Das Coronavirus dimmt unser Leben herunter. Soziale Kontakte sollen vermieden werden, Einzelhandel und Gastgewerbe haben grösstenteils geschlossen, viele Menschen sitzen allein in den eigenen vier Wänden. Dennoch tun sich gerade jetzt auch viele positive Dinge auf: Es entstehen Nachbarschaftshilfen, Rettungsprojekte und Online-Angebote. Ein Überblick über den neuen Zusammenhalt im Alltag.
Wer hätte noch vor einigen Wochen gedacht, dass unser Alltag so derart auf den Kopf gestellt werden könnte? Und obwohl wir nun dazu angehalten sind, so gut wie möglich Abstand voneinander zu halten, rücken wir dennoch näher zusammen. Solidarität ist in solchen Zeiten der Krise wichtiger denn je.
Vor allem ältere Personen und Menschen aus Risikogruppen mit Vorerkrankungen sollten möglichst alle sozialen Kontakte auf ein Minimum reduzieren und auch auf alltägliche Dinge wie Einkaufen verzichten. Eine Notsituation für viele, die niemanden haben. Umso erfreulicher ist das, was sich in den vergangenen Wochen daraus entwickelt hat.
Nachbarschaftschallenge und Quarantänehelden
In den sozialen Medien posten unter #Nachbarschaftschallenge immer mehr Menschen ihre Hilfsangebote für Nachbarn, die sich in Quarantäne befinden oder zu einer der Risikogruppen gehören.
Per Aushang machen die Helfer auf ihr Angebot an Wohnungstüren, im Hausflur oder als Einwurf im Briefkasten aufmerksam. Inzwischen gibt es online mehrere Aushang-Generatoren, in die man nur noch einige individuelle Daten eintragen muss und schon hat man mit minimalem Aufwand ein fertiges Hilfe-Schreiben.
Auch auf neuen Plattformen wie "Quarantänehelden" oder "Wir gegen Corona" können sich Helfer und Hilfesuchende austauschen. "Prinzipiell können alle Anfragen gestellt werden, bei denen Hilfe von aussen benötigt wird. Das kann ein Einkauf der nötigsten Lebensmittel, ein Botengang oder eine Erledigung sein", schreiben die Initiatoren auf ihrer Website.
Auch etablierte Plattformen wie "nebenan.de" verzeichnen einen starken Anstieg an Neuanmeldungen – teilweise fünfmal so hoch wie üblich. 30 Prozent der Nutzer sind wöchentlich aktiv und natürlich geht es bei fast allen um ein Thema: Wie können wir uns gegenseitig in diesen Zeiten unterstützen?
Kleine Geschäfte mit Gutscheinen unterstützen
Neben hilfsbedürftigen Nachbarn stecken aber auch der Einzelhandel und die Gastronomie in der Krise. Da viele Geschäfte und Lokale geschlossen oder nur sehr eingeschränkt geöffnet haben, sind Initiativen und Ideen entstanden, um den Unternehmern durch diese schwere Zeit zu helfen. So haben einige Restaurants und Bars mittlerweile einen Takeaway-Service oder Lieferangebote für ihre Kunden entwickelt.
Unter #SupportYourLocal verbreitet sich diese Methode zur Unterstützung in den sozialen Medien wie ein Lauffeuer. Eine weitere Idee, um den Lieblingsladen, die Lieblingsbar und das Lieblingsrestaurant zu retten: Gutscheine kaufen, damit die Geschäfte während der Krise liquide bleiben. Viele der Unternehmen bieten derzeit sogar Rabatte auf Gutscheine an – eine Win-Win-Situation für alle Seiten.
Bei einigen kleinen Händler gibt es ausserdem die Möglichkeit für Online-Shopping. Und auch wenn sich auf der Homepage kein Shop finden lässt, gibt es oft die Möglichkeit der Bestellung per Telefon, E-Mail oder über die sozialen Medien.
Solidarität für Pflegekräfte und Supermarktpersonal
Während viele um ihre Existenz bangen, gehen andere für unsere Gesundheit und unser Wohlergehen an ihr Limit. Pflegekräfte, Ärzte und Krankenhauspersonal machen Überstunden und Supermarktmitarbeiter kommen gar nicht mehr hinterher, die Regale aufzufüllen. Und natürlich sind das noch lange nicht alle Berufsgruppen, die derzeit tagtäglich die Stellung halten und nicht im Homeoffice arbeiten können - man denke etwa an Mitarbeiter der Müllentsorgung oder Paketzusteller, die derzeit noch mehr ausliefern als sonst.
Seit Tagen hallt als Zeichen der Solidarität abends immer wieder Applaus durch viele Städte Europas. Menschen stehen an offenen Fenstern oder auf Balkonen und klatschen den Corona-Helden Beifall. Auch diejenigen, die im Einsatz sind, haben weltweit eine Aktion ins Leben gerufen: "Wir bleiben für euch hier – bleibt ihr für uns daheim“ steht auf Plakaten, die Rettungskräfte, Polizei und Krankenhauspersonal in den Händen halten und in sozialen Netzen teilen. Zu Hause bleiben und dadurch Solidarität zeigen – es war selten einfacher.
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