Abermals ist es in Hongkong zu gewaltsamen Massenprotesten gekommen. Dabei wurde erneut ein Mensch angeschossen. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 14-Jährigen.

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Bei den Massenprotesten in Hongkong ist einem Medienbericht zufolge erneut ein Demonstrant angeschossen worden. Im nördlichen Stadtteil Yuen Long wurde ein 14-Jähriger durch einen Schuss verletzt, wie die "South China Morning Post" unter Berufung auf Ärzte berichtete. In Folge des von der Regierung verhängten Vermummungsverbots war es am Freitag zu teilweise gewaltsamen Protesten gekommen. Am Samstag wurde der U-Bahn-Verkehr vorläufig eingestellt.

Notstandgesetz aus der Kolonialzeit

Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone hatte auf ein Notstandsgesetz aus der britischen Kolonialzeit zurückgegriffen und das Tragen von Masken verboten. Nach der Verkündung protestierten erneut tausende, zum Teil maskierte Demonstranten gegen die pekingtreue Regierung. Bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften wurden U-Bahn-Stationen verwüstet. Die Aktivisten warfen zudem Fenster pro-chinesischer Geschäfte ein und legten Feuer in den Strassen. Die Polizei ging mit Tränengas gegen sie vor.

Im Stadtteil Yuen Long gab ein Polizist einen Schuss ab, als er von Demonstranten angegriffen wurde. Nach Angaben der Polizei zündeten die Demonstranten eine Benzinbombe und schlugen auf den am Boden liegenden Beamten ein. Daraufhin habe er geschossen, um sich zu verteidigen, teilte die Polizei mit. Ob der Vorfall im Zusammenhang mit der Verletzung des 14-Jährigen steht, war zunächst unklar.

Am Samstag wurde der U-Bahn- und Bus-Verkehr vorläufig eingestellt. Betroffen sei auch die Verbindung zum Flughafen, erklärte der Betreiber. Im Verlauf des Tages werde über die Fortdauer der Massnahme entschieden. Bevor Mitarbeiter des Verkehrsbetriebs zu Reparaturarbeiten an den verwüsteten U-Bahn-Stationen ausrücken könnten, müsse deren Sicherheit gewährleistet sein, begründete der Betreiber die Entscheidung. Zudem blieben dutzende Banken und Einkaufszentren geschlossen.

Regierungschefin erwägt weitere Schritte

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam erwägt nach eigenen Angaben auch weitere Schritte gemäss dem Notstandsgesetz, sollte die Gewalt in Hongkong weiter eskalieren. Das Gesetz wurde 1922 von den Briten eingeführt, um Proteste chinesischer Matrosen gegen niedrige Löhne einzudämmen. Es erlaubt dem Regierungschef im Notfall oder bei einer drohenden öffentlichen Gefahr "Vorschriften jedweder Art" zu erlassen.

"Das gegenwärtige Chaos kann nicht unendlich weitergehen", sagte der Sprecher des Staatsrats-Büros für die Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau, Yang Guang. "Es ist ein wichtiger Moment gekommen, um die Gewalt mit einer entschlosseneren Haltung und effizienteren Mitteln zu beenden." Der Aktivist Joshua Wong hingegen bezeichnete es als eine Ironie der Geschichte, dass "eine Waffe der Kolonialzeit" von der Regierung Hongkongs und der Kommunistischen Partei Chinas genutzt werde.

In Hongkong gibt es seit Monaten Massenproteste gegen die wachsende Einflussnahme der Regierung in Peking und die Beschneidung der Bürgerrechte. Die Demonstrationen hatten sich anfänglich gegen ein geplantes Gesetz gerichtet, das Überstellungen von Verdächtigen an Festland-China vorsah. Mittlerweile richten sich die Proteste aber generell gegen die prochinesische Führung in Hongkong und die Einschränkung der Demokratie.  © AFP

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