- In vielen Bundesländern sind seit dem Wochenstart weitere Corona-Lockerungen in Kraft.
- Mit den Schnelltests geht es nicht ganz so schnell.
- Neben aller Freude herrscht viel Verunsicherung.
Für viele Menschen in Deutschland ist zum Wochenstart das Leben in der Corona-Pandemie wieder etwas einfacher geworden. Obwohl die Infektionszahlen in vielen Regionen steigen, wurden in den meisten Bundesländern am Montag weitere Corona-Regeln gelockert - allerdings nur vorsichtig und Schritt für Schritt. Parallel gingen die kostenlosen Corona-Schnelltests an den Start. Das lief am ersten Tag teils wegen mangelnder Verfügbarkeit noch nicht überall reibungslos, wie eine Abfrage aus den für die Verteilung zuständigen Bundesländern ergab.
Viele Apotheken und Arztpraxen konnten am Montag noch keine kostenlosen Schnelltests anbieten - auch mit Verweis darauf, dass die entsprechende Bundesverordnung noch nicht vorliege. In den Testzentren herrschte zum Teil grosser Andrang, wie etwa die Länder Berlin und Sachsen berichteten.
Bund und Länder hatten bei ihrem jüngsten Treffen am Mittwoch vereinbart, dass der Bund von Montag an allen Bürgern mindestens einen Schnelltest pro Woche zahlt. Für die Bereitstellung sind die Bundesländer verantwortlich. Damit die Tests in der Breite ankommen, soll geschultes Personal - vor allem in Apotheken, Arztpraxen oder Testzentren - die Testungen per Nasen- oder Rachenabstrich durchführen.
Gleichzeitig sind seit Samstag auch Laien-Selbsttests zur Anwendung Zuhause im Einzelhandel erhältlich. Sie waren binnen weniger Stunden ausverkauft, wie die Discounter Aldi und Lidl mitteilten. Nach den Discountern peilen auch die Drogeriemarktketten dm und Rossmann den Start des Verkaufs von Corona-Selbsttests an. Sofern die Lieferungen wie geplant kämen, "können wir den Corona-Schnelltest voraussichtlich im Laufe der Woche in unseren Verkaufsstellen anbieten", teilte Rossmann am Montag mit. Von dm hiess es ebenfalls, man gehe davon aus, im Laufe dieser Woche starten zu können.
Ursprünglich hatten beide Ketten den Verkaufsbeginn für Dienstag (9. März) in Aussicht gestellt, dies aber an notwendige Lieferungen gekoppelt - diese kamen offenbar nicht so schnell wie erhofft. Die Edeka-Supermärkte wollen die Tests "in Kürze" anbieten.
Die Bundesregierung will den Ländern die Bestellung von Millionen Corona-Selbsttests erleichtert. Bis Dienstagmittag könnten die Länder insgesamt 10,5 Millionen Tests beim Mannheimer Pharmakonzern Roche bestellen, heisst es in einem Brief von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Infrastrukturminister Andreas Scheuer (CSU) an die Regierungschefs der Länder, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Von Mittwoch an könne Roche bis zu 1,5 Millionen täglich ausliefern. Der Bund gebe dafür eine befristete Abnahmegarantie.
Bei den bislang verfügbaren Schnelltests, die der Bund kostenlos anbietet, gibt es noch einige offene Fragen. So blieb am Montag etwa unklar, ob Arztpraxen und Apotheken die kostenlos Getesteten registrieren müssen, damit es nicht zu mehr als einem Gratis-Test pro Woche kommt. Auf dpa-Anfrage teilt das Bundesgesundheitsministerium lediglich mit, dass es eine solche Dokumentationspflicht in Testzentren gebe.
Auch bei den Anbietern körpernaher Dienstleistungen, die seit Montag in den meisten Bundesländern wieder unter strengen Auflagen ihre Arbeit aufgenommen haben, herrschte teils grosse Verunsicherung. Die Kosmetiker-Innung in Brandenburg befürchtet weniger Kunden und beklagt unzureichende Informationen zur Dokumentationspflicht.
Click and Meet kaum angenommen
Im Handel fällt die erste Öffnungsbilanz durchwachsen aus. Händler, die bereits komplett öffnen durften, meldeten hohes Kundeninteresse. Zu einem Ansturm haben die ersten Lockerungen nach Angaben von Städten aber nicht geführt, Einkaufstourismus sei ausgeblieben. Oft herrschte Zurückhaltung, in manchen Regionen klagten Händler und Kunden über verwirrende Regeln. So gab es Berichte etwa aus Rheinland-Pfalz und Hamburg, dass nur wenige Kunden das Shoppen nach vorheriger Terminvereinbarung ("Click and Meet") in Anspruch nehmen würden.
Seit Montag dürfen Geschäfte in den Bundesländern, Regionen und Städten wieder komplett öffnen, in denen die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz stabil bei unter 50 liegt - aber unter Auflagen wie Maskenpflicht und einer Begrenzung der Kundenzahl. Bei einer Inzidenz bis 100 darf nach Terminvereinbarung eingekauft werden. Vereinzelt kam es am Montag sogar zu Verstössen: Mehrere Geschäfte in der Region Hannover boten Terminshopping an, obwohl der vom Land angegebene Inzidenzwert bei 103, 8 lag.
Vorsichtige Lockerungen, die von Tests und mehr Impfungen begleitet werden, sollen dafür sorgen, dass ein Leben mit der Corona-Pandemie möglich ist. Bislang geben die Zahlen zu den Neuinfektionen nur teilweise Anlass zur Hoffnung. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) am Montag binnen eines Tages 34 neue Todesfälle - und damit so wenige wie seit 1. November nicht mehr. Die Zahl der Neuinfektionen stieg aber mit 5011 Corona-Neuinfektionen merklich im Vergleich zum Montag vergangener Woche (4732) an. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz lag laut RKI am Montag bundesweit bei 68 - und damit höher als am Vortag (66,1). (br/dpa)
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