Ein 18-Jähriger soll mit einem Messer im Juli 2024 in Southport drei kleine Mädchen getötet haben. Die Kinder tanzten zur Musik von Taylor Swift. Heute soll in Liverpool die Verhandlung gegen den Angeklagten beginnen.

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Ein Mann stürmt mit einem Messer bewaffnet in einen Tanzkurs zur Musik von Taylor Swift, er sticht um sich. Drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren sterben, acht weitere Kinder und zwei Erwachsene werden verletzt, sie überleben traumatisiert. Allein die Gewalttat im nordwestenglischen Southport erschütterte im vergangenen Sommer Grossbritannien.

Doch was darauf folgte, hinterliess weitere, tiefe Narben in der britischen Gesellschaft. Getrieben von Falschinformationen über den mutmasslichen Täter kam es zu tagelangen rechtsradikalen und antimuslimischen Ausschreitungen im ganzen Land. Heute soll in Liverpool die Verhandlung gegen den Angeklagten beginnen.

Generalstaatsanwalt mahnt zu fairer und richtiger Berichterstattung

Vorsorglich - und wohl in Erinnerungen an die Dynamik der Gewalt vor wenigen Monaten - mahnte Generalstaatsanwalt Richard Hermer in einer Mitteilung zu einer fairen und genauen Berichterstattung über den Prozess. Dem 18-Jährigen werden 16 Anklagepunkte zur Last gelegt, darunter Mord, versuchter Mord, die Herstellung eines tödlichen Gifts sowie ein Terrorvorwurf. Der Mann schweigt zu den Vorwürfen, bei einer Anhörung Ende Dezember war in seinem Namen auf nicht schuldig plädiert worden.

Kurz nach der Tat am 29. Juli 2024 war in den sozialen Medien fälschlicherweise behauptet worden, der Täter sei ein muslimischer Migrant. Die Polizei teilte zwar schnell mit, sie habe einen 18 Jahre alten Verdächtigen festgenommen, der als Sohn von Ruandern in Grossbritannien geboren wurde. Hass und Desinformationen liessen sich aber nicht mehr aufhalten, angeheizt auch durch Äusserungen von Rechtspopulisten, die die Stimmung gegen die noch neue Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer für sich nutzten.

Haftstrafen für Hunderte Krawallmacher

Ziel des Mobs in mehreren englischen Städten waren meist Unterkünfte für Asylbewerber, Moscheen und Geschäfte. Tausende Polizistinnen und Polizisten waren im Einsatz, etliche wurden verletzt. Mit der Trauer um die drei Mädchen hatten die Krawalle nicht mehr viel zu tun, der offen gelebte rechtsradikale Hass sorgte weit über die britischen Grenzen hinaus für einen Schock. Tausende Menschen demonstrierten in der Folge gegen Gewalt und für Toleranz. Inzwischen wurden Hunderte Angreifer zu Haftstrafen verurteilt.

Der Prozess gegen den Angeklagten soll dem Generalstaatsanwalt zufolge vier bis sechs Wochen dauern. Die Veröffentlichung von Falschinformationen, die die Beratungen der Jury beeinflussen könnten, könnten als Missachtung des Gerichts gewertet werden, hiess es in der Mitteilung. In Grossbritannien wird deutlich häufiger als in Deutschland identifizierbar über Angeklagte berichtet, auch der Generalstaatsanwalt nennt den Angeklagten mit dem vollen Namen. (dpa/bearbeitet von nap)

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