Sie überlebte das KZ Auschwitz und grausame Experimente von Josef Mengele. In ihrem Leben setzte sie sich immer wieder für Vergebung ein - und sorgte mit einem Handschlag für eine Kontroverse.
Die Holocaust-Überlebende Eva Kor ist tot. Die 85-jährige gebürtige Rumänin starb am Donnerstagmorgen in Krakau, wie das von ihr gegründete Candles Holocaust Museum and Education Center in Terre Haute (US-Bundesstaat Indiana) am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte.
Ein grosser Teil ihrer Familie war im Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden. Kor und ihre Zwillingsschwester überlebten, wurden aber vom berüchtigten Lagerarzt Josef Mengele zu grausamen medizinischen Experimenten missbraucht. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Kor nach Israel, später in die USA.
Kor setzte sich für Vergebung ein
Trotz ihrer bitteren Erfahrungen trat Kor immer wieder für Vergebung ein. In Deutschland sorgte sie 2015 in dem Prozess gegen den früheren SS-Mann Oskar Gröning in Lüneburg für Aufsehen, als sie dem Angeklagten im Gerichtssaal die Hand gab.
"Die Themen von Evas Leben sind offensichtlich", erklärte das von ihr gegründete Museum. "Wir können Härte und Tragödie überwinden. Vergebung kann uns helfen, zu heilen."
Das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) würdigte das Leben Kors. "Sie suchte das Gespräch mit jungen Menschen bei allen sich bietenden Gelegenheiten und in vielen Ländern.
Sie trat als Zeugin bei Prozessen gegen Auschwitz-Täter auf, die nach langen Jahren juristischer Friedhofsruhe in Deutschland noch zustande kamen", sagte der geschäftsführende IAK-Vizepräsident Christoph Heubner in Berlin.
Umstrittene Botschaft
Ihre Botschaft der Vergebung sei unter den Auschwitz-Überlebenden allerdings umstritten. Nur die Angehörigen der in dem Vernichtungslager ermordeten Juden wären dazu berechtigt, erklärte Heubner.
"Deutschland und die Welt werden mit der Tatsache leben müssen, dass diese Vergebung und Freisprechung den Überlebenden nicht möglich ist." Kor war nach dem Handschlag mit Gröning vielfach kritisiert worden.
Zwei Nebenklage-Anwälte warfen ihr beispielsweise mediale Inszenierung vor. Kor sagte damals zu den Vorwürfen: "Auch wenn jeder Nazi gehenkt würde für seine Verbrechen, mein Leben wäre immer noch das gleiche. Ich wäre immer noch Waise, eine Überlebende schrecklicher Experimente, für die ich den Preis zahlen musste."
Trotz dieser Kontroverse dankt das Internationale Auschwitz Komitee Kor für ihre Arbeit: "Die Auschwitz-Überlebenden verneigen sich dennoch mit Trauer und Hochachtung vor ihrer Weggefährtin Eva Mozes Kor, die die Welt immer wieder daran erinnert hat, wohin Antisemitismus und Hass führen können", sagte Heubner. © dpa
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