17 Monate hielt es Joaquín Guzmán, genannt "der Kurze", im mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis aus, dann gelang ihm - wie bereits 2001 - die Flucht. In den Jahren dazwischen hatte er das Sinaloa-Kartell zur mächtigsten Mafia-Organisation Mexikos aufgebaut. Doch es ist nur eines von vielen.

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Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung bewertet es als innerstaatlichen Krieg: Der Konflikt in Mexiko, bei dem etwa 50.000 Armeeangehörige und 35.000 Polizisten gegen rund 300.000 Angehörige der mexikanischen Drogenkartelle und ihre paramilitärischen Einheiten kämpfen. Mit ihren hochmodernen Schusswaffen ist es den Drogenkartellen in der Vergangenheit gelungen, in einigen Grenzregionen zu den USA das Gewaltmonopol des mexikanischen Staates faktisch ausser Kraft zu setzen. Wir listen die grössten und gefährlichsten Kartelle Mexikos auf:

Beltrán-Leyva-Kartell

Das Beltrán-Leyva-Kartell wurde 2008 von vier Brüdern gegründet und stieg schnell zu einem mächtigen mexikanischen Drogenkartell auf. Das Motto: "Plata o plomo" – zu deutsch: "Geld oder Blei". Richter, Politiker und oberste Fahnder, die sich nicht bestechen liessen, landeten umgehend auf der Todesliste. Die Herrschaft des Brüdergespanns allerdings währte nicht lange: Nachdem einer von ihnen im Dezember 2009 in einer filmreifen, fünf Stunden langen Schiesserei mit Einheiten der mexikanischen Marine getötet wurde, splittete sich das Kartell auf. Die drei anderen Brüder sitzen momentan hinter Gittern.

Golf-Kartell (CDG)

Das Cartel del Golfo ist eines der ältesten mexikanischen Drogenkartelle, hat aber in den letzten Jahren deutlich an Macht verloren. Neben dem Verkauf von Drogen handelt es mit Waffen und betreibt Geschäfte mit illegalen Migranten in die USA. Nachdem der Anführer Ezequiel Cárdena Guillén 2010 bei einem Schusswechsel von Soldaten getötet worden war, splitterte sich das Kartell ebenfalls auf.

La Familia Michoacana

La Familia, wie das Kartell abgekürzt wird, hat sich 2006 aus dem Golf-Kartell abgespalten. Es kontrollierte die Herstellung und Verbreitung von Drogen im Bundesstaat Michoacán und schmuggelte nach Angaben der US-Sicherheitsbehörden grosse Mengen synthetischer Drogen und Kokain in die USA. Der Mitbegründer und ehemalige Führer des Kartells, Nazario Moreno González hielt das Töten von Feinden als ein gottgegebenes Recht. Er wurde 2010 von der Polizei erschossen. Seither kam es zu Machtkämpfen, die Gruppe der Tempelritter – Los Caballeros Templarios spaltete sich ab. Sie sehen ihre Aktivitäten als ein "Leben und Sterben" für soziale Gerechtigkeit und hängten anlässlich des Papstbesuches 2012 in mehreren Städten im Bundesstaat Guanajuato Banner auf, auf denen sie den Papst willkommen hiessen und einen Verzicht auf Gewalttaten für die Dauer des Besuchs ankündigten.

Los Zetas

Die Zetas bestehen seit 1999 und starteten als militärischer und gewalttätiger Arm des Golf-Kartells. Seither haben sie ihre kriminellen Operationen auf 20 mexikanische Bundesstaaten ausgeweitet und sind auch in anderen Staaten, vor allem im Nachbarland Guatemala, aktiv. Laut der Drug Enforcement Administration gelten sie als die technologisch am weitesten entwickelte und gewaltbereiteste Verbrecherorganisation in Mexiko.

Der Drogenschmuggel ist nur eines ihrer kriminellen Handlungsfelder. Berühmt berüchtigt sind sie vor allem wegen ihres besonders brutalen Vorgehens gegen ihre Feinde. So enthaupten und verstümmeln sie ihre Opfer, terrorisieren die Zivilbevölkerung und massakrieren Migranten. Daneben haben sie sich auf Erpressung von Schutzgeldern, Menschenhandel und Prostitution, Entführungen sowie Herstellung und Verkauf von Raubkopien spezialisiert. Seit 2010 sind sie ein eigenständiges Drogenkartell, das vor allem gegen das Sinaloa-Kartell kämpft.

Sinaloa-Kartell

Das Sinaloa-Kartell agiert in 20 mexikanischen Bundesstaaten und hat sich auf den Drogenhandel, die Geldwäsche und den Menschenhandel spezialisiert. Laut der United States Intelligence Community galt es 2010 als "die mächtigste Organisation im Drogenhandel weltweit".

Sein Erfolg begründet sich auch dadurch, dass das Kartell auf die Unterstützung von mexikanischen Behörden auf kommunaler, regionaler und Bundesebene zählen kann. Denn Drogenboss Guzman, der momentan flüchtig ist, hat mit seinen Machenschaften nicht nur ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar angehäuft. In seinem Heimatstaat baute er auch Schulen und Krankenhäuser, vergab Stipendien und verteilte nach Naturkatastrophen schneller Hilfspakete als der Staat. Viele sehen in ihm deshalb einen Wohltäter und protestierten 2014 sogar gegen seine Verhaftung.

Die Zukunft der Kartelle

Die massiven Schläge gegen die Kartelle haben offensichtlich Wirkung gezeigt und so berichteten unterschiedliche Medien in der Vergangenheit, dass sich einige der Kartelle in Zukunft zusammenschliessen wollten. So hätten sich die führenden Köpfe von vier Organisationen zu einem Mafiagipfel getroffen, um die Gründung eines Mega-Kartells zu beraten, das dem "Sinaloa-Kartell" Konkurrenz machen soll.

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