Nach der Tragödie im Sustengebiet kommt allmählich Licht ins Dunkel: Tagelang hatte Rätselraten geherrscht, was die Ursache für den tödlichen Absturz des F/A-18-Kampfjets der Schweizer Luftwaffe war. Klar ist: Die Flugsicherung Skyguide gab falsche Höhenangaben durch. "Das tut uns unglaublich leid", sagte ein Sprecher.

Mehr Panorama-News

Hatte die Flugsicherung Skyguide tatsächlich falsche Höhendaten übermittelt, die den Unglückspiloten letztlich das Leben kosteten? So war es in Medienberichten kolportiert worden - und bei einer mit Spannung erwarteten Pressekonferenz am Dienstagnachmittag äusserten sich die Untersuchungsrichter zu dieser Theorie.

Nach der noch laufenden Beweisaufnahme soll sich das Unglück folgendermassen abgespielt haben: Der zweite Pilot sei dem vorderen Piloten gefolgt, zitiert "20min.ch" Untersuchungsrichter Gionata Carmine. Der spätere Unglückspilot des Kampfjets F/A-18 habe den Radarkontakt verloren und daraufhin die Freigabe einer Flughöhe anfordert. Der Flugverkehrsleiter in Meiringen habe hierauf eine falsche Höhe angeordnet. Nach dem Start habe er den 27-Jährigen auf einer Höhe von 3.050 Meter über Meer fliegen lassen, wie die SDA berichtet. Die Mindestflughöhe für diesen Startsektor liegt aber bei 4.360 Meter über Meer.

Die Richter betonten, dass die Ermittlungen noch liefen und die Unschuldsvermutung gelte. Laut Untersuchungsrichter Andreas Hagi könnte die Beweisaufnahme in eine konkrete Anklage münden, womöglich könnte aber auch kein strafrechtlich relevanter Sachverhalt festgestellt werden.

Skyguide: "Tut uns unglaublich leid"

In einer anschliessenden Pressekonferenz nahm Skyguide-Sprecher Roger Gaberell Stellung: Die Betroffenheit sei gross, man sei in Gedanken bei dem Piloten und den Angehörigen. "Skyguide nimmt ihre Verantwortung wahr, eine interne Untersuchung wurde eingeleitet. Das Handeln der Flugsicherung hat offenbar zum Unglück beigetragen. Das tut uns unglaublich leid", zitiert ihn "20min.ch".

Urs Lauener von Skyguide betonte, dass heute weder ein ziviles noch ein militärisches Flugzeug ohne Leitung von Skyguide fliege. Skyguide und die Armee arbeiteten seit Jahrzehnten sehr eng zusammen, bestätigte ein Sprecher der Armee. Wie es zum Weitergeben falscher Daten kam und weshalb der Kontakt abbrach, dazu gebe es momentan noch keine Erkenntnisse. Dass der Kontakt von zwei Piloten während einer Übung verloren gehe, sei nicht ungewöhnlich, aber rar, hiess es weiter. Es handle sich nicht um ein Notfallszenario.

F/A-18-Pilot Pierre de Goumoëns erläuterte, unter welchem Druck der Pilot in der Startphase stehe. Einer Höhenangabe vertraue man normalerweise, dieses Vertrauensverhältnis sei über Jahre gewachsen, zitiert ihn "NZZ.ch". Das Warnsystem, das im Falle von Bodennähe ausschlage, reagiere erst sehr spät. Der Pilot betonte zudem, das Skyguide-System nicht in Frage zu stellen: "Wir vertrauen den Fluglotsen weiterhin".

Blackbox bleibt verschollen

Dass der Schleudersitz betätigt oder ein Ausweichmanöver versucht wurde, habe sich soweit nicht bestätigt, sagten die Untersuchungsrichter. Unauffindbar ist nach wie vor die Blackbox. Die Arbeiten durch Spezialisten am Unglücksort dauern noch an - wie lange, konnten die Richter nicht beantworten. Es sei nicht zuletzt vom Wetter abhängig, hiess es. (af)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.