Aus Überforderung soll eine junge Mutter in Solingen fünf ihrer sechs Kinder ermordet haben. Mit Hilfe für die Mutter hätte sich das Verbrechen vielleicht vermeiden lassen. Wie ein Experte erklärt gibt es zahlreiche entsprechende Angebote - diese werden aber oft nicht wahrgenommen.
Für junge Mütter gibt es vielfältige staatliche und private Hilfsangebote. Oft werden diese allerdings nicht in Anspruch genommen, weil Frauen Angst davor haben, dass ihnen die Kinder weggenommen werden, erklärt Stephan Hiller vom Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen (BVkE).
Er äusserte sich anlässlich des Falls der fünf getöteten Kinder in Solingen. Wie die Situation in Solingen war, war zunächst unklar. Es gebe auch viele Familien, die nach aussen nicht zeigen wollen, dass sie ein Problem haben, erklärt Familienberater Michael Möller.
Bei dem Fall in Solingen spiele der Kontext der Familienverhältnisse eine Rolle.
Da stelle sich die Frage, ob die Mutter weitere Unterstützung gehabt habe. Nach Angaben der Polizei hatten sich die Mutter und ihr letzter Partner, der auch der Kindesvater von vier der getöteten Kinder war, vor gut einem Jahr getrennt. Die Tat sei wohl in einem Zustand der emotionalen Überforderung begangen worden.
Anonyme Hilfsangebote können bei Problemen zu Hause helfen
Wenn etwas zu Hause nicht stimmt, fällt das oft im Kindergarten oder in der Schule auf. "Dann wird natürlich das Jugendamt auf den Plan gerufen", erklärt Stephan Hiller. Die arbeiten dann mit freien Trägern der Wohlfahrtspflege zusammen, die dann bestimmte Angebote für solche Familien haben.
Ein sehr hochschwelliges Angebot seien etwa Mutter-Kind-Häuser, sagt Hiller. Hochschwellig, weil es stationär ist, also Mütter mit ihren Kindern etwa in bestimmte Wohngruppen ziehen. Es gebe aber auch Programme, wo Familien, Mütter, Väter trainiert werden, wie sie mit ihren Kindern umgehen können. "Diese Angebote werden immer mehr."
"Es gibt auch anonyme Angebote, wie die Telefonseelsorge", sagt Familienberater Möller. "An die sollte man sich immer wenden, wenn man meint, man hat ein Problem."
Für die fünf toten Kinder kam jede Hilfe zu spät. Wie geht es jetzt mit dem elfjährigen Bruder weiter? In Abstimmung mit dem Jugendamt befindet er sich zur Zeit bei seiner Grossmutter. Er müsse ganz intensiv psychologisch betreut werden, sagt Stephan Hiller vom BVkE. "Ich wünsche mir, dass das Kind die beste Förderung hat." (dpa/thp)
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