Ruhestand zurückgekehrt ist."
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Ausgangssperre als Hoffnung
In Italien waren die ersten Fälle dieses Corona-Ausbruchs in der Lombardei, in der Provinz Lodi, am 20./21. Februar publik geworden. Seitdem erliess die Regierung in Rom immer striktere Massnahmen. Seit dem 10. März gilt eine Ausgangssperre. Die Zahlen vom Sonntag hatten erstmals die Hoffnung genährt, dass diese Sperre und Ladenschliessungen allmählich Wirkung zeigen könnten. Der Zivilschutz hatte zwar am Sonntag immer noch rund 650 neue Tote im Zusammenhang mit dem Sars-CoV-2-Erreger binnen 24 Stunden gemeldet. Doch schon diese Zahl lag unter dem Rekordwert von Samstagabend von fast 800 Toten.
Zivilschutzchef Angelo Borrelli mahnte jedoch mehrfach, dass erst die nächsten Tage zeigen würden, ob der Trend wirklich gebrochen sei.
Am Wochenende hatte die Regierung dann die neuen Verbote in der Produktion erlassen. Trotzdem würden unter anderem die Lebensmittel- und Transportbranche sowie die Entsorgungs- oder Energieindustrie weiter arbeiten. Ebenso wie Betriebe aus den Bereichen Medizin, Chemie, Plastik, Tierfutter und vieles mehr. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa hatten Wirtschaftsvertreter vor zu drastischen Schliessungen gewarnt. Gewerkschaften dagegen drohten mit Streiks, weil die Beschäftigten bei der Arbeit nicht genug vor Ansteckung geschützt seien. (Petra Kaminsky/dpa/ash)
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