Eigentlich kann man Obst in Supermärkten fast immer lose und ohne Verpackung kaufen. Im Kühlregal liegen dann aber doch oft Lebensmittel beispielsweise, die - völlig unnötig - in Plastik eingepackt sind. Solche Produkte kürt nun die Deutsche Umwelthilfe mit einem Negativpreis: dem "Goldenen Geier".
Insgesamt sechs Produkte hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) für den "Goldenen Geier" nominiert. Dieser Negativpreis wird verliehen für die unsinnigste Einweg-Plastikverpackung. Bis Ende August können Verbraucher auf der Internetseite der Organisation über den "Gewinner" abstimmen. Die DUH hatte die Produkte aus rund 200 Einsendungen ausgewählt.
Zu den Nominierten gehören verzehrfertig geschnittene Melonenstücke von Rewe, Gartenkräuter von Edeka und ein Stück Apfelkuchen von Lidl - sie werden alle in Plastikschalen und mit Folie umwickelt verkauft. Dazu wählten die Umweltschützer noch Mineralwasser der Marke Vittel von Nestlé in Einwegflaschen, portionsweise abgepackte Haribo-Gummibärchen sowie einzeln verpackte Reinigungstabs für die Spülmaschine von Reckitt Benckiser aus.
Unternehmen rechtfertigen sich
Nestlé erklärte daraufhin: "Wo immer sinnvoll und möglich, versuchen wir Plastikabfall zu vermeiden und zu minimieren." Anfang nächsten Jahres bringe Vittel beispielsweise die 0,75-Liter-Flasche komplett aus recyceltem PET auf den Markt. Bis 2025 will Nestlé alle Verpackungen wiederverwendbar oder recycelbar machen.
Auch Edeka erklärte, Verpackungsvermeidung sei seit Jahren ein wichtiges Anliegen. Die Supermarktkette verwies darauf, dass sie alle Obst- und Gemüse-Produkte auch lose anbiete. Viele würden mit Etiketten oder Laserbeschriftung gekennzeichnet. Allein durch letzteres liessen sich 50 Tonnen Plastik jährlich einsparen.
Ausserdem motiviere das Unternehmen seine Kunden, Mehrwegbeutel statt Einwegtüten zu benutzen. Einweg-Plastikgeschirr von Eigenmarken solle bis Ende des Jahres aus den Märkten verschwinden und an den Frischetheken böten immer mehr Händler Lösungen für selbst mitgebrachte Dosen an.
Deutschland negativer Spitzenreiter
"In keinem Land in Europa fällt so viel Verpackungsmüll an wie in Deutschland", kritisierte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Der Verbrauch von Plastikverpackungen habe sich seit 1995 von 19 auf 37 Kilogramm pro Kopf und Jahr verdoppelt.
Laut dem von der Heinrich Böll Stiftung und Bund e.V. veröffentlichten "Plastikatlas" verbraucht der EU-Bürger im Durchschnitt "nur" 24 Kilogramm Plastikverpackung im Jahr.
Die ausgewählten Produkte stünden stellvertretend dafür, dass "Hersteller und Händler noch immer in verschwenderischer Weise mit begrenzt vorhandenen Ressourcen umgehen und die Verschmutzung der Umwelt in Kauf nehmen".
Resch forderte: "Wir brauchen einen Wettbewerb um intelligente Vermeidung von Einweg-Plastikverpackungen und dort, wo Verpackungen unverzichtbar sind, Mehrweglösungen, wie diese über Jahrhunderte von unseren Eltern und Grosseltern praktiziert wurden." (afp/awa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.