Wie kann man die Abwanderung aus Bergdörfern stoppen? Die Einwohner von Albinen im Wallis wollen jetzt vielleicht Geld in Aussicht stellen. Mit der Resonanz haben sie nicht gerechnet.

Mehr Panorama-News

Idyllisch am Hang gelegen, viel Sonne, Dorfkirche und alte Bergbauernhäuser: trotzdem leidet das Dorf Albinen im Wallis an Bewohnerschwund und will deshalb mit Geldgeschenken locken.

Die Gemeinde trug die Nachricht in alle Welt, hat allerdings nicht mit dem Ansturm von Wohnwilligen gerechnet, die das Kleingedruckte nicht gelesen haben, wie der SRF am Mittwoch berichtete.

Gruppe Italiener taucht mit Koffern auf

Jeden Tag streiften Leute durch das 240-Seelen-Dorf, die einziehen wollten. Nach Angaben der Gemeinde ist schon eine Gruppe Italiener mit Koffern aufgetaucht, die sich die in Aussicht gestellten 25.000 Franken abholen wollten.

Dabei ist über das Lockangebot für neue Mitbewohner noch gar nicht entschieden worden: Die Einwohner stimmen erst an diesem Donnerstag ab.

Albinen liegt etwa sieben Kilometer südlich von Leukerbad im Wallis auf rund 1300 Metern Höhe. In den vergangenen Jahren seien drei Familien mit zusammen acht Kindern fortgezogen, sagte Gemeindepräsident Beat Jost. So kam die Idee, Anreize zu schaffen.

Wer unter 45 ist, in Albinen baut oder kauft und mindestens zehn Jahre bleibt, soll 25.000 Franken bekommen, Paare 50.000. Für jedes Kind gibt es weitere 10.000 Franken. Die Neuen müssen aber selbst mindestens 200.000 Franken investieren.

Gemeindepräsident will sich nicht mehr äussern

Jost hatte anfangs noch bei Nachfragen bereitwillig von "seinem" Dorf geschwärmt, wollte sich dann angesichts des Andrangs nicht mehr äussern. "Falsche Medienberichte verursachen unnötige Aufregung und Irreführung", meldete die Gemeinde verdriesslich auf ihrer Webseite.

Eine Radio-Reporterin traf eine in der Schweiz ansässige Brasilianerin, deren Kinder in Brasilien die Geschichte von Albinen gelesen hatten. Sie baten die Mutter, das Dorf auszukundschaften. Eine Frau aus Kamerun, die schon lange in der Schweiz lebt, kam auch.

Andere Dörfer kämpfen mit demselben Problem und haben auch schon Anreize geschafft, etwa verbilligtes Bauland, günstige Finanzierungen oder Gratis-Verträge für Energie und öffentlichen Verkehr.

Das abgelegene Dorf Gondo an der italienischen Grenze konnte mit niedrigen Strompreisen das Rechenzentrum einer Computerfirma ansiedeln, wie der SRF berichtete.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.