Wer abhängig von Heroin ist, kann trotzdem sehr alt werden. Das stellt Pflegeheime vor eine Herausforderung – denn auf Drogensucht sind die meisten nicht vorbereitet. Deshalb entstehen erste Einrichtungen, in denen Abhängige gezielt betreut werden.

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Wer harte Drogen nimmt, der lebt selten gesund. Und doch erreichen dank guter Therapiemöglichkeiten heute immer mehr Drogenabhängige das Rentenalter. Das gilt insbesondere für Heroinsüchtige. Damit beginnt allerdings ein neues Problem – denn im Alter brauchen sie besondere Pflege. Seniorenheime sind dem besonderen Bedarf oft nicht gewachsen.

Heroinabhängige altern schneller und sind körperlich weniger belastbar als Senioren in einer vergleichbaren Altersklasse. Manchmal leiden sie zudem unter psychischen Erkrankungen und sind sozial isoliert. Es liegen keine Zahlen dazu vor, wie viele heroinabhängige alte Menschen in Deutschland leben. Robert Kliem von der Initiative "Zuhause im Kiez" (ZIK) schätzt ihre Zahl in Berlin auf rund 100 Personen.

In Berlin entsteht ein Pflegeheim für Drogenabhängige

"Es sind insgesamt gar nicht sehr viele Menschen, die das betrifft", sagt Kliem im Gespräch mit der Redaktion. "Aber der Bedarf an Betreuung ist enorm. Das können reguläre Pflegeeinrichtungen meistens gar nicht leisten." ZIK unterstützt und betreut HIV-infizierte sowie an AIDS und an chronischer Hepatitis erkrankte Menschen in Berlin. Darunter sind auch viele Drogenabhängige und ehemalige Süchtige.

Die Initiative vermittelt Wohnungen an Erkrankte, wenn sie pflegebedürftig werden. Oft benötigen Betroffene auch eine psychosoziale Betreuung. Aktuell baut ZIK in Berlin ein Pflegeheim, in dem auch Heroin- und andere Drogenabhängige Unterstützung bekommen. Ähnliche Einrichtungen gibt es bei Unna, in Amsterdam und in Wien.

Heroin greift den Körper nicht so stark an wie Alkohol

Heroin ist inzwischen eher eine Droge der älteren Generation. Aber wie kommt es überhaupt, dass Heroinabhängige so alt werden können? Wer aus der Generation der Christiane F. überlebt hat, ist heute 60 bis 70 Jahre alt. Der Konsum von Heroin hat Folgen. Es greift den Körper aber nicht so stark an wie beispielsweise Alkohol.

Zum Tod führen eher Begleitumstände des Konsums: Manche der Abhängigen teilen sich Spritzen und infizieren sich dabei mit HIV und Hepatitis. Andere werden kriminell, um sich Geld für Heroin zu beschaffen, oder sie rutschten in die Prostitution und stecken sich dort mit Krankheiten an. Ausserdem ist unsauberer Stoff ein Risiko. Heute sind bessere Therapien verfügbar als früher – zum Beispiel eine Substitution mit Methadon. Ausserdem gibt es Ausgabestellen für Spritzen, was das Infektionsrisiko senkt. "Wer nur Heroin nimmt, kann damit durchaus alt werden", sagt Kliem.

Auf lange Sicht entstehen Folgeschäden

Auf längere Sicht verursacht natürlich auch der Konsum von Heroin Folgeschäden. Dazu gehören zum Beispiel Schäden an der Leber wie auch an Magen und Darm. Häufig leidet das Gebiss, so dass es zu Karies und Zahnausfall kommt. Oft entstehen darüber hinaus Schäden an der Lunge und lokale Infektionen, darunter Abszesse durch die Spritzen. Hinzu kommt, dass einige Konsumenten im Rauschzustand stürzen und sich dabei verletzen.

Heroin verändert darüber hinaus die Persönlichkeit und die gesamte soziale Situation. Abhängige sind häufig sozial isoliert. Auch dadurch überfordern sie reguläre Pflegeeinrichtungen. Kliem sagt: "Süchtige sind eine Herausforderung für Einrichtungen wie Pflegeheime und Krankenhäuser. Die meisten Menschen bleiben süchtig, wenn sie pflegebedürftig werden." Auch Mitbewohner in Pflegeheimen kommen mit ihren heroinabhängigen Mitpatienten manchmal nicht zurecht. "Vielleicht sind sie tätowiert und gepierct und haben dann auch noch ein Zahnproblem", sagt Kliem. Deshalb befürwortet er eigene Anlaufstellen sehr stark.

Einige Abhängige nehmen weitere Substanzen ein

Oft werden Heroinabhängige sehr schnell sehr gebrechlich, wenn der Körper erst einmal abbaut. "Die Sünden der Vergangenheit fordern dann ihren Tribut", sagt Kliem. Zudem nehmen manche Abhängige ausser Heroin weitere Substanzen. "Viele leiden unter Schmerzen", sagt Kliem. Sie kiffen, um sich zu beruhigen oder um ihren Appetit zu steigern. "Das wird in den Pflegeheimen aber nicht geduldet." Auch Rückfälle werden dort nicht akzeptiert. "Bei uns fliegt man hingegen nicht sofort raus."

Die geplanten Pflegeappartements in der Reichenberger Strasse 131 in Berlin sollen im Spätsommer bezugsfertig sein. Viele der 36 Plätze sind bereits vergeben. Kliem sagt: "Ich denke, dass wir den Bedarf hier vor Ort damit gut abdecken." Einigen Abhängigen ist auch bereits mit einer ambulanten Pflege geholfen.

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