Langsam wird das Ausmass der Tsunami-Katastrophe in Indonesien deutlich: Mehr als 1.300 Menschen sind tot. Aber es wird wohl noch schlimmer. Auf der Insel Sulawesi wächst das Chaos.

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Mindestens 1.347 Menschen sind bei den Erdbeben und dem folgenden Tsunami in Indonesien nach einer neuen offiziellen Zwischenbilanz ums Leben gekommen. Das gab die Katastrophenschutzbehörde am Dienstag bekannt. Bislang war man von mehr als 840 Toten auf der Insel Sulawesi ausgegangen.

Unter den Trümmern von Häusern werden noch viele weitere Leichen vermutet. In zwei Stadtteilen in Palu habe sich der Boden in Schlamm verwandelt, ein Phänomen, das als Bodenverflüssigung bekannt ist. Nach Angaben des Helmholtz-Zentrums ESKP wird dabei Wasser aus dem Boden hervorgepresst, und dieser verwandelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einer breiartigen Masse.

Bis das ganze Ausmass der Katastrophe klar ist, wird es wahrscheinlich noch Tage dauern. Der Sprecher der Katastrophenschutzbehörde, Sutopo Nugroho, berichtete von mehr als 800 Verletzten. Mindestens 113 Menschen werden noch vermisst. 61.000 haben ihre Häuser verloren. Immer noch gibt es Nachbeben.

Die Lage auf der Insel wird derweil immer chaotischer. Bei den Überlebenden wachsen Verzweiflung und Zorn, weil es an den wichtigsten Dingen wie Wasser, Nahrung und Treibstoff fehlt. An den Strassen stehen Leute mit Schildern wie "Wir brauchen Essen" und "Wir brauchen Unterstützung". Das Küstendorf Donggala ist zerstört, so weit das Auge reicht. Häuser wurden dem Erdboden gleich gemacht.

Viele Festnahmen nach Plünderungen

Laut dem für Sicherheit zuständigen Minister Wiranto würden Nahrungsmittel mittlerweile auf dem Luft- und Landweg gebracht. Nach und nach würden auch Stromanschlüsse und Mobilfunkverbindungen wieder hergestellt. Sutopo Nugroho gab zu, vielen Vertriebenen sei bisher nicht ausreichend Hilfe zuteil geworden. "Essen gibt es nur begrenzt, Treibstoff gibt es nur begrenzt, sauberes Wasser und Kleidung gibt es nicht genügend."

In der besonders schlimm betroffenen Stadt Palu kam es zu Plünderungen. Nach Polizeiangaben wurden 45 Menschen festgenommen. Sie versuchen in Einkaufszentren unter anderem Flachbildfernseher, Schuhe, Kleidung und einen Geldautomaten zu stehlen, wie Polizeisprecher Dedi Prasetyo mitteilte. Ihnen drohten demnach bis zu sieben Jahren Haft. Sicherheitskräfte gaben nach einem Bericht des Senders BBC Warnschüsse ab. Indonesien hat das Ausland inzwischen auch offiziell um Unterstützung gebeten.

Bewohner von umliegenden Dörfern beklagten sich über fehlende Hilfe von aussen. "Ich hoffe, die Medien können der Regierung sagen, sie soll auch in unser Dorf kommen", sagte Sukri, ein Bewohner des Dorfes Wani II. "Achtet nicht nur auf Palu."

Auf Sulawesi - Indonesiens viertgrösster Insel - kommen die Einsatzkräfte erst nach und nach in die Gebiete weiter im Norden vor, in denen das Zentrum des schlimmsten Bebens von Freitagabend war. Es hatte eine Stärke von 7,4. Auf einem Kirchengelände nahe Palu wurden nach Angaben des Roten Kreuzes die Leichen von 34 Schülern entdeckt, die dort an Bibelunterricht teilgenommen hatten. Mehr als 50 weitere Bibelschüler werden noch vermisst.

Eine Sprecherin des indonesischen Roten Kreuzes sagte: "Das Schlimmste ist, anderthalb Stunden durch den Schlamm zu waten und Leichen zu tragen." In der 350 000-Einwohner-Stadt Palu hat man damit begonnen, die ersten Toten in Massengräbern beizusetzen.

Weiteres heftiges Erdbeben

Mancherorts hatten die Helfer auch Erfolg. Mehr als 72 Stunden nach dem Tsunami zogen sie einen Überlebenden aus den Trümmern eines Verwaltungsgebäudes in Palu. Der Mann namens Sapri Nusin konnte gleich wieder laufen, klagte aber: "Ich bin sehr durstig". Die Zeit, um Verschüttete noch retten zu können, wird allerdings immer knapper.

Unterdessen wurde eine weitere indonesische Insel von einem heftigen Erdbeben erschüttert: die Insel Sumba weiter im Süden. Das Beben um 7.16 Uhr Ortszeit (2.16 Uhr MESZ) hatte die Stärke 6,3. Das Zentrum lag etwa zehn Kilometer tief im Meer, rund 66 Kilometer südwestlich der Insel. Augenzeugen berichteten, dass Panik ausgebrochen sei. Über grössere Schäden oder Opfer wurde zunächst nichts bekannt. (br/dpa)

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