- Bei der Flutkatastrophe am 15. Juli kamen allein in Rheinland-Pfalz 134 Menschen ums Leben, 766 Menschen wurden verletzt.
- Im Ahrtal wurden die Bewohner beinahe unvorbereitet von der verheerenden Überschwemmung getroffen.
- Laut einem Bericht der FAZ hätten Menschenleben gerettet werden können, denn die alarmierenden Informationen lagen rechtzeitig vor.
Der Landkreis Ahrweiler ist laut einem Medienbericht vor der Flutkatastrophe in der Nacht auf den 15. Juli präzise gewarnt worden, ohne jedoch rechtzeitig darauf zu reagieren.
Es seien bei der Kreisverwaltung mehrere automatisierte Mails des rheinland-pfälzischen Landesumweltamts eingegangen, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Samstag unter Berufung auf einen Sprecher der Behörde.
Bereits am 14. Juli wurde vor Pegelstand von sieben Metern gewarnt
Bereits am Nachmittag des 14. Juli veröffentlichte das Landesumweltamt demnach Prognosen, die einen Pegelstand der Ahr von deutlich mehr als dem vorherigen Höchststand von 3,7 Meter vorhersagten.
Am Abend habe es dann neben den Mails auch weitere Online-Informationen der Landesbehörde gegeben. Darin sowie in den Mails an die Kreisverwaltung sei gegen 21:30 Uhr ein erwarteter Pegelstand von fast sieben Metern genannt worden. Dennoch habe der Landkreis erst gegen 23:00 Uhr den Katastrophenfall ausgerufen und Evakuierungsmassnahmen eingeleitet.
Lediglich am frühen Abend war die Warnung laut "FAZ" zwischenzeitlich etwas entschärft worden. Damit habe Landrat Jürgen Pföhler (CDU) seine zunächst abwartende Haltung begründet. Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) verwies gegenüber der "FAZ" auf die Zuständigkeit der Kreisverwaltung. Er kündigte an, die Abläufe an dem Abend würden "exakt aufgearbeitet" werden.
Krisenforscher erhebt schwere Vorwürfe gegen Landrat
Der Krisenforscher Frank Roselieb erhob in der in Koblenz erscheinenden "Rhein-Zeitung" (Samstagsausgabe) schwere Vorwürfe gegen Pföhler. Das Katastrophenschutzmanagement gehöre zur Kernfunktion jedes Kreischefs und jedes Oberbürgermeisters, sagte der Kieler Wissenschaftler. Dass im Kreis Ahrweiler kein Voralarm ausgelöst worden sei, halte er für unerklärlich.
Die Auslösung eines Voralarms hätte laut Roselieb bereits am frühen Abend des 14. Juli erfolgen können, "um Notmassnahmen einleiten zu können". Dies sei etwa möglich, wenn "die Pegelstände steigen und steigen, ohne dass schon was Schlimmeres passiert ist". Roselieb sprach von "Katastrophenalarm im Kopf".
Tatsächlich wurde der Katastrophenfall mit Warnstufe 5 laut der "Rhein-Zeitung" erst um 23:15 Uhr ausgerufen. Zu dieser Zeit erging demnach auch die Meldung, die Gebäude 50 Meter rechts und links der Ahr zu evakuieren. Als Pföhler zu dieser Zeit an die Bevölkerung appelliert habe, sich in höher gelegene Stockwerke zu begeben, seien bereits Häuser von den Wassermassen mitgerissen worden.
Schon früher gab es Flutwellen im Ahrtal
"Niemand kann sagen, dass es solche Flutwellen im Ahrtal noch nicht gegeben hat", betonte Roselieb. "Beim Hochwasser vor 200 Jahren waren die Dimensionen etwa noch gewaltiger." Vor 100 Jahren sei es ähnlich gewesen. Zudem sei man frühzeitig gewarnt worden. Aus Sicht des Forschers gibt es deshalb keinen Grund, auf eine Flutwelle wie die jüngste nicht vorbereitet gewesen zu sein.
In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hatte extremer Starkregen vor mehr als zwei Wochen verheerende Überschwemmungen ausgelöst. Viele Gemeinden, insbesondere im rheinland-pfälzischen Ahrtal, wurden verwüstet. Rheinland-Pfalz meldete bislang 135 Tote, 59 weitere Menschen werden dort noch vermisst. In Nordrhein-Westfalen gab es 47 Todesopfer. (jwo/afp) © AFP
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