Eine Welle der Gewalt durchzieht Brasiliens Gefängnisse. Mindestens 55 Häftlinge sterben bei Unruhen. Der Staatspräsident reagiert.
In vier Haftanstalten im nordbrasilianischen Manaus sind am Montag 40 Insassen tot aufgefunden worden. Bereits am Vortag waren in einem der Gefängnisse bereits 15 Menschen bei Zusammenstössen unter den Häftlingen getötet worden.
Die neuen Todesopfer seien alle erstickt worden, wie die Strafvollzugsbehörde des Bundesstaates Amazonas mitteilte. Ein Sozialarbeiter sei von Häftlingen verletzt worden.
Durch rasches Eingreifen der Militärpolizei seien "fast 200 mögliche Opfer" verhindert worden, teilte die Strafvollzugsbehörde mit.
Häftlinge gehen mit Stichwaffen aufeinander los
Die Unruhen begannen am Sonntag in der Haftanstalt Anisio Jobim während der Besuchszeit. Die Häftlinge seien teils mit selbstgebastelten Stichwaffen übereinander hergefallen, teilten die Behörden mit.
In diesem Gefängnis wurden am Montag vier weitere Tote in deren Zellen gefunden. In den drei anderen Haftanstalten wurden am Montag weitere 36 Leichen von Häftlingen entdeckt.
Präsident Bolsonaro lässt aufrüsten
Die Regierung des Präsidenten Jair Bolsonaro habe zusätzliche Sicherheitskräfte nach Manaus entsandt, erklärte am Montag der Gouverneur von Amazonas, Wilson Lima, nach einem Treffen mit Justizminister Sérgio Moro.
In dem Gefängnis Anisio Jobim hatte es bereits im Januar 2017 blutige Zusammenstösse von Häftlingsgruppen gegeben, in deren Verlauf 56 Häftlinge getötet wurden.
Damals hatten rivalisierende Banden fast 20 Stunden lang gegeneinander gekämpft. Nach der Meuterei und einem weiteren Häftlingsaufstand suchte die Polizei nach insgesamt 184 geflohenen Gefangenen.
Viel zu wenig Platz für viel zu viele Verbrecher
Brasilien hat weltweit die drittgrösste Gefangenenpopulation der Welt. Im Juni 2016 sassen in den Gefängnissen Brasiliens 726.712 Häftlinge ein - ungefähr doppelt so viele, wie es Haftplätze gab.
In den überfüllten Haftanstalten gibt es immer wieder tödliche Auseinandersetzungen, Meutereien und Ausbruchsversuche, oft werden Haftanstalten faktisch von Drogenbanden kontrolliert. (dpa/AFP/hau)
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