Ein Ex-Mitarbeiter von Australiens Liberaler Partei ist in einem von ihm selbst angestrengten Verleumdungsprozess als Vergewaltiger überführt worden.
Von der Behauptung, er habe eine Kollegin vergewaltigt, werde Bruce Lehrmann nicht rehabilitiert, weil sie wahr sei, urteilte das Bundesgericht in Sydney am Montag. Lehrmann hatte den Sender Network Ten und dessen Journalistin Lisa Wilkinson wegen Verleumdung verklagt. In einer TV-Sendung war die Anschuldigung, er habe seine frühere Kollegin Brittany Higgins vergewaltigt, publik geworden.
Der Fall hatte das Land und seine Polit-Szene jahrelang in Atem gehalten. Lehrmann und Higgins arbeiteten beide im Stab der damaligen liberalen Verteidigungsministerin Linda Reynolds. Als beide im März 2019 nach einem gemeinsamen Abend in einer Bar ins Büro im Parlament von Canberra zurückgekehrten, vergewaltigte Lehrmann dort nach Überzeugung des Richters Michael Lee die betrunkene Kollegin.
Nach Higgins Anschuldigung im Frühjahr 2021 solidarisierten sich Tausende Frauen mit Higgins und gingen gegen Gewalt gegen Frauen auf die Strasse. Ein Gerichtsverfahren gegen Lehrmann war indes Ende 2022 fallen gelassen worden. Erst im Verleumdungsprozess wurden weitere Zeugen befragt und Beweise ausgewertet. Für den nun doch überführten Täter fand Richter Lee das passende Bild: "Der Höhle des Löwen bereits entkommen, machte Herr Lehrmann den Fehler noch mal zurückzugehen, um seinen Hut zu holen."
Der Richter kritisierte auch den beklagten Sender Network Ten. Der berichtete Umstand der Vergewaltigung sei zwar richtig, andere in dem Zusammenhang geäusserte Behauptungen von Higgins seien aber ungeprüft als Fakt hingestellt worden. Network Ten feierte dennoch das Urteil am Montag in einer Stellungnahme als "Triumph für die Wahrheit" und "Rehabilitation für die couragierte Brittany Higgins". © dpa
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