Deutsche Finanzinstitute halten einer Auswertung von Umweltschutzgruppen zufolge derzeit EU-weit die höchsten Investitionen in Branchen, die in direktem Zusammenhang mit der Abholzung von Wäldern stehen. Insgesamt beliefen sich die Investitionen der 27 EU-Staaten zuletzt auf rund 65 Milliarden Dollar (gut 60 Milliarden Euro), wie Greenpeace und mehrere weitere Organisationen am Dienstag mitteilten. Institute in Deutschland hielten davon demnach rund 17 Milliarden Dollar (26,3 Prozent).
Untersucht wurden Kredite und Investitionen an grosse Unternehmen aus sogenannten Wald-Risikosektoren, zu denen unter anderem Palmöl, Kakao und Soja zählen. Auf den weiteren Plätzen folgten Finanzinstitute aus Frankreich (25 Prozent), sowie aus den Niederlanden (12,3 Prozent) und Schweden (12,2 Prozent). Aus den USA kamen mit gut 363 Milliarden Dollar fast sechs Mal so hohe Investitionen in den Bereich wie aus der gesamten EU.
Auch bei Krediten, die an entsprechende Unternehmen vergeben wurden, belegen US-Institute mit rund 286 Milliarden Dollar seit 2016 den ersten Rang. In der gesamten EU wurden Kredite von rund 278 Milliarden Dollar vergeben, davon 36,6 Prozent aus Frankreich, 23,1 Prozent aus den Niederlanden sowie 16,3 Prozent aus Deutschland.
Allein die Deutsche Bank habe seit 2016 rund 33 Milliarden Dollar an Krediten an umweltkritische Unternehmen vergeben und zuletzt Investitionen in Höhe von 5,4 Milliarden Dollar gehalten, wie aus der Analyse von Greenpeace, Deutsche Umwelthilfe (DUH), Oroverde, Kritische Aktionäre, Südwind-Institut, Harvest, Milieudefensie und anderen Organisationen hervorgeht.
Dabei finanziere die Deutsche Bank auch mindestens vier Unternehmen, die nachweislich in direktem Zusammenhang mit Naturzerstörung stehen, teilten die Organisationen mit. Auch die Allianz, die DZ Bank und die Commerzbank finanzierten zum Beispiel den US-Agrarriesen Bunge, "dessen Soja-Geschäfte nachweislich mit Entwaldung und Landraub in der brasilianischen Cerrado-Savanne in Verbindung stehen".
"Wenn Banken mit Nachhaltigkeit werben, aber Naturzerstörung finanzieren, dann ist das Greenwashing", betonte die Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens. "Viele Menschen wollen ihr Geld nachhaltig anlegen und nicht unfreiwillig die Zerstörung der Natur finanzieren. Die EU muss verhindern, dass Finanzinstitute diese Menschen weiter hinters Licht führen und dringend neue gesetzliche Regeln für den Finanzsektor einführen", betonte DUH-Expertin Tina Lutz. © AFP
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