Erstmals seit 15 Monaten ist ein Nordkoreaner südkoreanischen Medienberichten zufolge über das Meer nach Südkorea geflüchtet. Die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete am Donnerstag von einem Menschen, der über die Seegrenze zwischen beiden Staaten im Gelben Meer nach Süden geflohen sei. In weiteren südkoreanischen Medien war von zwei Nordkoreanern die Rede, die versucht hätten, auf die an der Demarkationslinie gelegene südkoreanische Insel Gyodong zu gelangen.
Weiter hiess es in den Berichten, das südkoreanische Militär habe nur einen der Flüchtlinge in seiner Obhut. Der Nordkoreaner habe die "neutrale Zone der Mündung des Han-Flusses westlich der innerkoreanischen Landgrenze" überquert und dann die Insel Gyodong erreicht, berichtete Yonhap unter Berufung auf Militärkreise. Der südkoreanische Verteidigungsminister Shin Won-sik sagte demnach vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, die Angelegenheit werde von den Behörden untersucht.
Zuletzt war im Mai 2023 Menschen aus Nordkorea die Flucht über das Meer in den Süden gelungen. Damals überquerte eine neunköpfige Familie in einem Holzboot die Grenze. Seit der politischen Teilung der koreanischen Halbinsel im Zuge des Koreakriegs Anfang der 1950er Jahre sind bereits zehntausende Nordkoreaner in den Süden geflohen.
Nach Beginn der Corona-Pandemie war die Zahl in den Süden geflohener Nordkoreaner zunächst deutlich zurückgegangen. Im vergangenen Jahr hatte sie sich im Vergleich zu 2022 aber mehr als verdoppelt: 196 Menschen war im vergangenen Jahr die Flucht gelungen, im Vorjahr waren es 67 gewesen. Dem südkoreanischen Wiedervereinigungsministerium zufolge nahm insbesondere die Zahl der geflohenen Angehörigen der nordkoreanischen Elite zu.
Experten zufolge trugen zur gestiegenen Zahl der Überläufer die äusserst schwierigen Bedingungen im kommunistisch regierten und international weitgehend isolierten Nordkorea bei - darunter Nahrungsmittelknappheit und das Unvermögen des Staats, seine Bürger vor Naturkatastrophen zu schützen. © AFP
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