Es sind die letzten Worte der Piloten des Todesfluges 447, die ein US-Magazin jetzt veröffentlicht hat: "F..., wir sind tot." Sie zeigen, wie dramatisch die Situation im Cockpit Sekunden vor dem Absturz war - und wie bitter die Erkenntnis der Verantwortlichen.

Mehr Panorama-News

Flug 447 von Rio de Janeiro nach Paris verschwand am 31. Mai 2009 vom Radar. Zunächst wurde eine Entführung vermutet. Wenig später fand man Wrackteile im Atlantischen Ozean. Nach Auswertung der Blackbox war klar: Der Airbus A330 wurde nicht entführt. Menschliches Versagen führte zum Absturz der Maschine, bei dem 228 Menschen starben.

Fünf Jahre nach dem Unglück veröffentlichte nun das US-Magazin "Vanity Fair" Informationen aus dem offiziellen Ermittlungsbericht und Gesprächsprotokolle aus dem Cockpit. Sie zeigen, wie dramatisch die letzten Sekunden verliefen und wie es durch menschliches Versagen zum Unglück kommen konnte.

Greenhorn am Steuer

Dem Bericht von "Vanity Fair" zufolge war sehr gut ausgebildetes Personal an Bord – darunter drei Piloten. Das Fatale: Zum Unfallzeitpunkt hatte Junior-Pilot Pierre-Cédric Bonin – genannt Firmen-Baby – das Steuer in der Hand, weil Pilot Marc Dubois eine Ruhepause eingelegt hatte und in der Nähe döste.

Dubois sei erschöpft gewesen, weil er die Nacht zuvor nur eine Stunde geschlafen habe. Er verbrachte "Vanity Fair" zufolge den Tag vor dem Unglück mit seiner Freundin. Auch Co-Pilot David Robert habe während des Fluges vor sich hingedöst.

Maschine verlor Auftrieb

Junior-Pilot Bonin hatte dem Bericht zufolge lediglich ein paar hundert Flugstunden absolviert. Er sei im Vergleich zu Dubois recht unerfahren gewesen. Während des Fluges sei er zunehmend nervös geworden, berichtet das US-Magazin.

Etwa vier Minuten nach dem Start sei die Maschine auf Auto-Pilot gegangen – eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch dann geriet das Flugzeug in einen Sturm. Wegen der Turbulenzen verlor die Maschine Auftrieb, gleichzeitig fiel der Geschwindigkeitsmesser aus. Als Bonin bemerkte, dass etwas falsch läuft, habe er dem Bericht zufolge den Kapitän geweckt.

Fataler Fehler

Statt wie erfahrene Piloten die Nase der Maschine in einem solchen Fall zu senken, hob Bonin sie an. "Los! Hochziehen, hochziehen, hochziehen", sagte der Junior-Pilot vor dem Crash. Als der Kapitän die Lage erkannte rief der: "F…, wir werden abstürzen. Das ist nicht wahr. Aber was ist passiert?". Dann Dubois bittere Erkenntnis: "F…, wir sind tot."

"Hätte der Kapitän während der Durchquerung des Unwetters die Position gehalten, hätte sich sein Schlaf um 15 Minuten verzögert und die ganze Geschichte wäre möglicherweise anders ausgegangen", zitiert "Vanity Fair" den Chefermittler Alain Bouillard. "Sein Verlassen hat nicht gegen die Regeln verstossen. Dennoch ist es überraschend", so der Chefermittler weiter. (far)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.