Es ist ein Konflikt, der seit 2006 fast 200.000 Todesopfer verursacht hat. Mexiko ächzt unter dem Drogenkrieg. Kartelle sind längst zu einer Art Staat im Staat avanciert und liefern sich blutige Schlachten um die besten Lieferwege. Ein Blick auf die Täter.

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Der Drogenhandel floriert und wird immer globaler. Schier unzählbare Summen an Geld wandern in die Taschen der Kartelle und ihrer Paten nach Mexiko. Mit blutigen Territorial-Kriegen überziehen sie das Land in Mittelamerika.

Seit der ersten Militäroffensive gegen die Drogen-Gangster im Jahr 2006, sind bisher 186.000 Menschen dem Krieg zum Opfer gefallen.

Morde im Minutentakt

Im ersten Halbjahr 2017 meldete Mexiko einen traurigen Rekord: Rund 12.000 Menschen sind ermordet worden.

Oder anders Anders ausgedrückt: Alle 20 Minuten wurde im Schnitt alleine in der Hauptstadt Mexico-City eine Person ermordet, wie die mexikanische Zeitung "El Confidential" berechnet hat.

Der Trend setzt sich für die zweite Jahreshälfte fort. Womöglich bricht man den Rekord von 2011 mit 27.213 Toten.

Der Grund für die selbst für mexikanische Verhältnisse unglaublich hohe Zahl an Opfern sind die Machtkämpfe in den grössten Kartellen des Landes.

Streit um die Thronfolge beim Sinaloa-Kartell

Es ist vor allem eine Frage um die Nachfolge des legendären Drogenbaron Joaquín Guzman Loera, alias "El Chapo". Seit dessen Auslieferung an die USA im Januar 2017 lähmen die Machtkämpfe ganze Bundesstaaten.

Sein einstiger Kronprinz López Núñez "El Licenciado" ist im Mai verhaftet worden.

Das Sinaloa-Kartell ist bereits Ende der 1980er Jahre in Culiacán im Bundesstaat Sinaloa gegründet worden.

Spätestens seit dem Krieg gegen das Tijuana-Kartell Anfang der 1990er Jahre gilt es als eines der Big-Player in der internationalen Drogenlandschaft. Das Kartell wird auch Pazifik-Kartell genannt, weil es fast die ganze mexikanische Pazifikküste abdeckt.

Im Norden grenzt es an die USA. Von der "United States Intelligence Community" wird es als die mächtigste Drogenhandel-Organisation der Welt bezeichnet.

Im Jahr 1995 übernahm "El Chapo" die Führung des Kartells bis zu seiner ersten Gefangennahme 2014.

Die grössten Umschlagsplätze in den USA sind die Städte Tucson und Phoenix in Arizona. International agiert das Kartell unter anderem in Australien, Russland und auch Deutschland.

Seit den Verhaftungen von "El Chapo" und "El Licencenciado" kämpfen zwei Fraktionen um die Übernahme. Das sind zum einen bereits führende Kartellpersönlichkeiten aus dem engen Dunstkreis um Guzman Loera, zum anderen die "Jalisco Nueva Generación".

Die kriminelle Vereinigung wurde zunächst vom Sinaloa-Kartell als eine Art Privat-Armee gegen die Erzrivalen "Los Zetas" angeheuert. Jetzt wollen sie das ganze Kartell übernehmen.

Los Zetas - Köpfende Ex-Offiziere

"Los Zetas" sind der zweite Big-Player in Mexiko. Sie sind vor allem durch ihre barbarischen Morde und Foltermethoden bekannt.

Zum "Zeichen-Setzen" werden Gegner geköpft und deren Leichen dann an öffentlichen Plätzen deponiert.

Das Zentrum von "Los Zetas", spanisch für die "Die Zs", liegt an der texanischen Grenze in der Nähe des Grenzflusses Río Grande.

Die Geschichte des Kartells reicht in die späten 1990er Jahre zurück. Damals desertierten mexikanische Offiziere und begannen als Unterstützung für das einst übermächtige Golf-Kartell zu arbeiten.

Spätestens ab 2007 übernahm "Los Zetas" immer mehr die Kontrolle über das einstige Golf-Kartell Imperium, seit 2010 sind die Kartelle offiziell voneinander getrennt.

Die US-Regierung bezeichnet das Kartell als das "technologisch am weitesten fortgeschrittene, effizienteste, gewalttätigste, ruchloseste und gefährlichste Kartell, das in Mexiko operiert."

Seit 2016 ist das Kartell aufgeteilt. Das so genannte "Nordost"-Kartell spaltete sich von der "Gruppe Bravo" und den "Old-School-Zetas" ab. Und diese Kartelle bekriegen sich aktuell.

Das Golf-Kartell

Das "Golf"-Kartell wird als das älteste noch existierende Kartell Mexikos bezeichnet. Juan Nepomuceno Guerra gründete die Vereinigung in den 1930er Jahren, um Alkohol in die USA zu schmuggeln.

Ab 1984 übernahm sein Neffe Juan García Ábrego und sattelte primär auf den Drogenhandel um. Von der Basis in Matamoros im Bundesstaat Tamaulipas agiert das Kartell global.

Besonders enge Verbindungen vermutet man mit der "'Ndrangheta"-Mafia in Italien. Seit 2016 kämpft es gemeinsam mit den Bravo-Gruppe der Zetas gegen das Nordost-Kartell.

Das Tempelritter-Kartell

Die "Tempelritter" sind wohl eines der bizarrsten Kartelle in Mexiko. Das Kartell weisst Merkmale einer pseudoreligiösen Sekte auf, wobei sich die Regeln am Ehrenkodex der mittelalterlichen Tempelritter in Europa orientieren.

Die Mitglieder der 2011 gegründeten Vereinigung müssen schwören, Armen und Hilflosen zu helfen, Materialismus zu bekämpfen, Frauen und Kinder zu achten, nicht für Geld zu töten und keine Drogen zu konsumieren.

Die "Ritter" lassen sogar ihre eigenen Kartellmitglieder regelmässig auf Drogen testen. Mexikanische Sicherheitskräfte konnten dieses Jahr den aktuellen Anführer "Ignacio Rentería Andrade alias "El Cenizo" festnehmen.

Das Kartell befindet sich aktuell in einer Allianz mit dem Sinaloa-Kartell, gegen das Nordost-Kartell.

Warum ist die Gewalt vor allem in Mexiko?

Es gibt zahlreiche Gründe, warum vor allem in Mexiko der Drogenkrieg eskaliert.

Seit dem Ende der grossen kolumbianischen Kartelle wie dem "Medellin-Kartell" unter Pablo Escobar und dem "Cali-Kartell" hat sich der Handel immer mehr nach Mittelamerika verlagert.

In Kolumbien wird zwar noch das meiste Kokain produziert, vertrieben wird es allerdings über Mexiko. Der Hauptabnehmer USA liegt direkt vor der Haustür des Landes.

Insgesamt, so schätzen die UN-Büros für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC), konsumieren weltweit rund 250 Millionen Menschen mindestens einmal im Jahr Kokain.

Weltweit werden mit dem illegalen Drogenhandel 400 Milliarden Dollar umgesetzt.

Der Konsum reisst nicht ab

Mit der Länge von 3144 Kilometern ist die Grenze zwischen Mexiko und den USA allerhöchstens punktuell überwachbar.

Das nutzen kriminelle Vereinigungen aus und versuchen ständig ihr Territorium zu erweitern. Die Folge: gnadenlose Kartellkriege. Ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht, denn der Konsum lässt nicht nach.

Der 400 Milliarden Dollar teure Koks-Fluss von den Anden über Mexiko in die USA und den Rest der Welt sprudelt.

Doch der Preis dafür ist hoch. "Wenn jemand Kokain nimmt, landet sein Geld hier und finanziert Landminen, Umweltzerstörung, Terrorismus, Entführung und Vertreibung.", sagt der ehemalige kolumbianische Vizepräsident Francisco Santos.

mit Material der dpa
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