Der Tod der Afroamerikanerin Breonna Taylor durch Polizeikugeln in ihrem eigenen Zuhause hat Amerika aufgewühlt. Nach einer umstrittenen Entscheidung der Behörden in dem Fall kommt es zu Protesten in Louisville - bei denen auf die Polizei geschossen wird.
Bei Protesten gegen eine umstrittene Justizentscheidung nach dem Tod der schwarzen Amerikanerin Breonna Taylor sind in Louisville zwei Polizisten angeschossen worden. Die Verletzungen seien nicht lebensgefährlich, sagte der amtierende Polizeichef Robert Schroeder am späten Mittwochabend (Ortszeit) vor Journalisten in der Stadt im US-Bundesstaat Kentucky. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden. Die beiden verletzten Polizisten würden im Krankenhaus behandelt.
Kentuckys Justizminister Daniel Cameron hatte zuvor verkündet, dass wegen Taylors Tod im März keiner der drei an dem Einsatz beteiligten Polizisten direkt angeklagt wird. Gegen einen der Polizisten wird zwar Anklage erhoben, allerdings deswegen, weil er andere Bewohner in dem Mehrfamilienhaus gefährdet haben soll.
Ermittler kommen zu dem Schluss, dass sich die Polizisten selbst verteidigt hätten
Die Ermittler seien zu dem Schluss gekommen, dass die beiden anderen Polizisten sich selbst verteidigt hätten, sagte Cameron. Breonna Taylor war bei dem nächtlichen Polizeieinsatz im März in ihrer eigenen Wohnung erschossen worden. Sie wurde - wie auch der Ende Mai in Minneapolis getötete Afroamerikaner George Floyd - zu einem Symbol der Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt.
In Louisville kam es am Mittwoch zu Zusammenstössen zwischen Polizei und Demonstranten. Mehrere Demonstranten wurden festgenommen. Die Behörden hatten aus Angst vor Ausschreitungen bereits vorsorglich die Nationalgarde nach Louisville beordert und Sperren errichtet. Um 21:00 Uhr (Ortszeit/3:00 Uhr MESZ) trat eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft. Auch in Städten wie New York, Washington und Atlanta kam es zu Protesten.
Polizei gibt Details zu Einsatz bei Breonna Taylor bekannt
Die Polizisten waren bei Taylors Wohnung mitten in der Nacht mit einem Durchsuchungsbefehl eingetroffen. Der Untersuchung zufolge klopften sie an der Tür und gaben sich als Polizei zu erkennen. Dafür gebe es einen Zeugen, sagte Cameron. Als sie keine Antwort erhielten, hätten sie die Tür aufgebrochen. In der Wohnung hätten sie einen Mann und eine Frau gesehen. Der Mann - Taylors Freund - habe als Erster geschossen und einen der Beamten am Bein verletzt.
Daraufhin hätten die Polizisten das Feuer eröffnet und 32 Schüsse abgegeben, sagte Cameron. Sie hätten die unbewaffnete Breonna Taylor mindestens fünf Mal getroffen, ihren Freund hingegen nicht. Von den Kugeln, die die 26-jährige Rettungssanitäterin trafen, sei eine tödlich gewesen.
Einer der Polizisten habe zehn Mal von ausserhalb der Wohnung geschossen. Einige seiner Kugeln hätten Nachbar-Apartments getroffen. Der Beamte werde wegen "mutwilliger Gefährdung" in drei Fällen angeklagt. Dafür drohen ihm drei Mal bis zu fünf Jahre Haft.
Viele Fragen um den Fall bleiben offen
Rund um den Fall bleiben Fragen offen. So werden die Umstände rund um die Ausstellung des Durchsuchungsbefehls weiterhin untersucht. Es ging dabei um eine Person, die sich nicht in der Wohnung aufhielt. Auch gab Taylors Freund an, dass er zwar ein Klopfen an der Tür gehört habe - aber nicht, dass es die Polizei sei. Deswegen habe er die Polizisten für Einbrecher gehalten.
Die Stadt Louisville hatte sich vergangene Woche in einem Zivilverfahren mit Taylors Familie auf eine ungewöhnlich hohe Vergleichszahlung von zwölf Millionen Dollar geeinigt. Zugleich stellte sie Reformen bei der Polizei in Aussicht.
Er verstehe den Schmerz durch den Tod Taylors, sagte der Generalstaatsanwalt, der selbst schwarz ist. "Aber Strafgesetze sind nicht dazu gemacht, auf jeden Schmerz und Verlust einzugehen." Er rief dazu auf, nur friedlich zu protestieren.
US-Präsident Donald Trump wich Fragen nach seinem Kommentar zu dem Fall bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus am Mittwochabend aus. Er verlas stattdessen Minister Camerons Erklärung und sagte, dieser mache einen "fantastischen Job". Trump begrüsste ausserdem den Einsatz der Nationalgarde. Trump wird immer wieder vorgeworfen, Polizeigewalt gegen Schwarze nicht eindeutig zu verurteilen. (mgb/dpa)
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