Bei einem Einsatz gegen eine Drogenbande in einem Gefängnis in Paraguay sind elf Häftlinge und ein Polizist getötet worden. Wie die Polizei des südamerikanischen Landes mitteilte, kam es am Montag bei der Verlegung eines mächtigen Drogenbosses zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Der Drogenboss Javier Rotela hatte demnach Teile des Tacumbú-Gefängnisses in der Hauptstadt Asunción faktisch unter seiner Kontrolle gehabt und sollte deshalb in eine andere Haftanstalt verlegt werden.
Rotela habe wie ein Luxus-Häftling mit seiner schwangeren Frau und drei Pitbulls im Tacumbú-Gefängnis gelebt und dort sogar einen kleinen Supermarkt betrieben, sagte der Polizist Nimio Cardozo vor Journalisten. Als er verlegt werden sollte, begannen Häftlinge auf die Beamten zu schiessen. Ein Polizist wurde tödlich von einer Kugel am Kopf getroffen.
"Wir haben elf tote Häftlinge gezählt, die meisten davon wurden von Kugeln getroffen", sagte der Gerichtsmediziner Pablo Lemir. Paraguays Polizeichef Carlos Benítez ergänzte, mindestens 36 Beamte und 24 Gefangene seien durch Schüsse verletzt worden.
An dem Einsatz im Tacumbú-Gefängnis waren nach Polizeiangaben mehr als 2200 Polizisten und Soldaten beteiligt. Paraguays Präsident Santiago Peña sprach von einen "historischen und beispiellosen Einsatz, um ein sichereres Land für unsere Familien zu schaffen". Es sei allgemein bekannt gewesen, dass kriminelle Gruppen seit Jahrzehnten aus dem Tacumbú-Gefängnis heraus Überfälle geplant und mit Drogen gehandelt hätten. Damit sei es nun "genug".
Rotela ist das Oberhaupt des Rotela-Clans, der am Drogenhandel in Paraguays Städten beteiligt ist. Nach Angaben des Kriminologen Juan Martens hat er rund 7000 Bandenmitglieder in verschiedenen Gefängnissen des Landes unter seinem Kommando. Nach Polizeiangaben wurden bei dem Einsatz im Tacumbú-Gefängnis automatische Waffen beschlagnahmt. Etwa 700 Gefangene in Handschellen wurden in Armee- und Polizeibussen abtransportiert.
In den 18 Gefängnissen im 6,5-Millionen-Einwohner-Land Parayguay sind insgesamt rund 16.000 Häftlinge untergebracht. Das Tacumbú-Gefängnis ist für 1500 Insassen ausgelegt, dort sitzen aber fast doppelt so viele Häftlinge ein. In der Haftanstalt hat es schon mehrere Aufstände unter Rotelas Kommando gegeben. Im Oktober hatten Gefangenen 22 Gefängniswärter als Geiseln genommen und 15 Stunden lang festgehalten. Ein Häftling war bei dem Aufstand gestorben. © AFP
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