Am Donnerstag, dem selben Tag an dem der Missbrauchsgipfel von Papst Franziskus beginnt, erscheint Frédéric Martels Buch "Sodoma". Der Autor prangert die Vertuschungskultur des Vatikans im Hinblick auf Missbrauchsfälle an.

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Der Vatikan muss sich beim Kampf gegen Missbrauch nach Meinung eines Buchautors auch mit dem Tabuthema Homosexualität auseinandersetzen.

"Ich muss leider sagen, dass es eine Verbindung, eine sehr komplizierte Verbindung (von Homosexualität und Missbrauch) gibt", sagte der französische Autor Frédéric Martel am Mittwoch in Rom bei der Vorstellung seines Buchs "Sodoma", das den Vatikan als grosse Schwulen-Gemeinschaft beschreibt. Die Verbindung sei, dass Homosexualität unterdrückt und geheim gehalten werde, und es so ein System der Vertuschung gebe.

"Wir können nicht über Missbrauch reden, ohne über Vertuschung zu reden. Und der Vatikan ist der Meister der Vertuschung." Missbrauchstäter würden durch ein "System der Geheimhaltung" geschützt.

Lüge hat Folgen für die Moralität

"Sodoma" erscheint diesen Donnerstag in 8 Sprachen in 20 Ländern - genau an dem Tag, an dem der Missbrauchsgipfel von Papst Franziskus im Vatikan beginnt. Martel betonte, Homosexualität habe an sich nichts mit Missbrauch zu tun. Wenn allerdings schwule Kirchenobere ihre eigene Sexualität unterdrücken und verschleiern müssten, würden sie auch missbrauchende Geistliche nicht überführen wollen, weil sie Angst vor dem Scheinwerferlicht hätten.

"Es gibt eine grosse Lüge im Vatikan", so Martel. Und diese Lüge hätte Folgen für die Moralität.

Martel hat für sein Buch mit rund 1.500 Menschen, darunter vielen Kardinälen und Bischöfen, gesprochen. Er ist der Meinung, dass im Vatikan die "grosse Mehrheit" der Männer schwul sei und dies verschweigen würde. Selbst Ex-Papst Benedikt XVI. hatte eingeräumt, dass es Homo-"Seilschaften" im Vatikan gebe.

Mehrere Studien zeigen, dass Homosexualität per se nichts mit Missbrauch zu tun hat. Viele Missbrauchsopfer sind Jungen oder junge Männer. In einer Studie der Deutschen Bischofskonferenz heisst es, dass das "komplexe Zusammenspiel von sexueller Unreife, abgewehrten und verleugneten sowie die zum Zeitpunkt der Berufswahl möglicherweise latenten homosexuellen Neigungen in einer ambivalenten, teilweise auch offen homophoben Umgebung" eine von mehreren Erklärungen für das Überwiegen männlicher Betroffener beim Missbrauch durch Kleriker sein könne.  © dpa

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