Sechs Eröffnungstermine sind geplatzt. Jetzt spricht der Dienstherr des zuständigen Bauamts von "Déjà-vus", beim internen Zeitplan muss vielleicht improvisiert werden. Liegt es am Ende an Dübeln?
Am geplanten Eröffnungstermin für den neuen Hauptstadtflughafen im nächsten Jahr werden neue Zweifel laut. Der zuständige Landrat Stephan Loge äusserte sich im ARD-Magazin "Kontraste" skeptisch. "Spiegel online" zitierte am Freitag Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup aus einer internen Unterlage: "Die ursprüngliche Sicherheit des Eröffnungstermins im Oktober 2020 kann heute nicht mehr uneingeschränkt garantiert werden."
Am Freitag sagte Lütke Daldrup im RBB-Inforadio: "Der BER wird im Oktober 2020 eröffnet." Man bleibe im 2017 festgesetzten Zeitrahmen. "Wir wussten, dass wir Puffer brauchen, und wir wussten, dass das eine oder andere Problem noch auf uns zukommen würde."
Inzwischen gibt des nach Flughafenangaben Überlegungen, mit dem Probebetrieb schon vor der endgültigen Nutzungsfreigabe für das Terminal zu beginnen - um den Termin zu halten, sollte sich der für den Sommer geplante Verbundtest aller technischen Anlagen in dem Gebäude verzögern. Vor allem an der Brandmeldeanlage und der Verkabelung werde noch gearbeitet - siebeneinhalb Jahre nach dem ursprünglichen Eröffnungstermin.
Einzelfallzulassung für bestimmte Dübel
Seit einigen Wochen gibt es Berichte, nach denen der Eröffnungstermin 2020 bedroht wäre, wenn es für bestimmte Dübel im Terminal keine Einzelfallzulassung gebe. Der Flughafen betonte, grundsätzlich seien Metalldübel verbaut worden. Er bestätigte aber, dass für Befestigungslösungen zum Teil noch Zulassungen fehlten.
"Die Verlässlichkeit und Belastbarkeit des Eröffnungstermins gilt weiterhin", versicherte ein Sprecher. "Allerdings unter der Voraussetzung, dass die beauftragten Unternehmen ihr Leistungsversprechen erfüllen und die Sachverständigen sowie die Bauaufsichtsbehörden die Freigaben erteilen."
Die Bauaufsicht untersteht Landrat Loge. Der SPD-Politiker erinnerte an frühere geplatzte Eröffnungstermine: "Ich habe Magengrummeln. Wir haben da so ein bisschen Déjà-vus." Loge sagte: "Auch an einem Plastikdübel oder mehren tausend Plastikdübeln, wie mutmasslich in diesem Fall, kann die Inbetriebnahme scheitern." Er schloss aus, "ein Auge zuzudrücken".
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am Freitag, sicher werde die Finanzverwaltung mit dem Flughafen über die Situation sprechen. "Die Verantwortlichen sind in der Geschäftsführung und ich muss mich auf deren Informationen verlassen."
Aufwendige Rückbauten notwendig
FDP und CDU im Abgeordnetenhaus forderten eine Regierungserklärung. Der Grünen-Fraktionschchef im Bundestag, Anton Hofreiter, warf Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vor wegzusehen.
Dübel waren schon einmal ein Problem auf der Baustelle. 2012 fiel auf, dass für Wandverkleidungen von Aufzügen keine brandsicheren Dübel benutzt worden waren.
Die Betreiber widersprachen der "Kontraste"-Darstellung, dass im zentralen Kabelkanal im Terminal aufwendige Rückbauten notwendig seien. "Richtig ist, dass eine Kabelpritsche verbreitert werden muss. Hier sind auf circa 40 Meter Länge Arbeiten am Tragsystem erforderlich." Diese sollten Ende Mai abgeschlossen sein. Anders als dargestellt sei der Kanal auch nicht aus Kalksandstein, sondern komplett aus Stahlbeton gebaut worden, sagte Lütke Daldrup.
Nach Informationen von "Spiegel online" drohen auch Verzögerungen beim Terminal 2, das seit dem Herbst gebaut wird. Es werde möglicherweise erst Anfang 2021 fertig. Ein Flughafensprecher sprach von Schwierigkeiten in der Anfangsphase des Projekts, blieb aber beim geplanten Fertigstellungstermin im Oktober 2020.
(dpa/fra) © dpa
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