Andreas Thiel erhitzt die Gemüter in der Schweiz: In seiner wöchentlichen Kolumne in der "Weltwoche" nimmt er sich diesmal dem Islam und seine Grundfesten an. Ein heikles Terrain, wie der Kabarettist nun erfahren muss.
In der aktuellen Ausgabe der "Weltwoche" geht Andreas Thiel in seiner Kolumne "Streitschrift" mit einer gewagten These in die Öffentlichkeit. "Der Koran ist ein einziger Aufruf zur Gewalt, eine Anleitung für Krieg und Unterdrückung", schreibt er in der Titelgeschichte des Magazins. Das bleibt nicht ungehört: Die Vereinigung der Islamischen Organisation in Zürich geht auf die Barrikaden - und mit ihr viele muslimische Gläubige in der Schweiz.
Diese wollen sich vom Kabarettisten nicht als Anhänger eines "Sklaventreibers, Kinderschänders und Massenmörders" bezeichnen lassen, als welchen Thiel den Propheten Mohammed skizziert. Überhaupt lässt der Autor kein gutes Haar an den Grundpfeilern des Islam. Der Koran wird charakterisiert als etwas, das für Gewalt, Krieg und Unterdrückung verantwortlich sei - als "Kern des Übels". Dass islamistische Fanatiker zu Terroristen würden, sei kein Wunder, denn "Rache und Gewalt durchziehen die Lehre Mohammeds wie sonst nichts anderes", schreibt Thiel.
Religionswissenschaftler Otto Schmid erklärt im Interview mit "20min.ch", Thiels Artikel reisse Thesen des Koran aus dem Zusammenhang: "Wenn wir nur einzelne Passagen von heiligen Schriften lesen, dann können alle als Manifest zu Fanatismus verstanden werden."
Twitter-Gemeinde ist gespalten
Auch bei Twitter sorgt Thiels "Streitschrift" für Wirbel. "Danke ihr dämlichen #ISIS Terroristen, dass ihr Clowns wie #AndreasThiel zu 'Islam-Experten' macht! Vom Niveau her sind beide gleichauf", heisst es dort von einem Nutzer. Ein anderer schreibt: "Ich bewundere Andreas Thiel für seinen Mut und stimme ihm voll zu. Leider wagen es heute nur noch wenige so was zu sagen."
Aber auch prominente Kollegen melden sich zu Wort: Rapper Gimma sagt zum Thiel-Vorfall: "Holymoly Andreas Thiel will glaubs der Schweizer 50 Cent werden. Wow." Poetry-Slam-Champion Gabriel Vetter setzt einen oben drauf: "Sollte Andreas Thiel als Märtyrer ins Paradies kommen, warten dort 72 unberührte Opus Dei-Männer auf ihn."
Andreas Thiel sieht dennoch keinen Grund, sich für seinen Artikel zu rechtfertigen. "Satire darf nicht vor Islamisten kuschen", sagte er "20min.ch". Angst um seine Sicherheit hat er ebenfalls nicht. Auf Nachfrage des Portals gab er an, bislang keine persönlichen Drohungen erhalten zu haben.
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