Innerhalb von 30 Minuten detonierten am Ostersonntag in Sri Lanka Bomben in Kirchen und Luxushotels. Dabei sind über 180 Menschen ums Leben gekommen, es gibt mindestens 450 Verletzte. Und offenbar ist die Serie tödlicher Explosionen noch nicht vorbei.
In Sri Lanka hat sich nach einer Serie von Anschlägen auf Kirchen und Hotels eine weitere Explosion ereignet. Sie geschah am Sonntagnachmittag (Ortszeit) in einer Wohngegend in Dematagoda, einem Vorort der Hauptstadt Colombo, wie die Polizei mitteilte.
Es gab zunächst keine Angaben über Opfer oder weitere Einzelheiten. Es war bereits die achte Explosion am Ostersonntag in dem südasiatischen Inselstaat.
Zuvor waren bei sechs Anschlägen auf drei christliche Kirchen und drei Fünf-Sterne-Hotels am Vormittag nach Behördenangaben mindestens 185 Menschen getötet und mehr als 450 weitere verletzt worden.
Unter den Toten waren demnach mindestens elf Ausländer.
Später gab es eine siebte Explosion in einem kleinen Hotel in Dehiwala-Mount Lavinia, einem weiteren Vorort von Colombo. Dabei kamen nach Polizeiangaben zwei Menschen ums Leben.
Minister: Verantwortliche identifiziert
Die Verantwortlichen für die Anschlagsserie sind nach Angaben des Verteidigungsministers Ruwan Wijewardene identifiziert worden. Er sprach bei einer Pressekonferenz am Sonntag von einem "terroristischen Vorfall" und von "extremistischen Gruppen".
Als Reaktion verhängte das Verteidigungsministerium eine zwölfstündige Ausgangssperre in dem Land. Sie solle um 18.00 Uhr (Ortszeit; 14.30 Uhr MESZ) in Kraft treten.
Nach den Anschlägen hat Kanzlerin
Bürger sollen zuhause bleiben
Innerhalb einer halben Stunde ereigneten sich demnach am Vormittag (Ortszeit) Explosionen in drei Kirchen in drei verschiedenen Städten sowie in drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo. In den Kirchen fanden zu dem Zeitpunkt Ostergottesdienste statt.
Staatspräsident Sirisena sprach zunächst von "Angriffen". Die Streitkräfte und die Polizei würden der "Verschwörung" auf den Grund gehen.
Nach einem Besuch an drei Anschlagsorten erklärte Wirtschaftsminister Harsha de Silva: "Ich habe überall Leichenteile verstreut gesehen."
Es habe "viele Opfer einschliesslich Ausländern" gegeben. Er rief die Bürger auf, zuhause zu bleiben.
Deutsche Botschaft rät, öffentliche Orte zu meiden
Die Oberbefehlshaber der Streitkräfte hielten mit mehreren Ministern eine Krisensitzung ab, wie der Minister für Wirtschaftsreform, Harsha de Silva, auf Twitter schrieb.
Er habe in einer Kirche in Colombo "schreckliche Szenen" erlebt. Diese sei mit Körperteilen übersät gewesen. Er rief dazu auf, Ruhe zu bewahren und zu Hause zu bleiben. Rettungsmassnahmen liefen.
Auch die Botschaften westlicher Staaten riefen ihre Bürger in Sri Lanka auf, Schutz zu suchen. Die Fluglinie Sri Lanka Airlines bat die Passagiere, bei Abflügen aus Colombo mindestens vier Stunden vor dem Start einzutreffen, da die Sicherheitsvorkehrungen stark verschärft worden seien.
Das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts teilte mit, dass die Situation sei unübersichtlich. Die deutsche Botschaft in Colombo riet dringend dazu, öffentliche Orte in Sri Lanka zu meiden.
Grosse Anteilnahme nach Anschlägen
Bundespräsident
"Besonders niederträchtig ist, dass zahlreiche friedlich Betende in Gotteshäusern am Ostersonntag Ziel dieser hinterhältigen Angriffe wurden."
Deutschland stehe an der Seite Sri Lankas "in der Entschlossenheit, dem menschenverachtenden Terror entgegenzutreten", versicherte Steinmeier.
Der Bundespräsident sprach seine "tief empfundene Anteilnahme in dieser schweren Stunde" aus. Seine Gedanken seien auch bei den Hinterbliebenen und Freunden der Opfer und den Helfern vor Ort.
Maas: "Niederträchtige Tat"
Auch Bundesaussenminister
Am Osterfest so viel Hass zu erleben, schmerze. "Ostern ist ein Fest der Liebe, das uns lehrt: Hass unsererseits kann nie die Lösung sein."
Weiter erklärte der SPD-Politiker: "Diese niederträchtige Tat richtete sich offenbar gezielt gegen Menschen, die sich am Ostersonntag in der Kirchen dem Gebet und der Besinnung widmeten, sowie gegen Reisende. Nichts kann die gezielte Ermordung unschuldiger Menschen rechtfertigen."
Auch Deutsche unter den Opfern?
Unter den Todesopfern waren nach Krankenhausangaben US-Bürger, Briten und Niederländer. Ob auch Deutsche darunter waren, versuche die Botschaft in Sri Lanka "mit Hochdruck" aufzuklären, erklärte Maas.
"Deutsche, die sich in Sri Lanka aufhalten, sollten sich von den Anschlagsorten fernhalten und den Anweisungen der Behörden Folge leisten", riet Maas.
Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein. Besorgte Angehörige können sich unter der Nummer 030-50000 melden.
Maas versicherte, Deutschland stehe Sri Lanka als Partner zur Seite.
Folgen des Bürgerkriegs?
Der südasiatische Inselstaat ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Europäer. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten.
Sri Lankas Bürgerkrieg war 2009 nach 26 Jahren zu Ende gegangen. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft.
Die Armee ging gegen die Aufständischen mit aller Härte vor und besiegte sie schliesslich. Die UN wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor. (hub/dpa/afp)
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