Eigentlich war die Idee ja gut: Eine neuseeländische Supermarktkette liess eine App entwickeln, die bei der Verwertung von Resten in der Küche helfen sollte, um so die Verschwendung von Lebensmitteln zu minimieren. Doch die Rezepte, die einige Nutzerinnen und Nutzer damit generierten, liessen kulinarisch eher zu wünschen übrig.
Eine Künstliche Intelligenz (KI) ist immer nur so gut wie die Daten, mit denen sie angelernt wird - und auch nur so gut wie die Grenzen, die man ihr setzt. Was passiert, wenn man sie nicht auf kreative Anflüge von Nutzerinnen und Nutzern vorbereitet, hat kürzlich die neuseeländische Supermarktkette Pak 'n' Save herausgefunden.
Deren App sollte mithilfe von KI dabei helfen, Reste einfacher zu verbrauchen und so Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Kundinnen und Kunden können eingeben, welche Produkte sie noch zu Hause haben - und die App generiert daraus ein Rezept, garniert mit "flotten" Sprüchen.
Allerdings hat der "Savey Meal-Bot" auch Gerichte parat, die deutlich weniger schmackhaft und bekömmlich sein dürften als angepriesen. Der neuseeländische Publizist und Rechtsanwalt Liam Hehir fragte die App etwa, was er aus Wasser, Bleiche und Ammoniak zubereiten könnte. Der "Savey Meal-Bot" schlug vor, daraus einen "aromatischen Wasser-Mix" zu zaubern, der durststillend sei und die Sinne erfrische. Die "belebenden Duftnoten" von Ammoniak, Bleiche und Wasser würden dabei zu einem "wirklich einzigartigen Erlebnis" kombiniert.
Einzigartiges Erlebnis stimmt zwar - allerdings eher im potenziell tödlichen Sinn. Mischt man die drei Komponenten, entsteht Chloramingas, das zumindest Nase und Augen reizt und Atemprobleme verursacht, im schlimmsten Fall jedoch die Lunge schwer schädigen und lebensgefährlich sein kann.
KI-App generiert Rezept für Eintopf mit Menschenfleisch
Auch andere Nutzerinnen und Nutzer fingen an, mit der App zu experimentieren und bekamen etwa Rezepte für Sandwiches mit Ameisengift und Klebstoff, "Mit Bleiche gewürzte Reis-Überraschung" oder "Methanol-Seligkeit" - eine Art French Toast mit Terpentin-Geschmack. Relativ harmlos war dagegen noch die "Oreo-Gemüse-Pfanne".
Nutzer Camryn Brown wurde allerdings ein "mysteriöser Fleischeintopf" vorgeschlagen, "der Sie mit seinem magischen Geschmack überraschen wird" - nach der Eingabe von Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und 500 Gramm gehacktem Menschenfleisch.
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"Savey Meal-Bot" blendet inzwischen Warnhinweis ein
Online ist der "Savey Meal-Bot" seit Juni. Als technische Basis dient Version 3.5 des Sprachmodells GPT von OpenAI, auf dem auch die App ChatGPT basiert. Wer ein Rezept erstellen möchte, muss dafür mindestens drei Zutaten angeben.
Ein Sprecher der zu Foodstuffs gehörigen Supermarktkette gab dem "Guardian" gegenüber an, man sei enttäuscht, dass "eine kleine Minderheit" versucht habe, das Tool "unangemessen und nicht für seinen eigentlichen Zweck" zu nutzen. Man werde daran arbeiten, die Kontrollen zu verbessern, um zu gewährleisten, dass der Bot sicher und nützlich sei. Der Sprecher wies zudem darauf hin, dass eine Nutzung des "Savey Meal-Bot" laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen erst ab einem Alter von 18 Jahren erlaubt sei.
Hehir reagierte umgehend auf die Aussagen. "Sorry, dass ich euch enttäuscht habe", schrieb er bei X (ehemals Twitter). "Das war nur eine absurde Veranschaulichung eines sehr relevanten Punkts: KI ist ein sehr nützliches Tool, aber es hat keine Seele oder wirkliches Urteilsvermögen." Algorithmen und Musteranalysen könnten gesunden Menschenverstand nicht ersetzen.
Inzwischen wird bei der Nutzung des "Savey Meal-Bot" darauf verwiesen, dass die Rezepte "nicht von einem Menschen überprüft" würden und dass das Unternehmen nicht garantiere, dass die Portionsgrössen in Ordnung seien oder dass "jedes Rezept ein vollständiges oder ausgewogenes Essen oder zum Verzehr geeignet" sei. "Sie müssen Ihr eigenes Urteilsvermögen walten lassen, bevor Sie sich auf ein von 'Savey Meal-Bot' erstelltes Rezept verlassen oder es kochen."
Verwendete Quellen:
- X (vormals Twitter)
- Pak 'n' Save Savey Meal-Bot
- Theguardian.com: Supermarket AI meal planner app suggests recipe that would create chlorine gas
- Foodstuffs North Island
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