Es war schon dunkel, als die Erde bebte. Wieder und wieder. Mindestens 29 Menschen starben im Osten der Türkei, viele werden noch unter den Trümmern vermutet. Bei Minusgraden suchen Retter nach ihnen. Auch ein Gefängnis wurde zerstört.
Ein schweres Erdbeben hat den Osten der Türkei erschüttert. Mindestens 29 Menschen wurden getötet, wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Katastrophenschutzbehörde Afad meldete. Weit über 1000 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge verletzt. Das Beben hatte die Stärke 6,8, wie Afad mitteilte. Es sei von mehr als 400 Nachbeben gefolgt worden. Das Beben hatte sein Zentrum in der Provinz Elazig und ereignete sich gegen 21 Uhr Ortszeit.
Anadolu meldete, 72 Gebäude seien eingestürzt und fast 1000 weitere beschädigt. Behörden gingen am Samstag davon aus, dass noch Menschen unter den Trümmern verschüttet seien, so Innenminister Süleyman Soylu. Nach Angaben von Afad wurden fast 1500 Verletzte in Krankenhäusern behandelt.
Retter konnten 42 Verschüttete lebend bergen, wie der Staatssender TRT meldete. Dramatische Aufnahmen des Senders zeigten Dutzende Retter, die schweigend auf dem Dach eines eingestürzten Gebäudes in der 600 000-Einwohner Stadt Elazig arbeiteten. Auch die Rettung einer älteren Frau war auf den Bildern zu sehen - und schockierte Augenzeugen, die sich um das Geschehen versammelten. "Meine Tochter ist auch dort", rief die Frau und deutete auf die Trümmer, aus denen sie eben gezogen worden war. Dann wurde sie mit einem Krankenwagen weggebracht.
Per Handy Hilfe geholt
Örtliche Medien zeigten auch die Bergung einer 45-jährigen Frau, die zuvor unter den Trümmern eines Wohnhauses per Handy von den Rettern kontaktiert werden konnte. Umherstehende Menschen applaudierten, einige mit Tränen in den Augen, als die Gerettete zu einem Krankenwagen gebracht wurde.
Mit speziellen Sensoren hörten Retter die Trümmer nach Überlebenden ab, auch Bagger und Spürhunde seien im Einsatz, sagte ein Retter. Nach Angaben des TV-Senders CNN Türk sind unter den Geretteten mindestens zwei Kinder. Wie der Sender TRT weiter berichtete, konnte auch eine Schwangere lebend befreit werden.
Eiseskälte erschwert die Rettungsarbeiten
In der ersten Nacht nach dem Beben hätten Temperaturen von Minus acht Grad Celsius die Rettungsarbeiten erschwert, meldete der Katastrophenschutz. Anwohner boten in den sozialen Medien Hilfe und Unterkunft für Betroffene. Viele hatten Angst, in ihre Häuser zurückzukehren und sagten dem Sender TRT am Samstag, sie würden die Nacht im Freien verbringen.
In der benachbarten Stadt Adiyaman wurde ein Gefängnis beschädigt. Die insgesamt 814 Insassen sollten in anderen Haftanstalten in der Region untergebracht werden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf das Justizministerium.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte seine Termine in Istanbul abgesagt und war am Samstagnachmittag kurzfristig nach Elazig gereist. "Unsere Regierung tut alles - und wird alles tun - was in ihrer Macht steht", sagte er vor versammelten Menschen. Erdogan nahm auch an der Beerdigung einer 45 Jahre alten Frau und ihres zehn Jahre alten Sohnes teil. Er versprach, dass zerstörte Häuser schnell wieder aufgebaut würden.
Die Kanzlerin schickt Beileidsschreiben
Zuvor hatte Erdogan laut Anadolu zugesichert, es würden alle Massnahmen getroffen, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. In einem Tweet wünschte er den Verletzten schnelle Heilung und den Toten die Gnade Gottes. Ausserdem habe er mehrere Minister in die Region entsandt, darunter die Minister Soylu und Koca.
In einem Kondolenzschreiben an Erdogan sprach Bundeskanzlerin
Aus dem türkischen Verteidigungsministerium hiess es, es seien Krisenstellen eingerichtet worden, um Such- und Rettungsmissionen zu unterstützen. Das Militär liess mitteilen, es stehe bereit, falls seine Hilfe benötigt werde. Die Katastrophenschutzbehörde meldete, sie habe Hunderte Helfer sowie Zelte, Betten und Decken in die Region geschickt.
Auch Mesut Özil zeigt sich betroffen
In sozialen Medien äusserten sich viele Menschen bestürzt, darunter der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell und der türkischstämmige Fussballer Mesut Özil. "Meine Gebete sind mit allen, die von dem Erdbeben in der Türkei betroffen sind", schrieb der deutsche Ex-Nationalspieler auf Twitter. Borrell sprach dem türkischen Volk seine Solidarität und den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.
Die Türkei ist besonders erdbebengefährdet. Eines der folgenreichsten Beben war eines der Stärke 7,6 im Jahr 1999 mit Epizentrum in Gölcük südöstlich von Istanbul. Damals gab es Zehntausende Verletzte und Tote. (best/dpa)
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