Es ist ein Video, das unter die Haut und derzeit um die Welt geht. Der dreiminütige Werbeeinspieler eines nahöstlichen Mobilfunkanbieters beschäftigt sich mit der Gewalt durch islamistischen Terror in der krisengeschüttelten Region und stellt sich einem Selbstmord-Attentäter mit einer klaren Botschaft entgegen.
Das Video entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem viralen Hit mit Tiefgang - und wird heiss diskutiert.
Die Firma Zain ist ein führender arabischer Anbieter von Mobilfunk- und Datendiensten, doch in dem pünktlich zum Ramadan anlaufenden Werbevideo geht es nicht um Handyverträge und Datenvolumen.
Getötetes Kind: "Ich werde Gott davon erzählen"
Ein Selbstmordattentäter schnallt sich seine Bombe um und gürtet sich für den Massenmord. Ein Kind spielt Fussball, ein alter Mann küsst die Füsse eines Babys - alles zukünftige Opfer des Terroristen.
Dazu hört man die warnende Stimme eines Jungen, der dem Terroristen verspricht: "Ich werde Gott alles erzählen, dass du die Friedhöfe mit uns Kindern gefüllt hast und nun die Schulbänke leer sind."
Und als sich der Terrorist mit seiner Mordabsicht auf Gott beruft, hält ihm eines seiner blutenden Opfer entgegen: "Du kommst im Namen des Todes, doch er ist der Schöpfer des Lebens."
Auch der Ausruf des Terroristen "Allahu Akbar!" - Gott ist gross! - wird von den Zivilisten mit dem Ausruf gekontert. Gott sei grösser als jemand, "der nur gehorcht, ohne nachzudenken".
Bilder der Gewalt im Anti-Terror-Video
Es sind Bilder, die den Menschen im Nahen Osten leider sehr bekannt sind. In dem Video spielen auch echte Terror-Opfer eine Rolle.
Die Braut, die einen Anschlag in einem jordanischen Hochzeitssaal überlebte. Ein Vater, dessen Sohn bei einem Angriff in Bagdad getötet wurde. Ein Mann, den eine Bombe in einer schiitischen Moschee in Kuwait verfehlte.
Es sind Bilder der Gewalt, des erlebten und überlebten Terrors, der für viele Menschen der arabischen Welt so alltäglich geworden ist.
Stimme der Hoffnung
Doch das Video zeigt Hoffnung inmitten der Gewalt. Die Menschen strömen aus den Moscheen und preisen Gott, der grösser sei als Hass und Krieg.
Gemeinsam mit Schulkindern singen sie eine Botschaft der Liebe, die den Selbstmordattentäter letztlich in die Enge treibt.
Sein Druck auf den Auslöser geht in ein buntes und fröhliches Feuerwerk über, statt in eine Explosion.
Ein viraler Hit mit Tiefgang
Bereits über 3,5 Millionen Menschen verfolgten das Video auf Youtube und in den sozialen Medien wird kontrovers diskutiert.
Die überwiegende Meinung ist sehr positiv. Die Werbung wird als gelungener Appell an einen menschlichen Islam des Friedens und der Liebe angesehen.
Viele beschreiben die aussagekräftige Botschaft als klare Absage an den Terrorismus im für Muslime heiligen Monat Ramadan.
Doch es gibt auch kritische Stimmen.
Auch kritische Stimmen ertönen
Zum einen wird das Benutzen terroristischer Gewalt zu Werbezwecken kritisch gesehen.
Zum anderen wird beklagt, man drücke sich in dem Video vor den eigentlichen Wurzeln der Gewalt im Nahen Osten.
Auch die Verwendung des Jungen Omran Daqneesh, der zu einem Symbol des syrischen Bürgerkrieges geworden ist, gilt vielen als anrüchig.
Den Verantwortlichen wird entgegengehalten, er sei kein Überlebender eines islamistischen Attentats, sondern eines Luftangriffes des Assad-Regimes und somit Opfer staatlichen Terrors.
Am vielleicht schwierigsten ist die Frage, inwiefern das Video eine Verbindung von Terrorismus zum Islam herstellt und inwiefern sich eine Religion als Ganzes einer solchen Frage stellen müsse. Vielen ist das zu offensiv.
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