Nach dem Anschlag mit mehreren Toten in Norwegen verbreiteten sich in sozialen Netzwerken Bilder des angeblichen Schützen. Doch diese zeigen nicht den Täter, sondern den deutschen YouTuber "Drachenlord". Hinter der Verbreitung steckt eine Aktion von Internet-Trollen.
Am 13. Oktober hat ein Mann in Kongsberg in Norwegen mindestens fünf Menschen bei einer Attacke mit Pfeil und Bogen getötet, weitere Menschen wurden verletzt. Am Tag danach sprach die norwegische Polizei von einem Terrorakt. Medienberichten zufolge war der mutmassliche Täter – ein 37 Jahre alter Däne – zu diesem Zeitpunkt bereits festgenommen. Aber im Netz verbreiteten sich Fotos eines anderen Mannes, von dem fälschlicherweise behauptet wurde, er sei der Täter.
Doch der Mann auf den Fotos ist ein deutscher YouTuber, der sich selbst "Drachenlord" nennt. Er steht nicht mit der Tat in Verbindung.
Die Fotos verbreiten sich auf der ganzen Welt und zeigen einen schwarz gekleideten Mann mit Pfeil und Bogen – angeblich mit dem Namen "Rainer Winklarson". Sogar Nachrichtenseiten zum Beispiel in Griechenland, Albanien und Österreich verbreiten die Fotos und den vermeintlichen Täternamen.
Internet-Trolle verbreiten falschen Täternamen und Fotos des deutschen YouTubers "Drachenlord"
Auf den verbreiteten Fotos ist Rainer Winkler zu sehen. Dass er auf den Fotos zu sehen ist und nicht der mutmassliche Täter, lässt sich anhand mehrerer Videos verifizieren. In den YouTube-Videos des "Drachenlords" ist sein Haus regelmässig zu sehen – beige Steinwand, dunkelbraune Holztore und Balken sind zu erkennen, genau wie auf den verbreiteten Fotos.
Winkler lebt in Bayern und veröffentlicht teils provokante Videos auf YouTube, vor allem zum Thema Gaming. In der Szene ist er bekannt – und teilweise so verhasst, dass sogenannte Hater (Hassende) ihn immer wieder an seinem Haus oder im Internet mobben und angreifen.
Es waren offenbar Menschen aus diesem Milieu, die auch eine skandinavische Version vom bürgerlichen Namen des "Drachenlord" im Netz verbreiteten: "Rainer Winklarson", leicht zu verwechseln mit Rainer Winkler. Der Name ist offensichtlich frei erfunden, wie der Faktenfinder der Tagesschau berichtet.
Und so bleibt der Fall eine Geschichte mit fadem Beigeschmack, die vor allem zeigt, welche grotesken Ausmasse Mobbing im Netz annehmen kann – und was passiert, wenn Medien unsauber arbeiten.
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