Ein Hauptfeldwebel der Bundeswehr soll bei zwei Soldatinnen sexuell übergriffig geworden sein. Ihm wird auch Vergewaltigung vorgeworfen. Nun muss er sich vor Gericht in Gera verantworten. Die Zahl solcher Vorfälle bei der Bundeswehr scheint zuzunehmen.
In der Bundeswehr sind in den vergangenen Jahren deutlich mehr Verdachtsfälle auf sexuelle Übergriffe gemeldet worden. Wurden 2014 noch 64 bekannt, waren es im vergangenen Jahr 345, wie die Wehrbeauftragte des Bundestages Eva Högl auf dpa-Anfrage informierte. In diesem Jahr zeichne sich ein Rückgang ab - bisher seien es 131. Högl: "Dies könnte coronabedingt sein: vermehrtes Homeoffice, keine Feiern mit Alkohol."
Generell gebe es in der Bundeswehr inzwischen in vielen Bereichen einen sensibleren Umgang mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung. "Heute werden solche Vorkommnisse grundsätzlich gemeldet, auch dürfte die Anzeigenbereitschaft der Betroffenen höher sein", konstatierte Högl. Die Unterlagen zeigten in der Regel, dass die Bundeswehr keine Form der sexuellen Belästigung, wenn sie bekannt werde, toleriere und solchen Vorwürfen "ernsthaft und gründlich" nachgehe. Und nicht in allen Fällen bestätige sich letztendlich der Verdacht.
Bundeswehr-Prozess: Verhandlungen gegen Hauptfeldwebel in Gera
In Gera muss sich an diesem Donnerstag ein Hauptfeldwebel wegen mutmasslicher sexueller Übergriffe auf zwei Soldatinnen vor Gericht verantworten. Dem 45-Jährigen werden nach Auskunft des Amtsgerichts unter anderem sexuelle Nötigung und Vergewaltigung vorgeworfen. So soll er einer Soldatin mit der Veröffentlichung von Nacktbildern gedroht und sie so zu Sex gezwungen haben. Für den Prozess sind bislang drei weitere Verhandlungstermine bis Mitte September geplant.
Gibt es in der lange Zeit männlich dominierten Bundeswehr Strukturen, die solche Übergriffe begünstigen? Högl sieht das nicht. "Feststellen kann man lediglich, dass es bei erhöhtem Alkoholkonsum - wie auch im Rest der Gesellschaft - zu vermehrten sexuellen Belästigungen kommt", erklärte sie. "Ausserdem werden viele Taten in oder nach einer Beziehung verübt." Konkrete Studien hierzu gebe es zwar nicht. Sie gehe aber davon aus, dass es bei der Bundeswehr nicht häufiger als im Rest der Gesellschaft zu solchen Übergriffen komme. Vermutlich sei das sogar seltener der Fall. (dpa/kad)
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