- Die Eltern eines zum Tode verurteilten Iraners haben die Justiz in einem Video um Gnade gebeten.
- Ihr Sohn soll bei Protesten gegen die iranische Führung an einem tödlichen Angriff auf einen Paramilitär beteiligt gewesen sein.
Die Eltern eines jungen Iraners, dem die Hinrichtung droht, haben die Justiz des Landes am Montag um Gnade gebeten. "Ich flehe Sie an, die Todesstrafe im Fall meines Sohnes aufzuheben", sagte Maschallah Karami, Vater von Mohammed Mehdi Karami, in einem in Online-Netzwerken veröffentlichten Video. Laut Amnesty International war der Sohn im Zusammenhang mit den Protesten gegen die iranische Führung in einem verkürzten Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt worden.
Die iranische Justiz hat in den vergangenen zwei Wochen bereits zwei junge Männer hingerichtet, die bei Protesten Sicherheitskräfte verletzt oder getötet haben sollen. Der Iran hat seit Beginn der Proteste bereits elf Todesurteile verhängt. Amnesty International schätzt, dass insgesamt 26 Menschen hingerichtet werden können, unter ihnen auch welche, deren Urteil noch aussteht.
Protestwelle im Iran
Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Gerichtsverhandlungen als übereilt und unfair. Karami, der Anfang 20 sein soll, sei eine Woche nach Beginn des Prozesses verurteilt worden. Er soll an einem tödlichen Angriff auf einen Paramilitär beteiligt gewesen sein. Der Anwalt der Familie habe keinen Zugang zu ihm gehabt, und der Pflichtverteidiger habe Anrufe seiner Familie nicht beantwortet. Der Iran steht im Verdacht, die Todesstrafe als Drohmittel zu nutzen, um die Proteste einzudämmen.
Das Land wird seit dem Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September von einer Protestwelle erschüttert. Amini war zuvor von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr ein Verstoss gegen die strenge Kleiderordnung des Landes vorgeworfen wurde.
Seitdem haben die Behörden bei ihrem Durchgreifen gegen die von ihnen als "Unruhen" bezeichneten Geschehnisse Tausende festgenommen. In der vergangenen Woche waren die Todesurteile gegen die beiden 23-jährigen Männer Mohsen Schekari und Madschidresa Rahnaward vollstreckt worden.
Filmfestival von Cannes protestiert gegen Festnahme einer iranischen Schauspielerin
Unterdessen hat das Filmfestival von Cannes gegen die Festnahme der iranischen Schauspielerin Taraneh Alidoosti protestiert und deren Freilassung gefordert. Das Festival zeigte sich "solidarisch mit dem friedlichen Einsatz für die Freiheit und das Recht der Frauen", hiess es. Am Wochenende hatten mehrere Prominente und Menschenrechtsorganisationen gegen ihre Festnahme protestiert.
Im Südosten des Irans nahe der Grenze zu Pakistan wurden am Montag vier iranische Sicherheitskräfte getötet. Die regierungsnahe Nachrichtenagentur Irna sprach von einem "Terrorangriff". Die Region Sistan-Belutschistan, in der eine sunnitische Minderheit lebt, ist seit Jahren von Spannungen geprägt. (AFP/tas)
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