Nach einer Affäre um Luxusuhren im Besitz der peruanischen Präsidenten Dina Boluarte ist ein Drittel des Kabinetts zurückgetreten. Innenminister Victor Torres und fünf weitere Regierungsmitglieder legten ihr Amt am Montag nieder, zwei Tage nachdem die Polizei das Haus der Staatschefin nach mutmasslich nicht deklarierten Luxusuhren durchsucht hatte. Torres nannte zur Begründung "familiäre Angelegenheiten", sein Rücktritt wurde jedoch weithin als Reaktion auf die Durchsuchungsaktion gewertet.
Die übrigen Minister, die für Frauenrechte, Bildung, ländliche Entwicklung, Produktion und Aussenhandel zuständig waren, traten ohne Angaben von Gründen zurück. Sie wurden am späten Montagabend ersetzt. Neuer Innenminister ist Walter Ortiz Acosta, ein Polizeigeneral, der bereits im Ruhestand war.
Das Haus der Präsidentin war in der Nacht auf Samstag im Zuge von Ermittlungen wegen unrechtmässiger Bereicherung durchsucht worden. Die Staatschefin wird verdächtigt, eine Sammlung von Luxusuhren nicht in ihrem Vermögen angegeben zu haben. Nach Angaben der Polizei waren 40 Ermittler im Einsatz. Sie fanden jedoch keine Luxusuhren im Haus der Präsidentin. Boluarte soll am Freitag verhört werden.
Regierungschef Gustavo Adrianzén verurteilte die Razzia scharf. Die Durchsuchung sei ein "unerträglicher Angriff auf die Würde der Präsidentschaft der Republik und der Nation, die sie repräsentiert", sagte Adrianzén im Sender RPP. Er sprach von "destabilisierenden politischen Taten, die sich auf fragwürdige gerichtliche Anordnungen stützen".
Die Affäre hatte im März begonnen, als eine Website eine Reihe von Fotos veröffentlichte, die Boluarte mit mehreren verschiedenen Luxusuhren zeigte, als sie noch Regierungsmitglied war.
Die Affäre kam auf, nachdem eine lokale Website Mitte März Fotos veröffentlicht hatte, welche die damalige Ministerin 2021 und 2022 mit verschiedenen Luxusuhren zeigen. Boluarte hatte versichert, eine "weisse Weste" zu haben und nur eine Uhr zu besitzen, die sie sich mit ihrem Ersparten gekauft habe.
Sollte es zu einer Anklage kommen, muss sich die 61-Jährige laut der peruanischen Verfassung erst nach dem Ende ihrer Amtszeit im Juli 2026 einem Gerichtsverfahren stellen. Gegen Boluarte wird bereits wegen "Völkermords, schwerer Tötung und schwerer Körperverletzung" ermittelt. Infolge ihres Amtsantritts war es zu Unruhen gekommen, bei denen mehr als 50 Menschen ums Leben kamen.
Boluarte wurde 2022 Präsidentin des Landes, nachdem der frühere linksgerichtete Präsident Pedro Castillo des Amtes enthoben und verhaftet worden war. Zuvor hatte Castillo versucht, den Kongress aufzulösen und per Dekret zu regieren. Anschliessend wurde Peru von schweren Unruhen erschüttert. © AFP
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