Der Tod des inhaftierten US-Milliardärs Jeffrey Epstein wirft viele Fragen auf. Ermittler des FBI sollen nun klären, wie es zu dem "offenkundigen Suizid" in der Gefängniszelle kommen konnte. Epstein hatte wohl schon zuvor einen Selbstmordversuch unternommen.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Nach dem überraschenden Tod des US-Unternehmers Jeffrey Epstein in dessen Gefängniszelle hat nun das FBI Ermittlungen aufgenommen.

Neben den Untersuchungen der Bundespolizei leitete Justizminister William Barr auch interne Ermittlungen im Ministerium in die Wege. Dabei wird es vermutlich auch darum gehen, wie Epstein - der wegen sexuellen Missbrauchs minderjähriger Mädchen angeklagt war - allem Anschein nach gleich zweimal versuchen konnte, sich das Leben zu nehmen.

Epsteins Tod wirft Fragen auf

Barr teilte mit, er sei entsetzt darüber, dass Epstein nach einem "offenkundigen Suizid" in seiner Zelle in einem Bundesgefängnis in New York leblos aufgefunden wurde. "Herr Epsteins Tod wirft ernste Fragen auf, die beantwortet werden müssen."

Mitarbeiter des Gefängnisses in Manhattan hatten die Leiche des Ex-Investmentbankers am Samstagmorgen gegen 6:30 Uhr Ortszeit in der Zelle entdeckt.

Der Skandal um den Unternehmer bot seit seiner Festnahme Anfang Juli reichlich Zündstoff: Die Staatsanwaltschaft in New York warf dem 66-Jährigen vor, Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht zu haben.

Der Geschäftsmann habe zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring aufgebaut, hiess es in der Anklageschrift. Einige Mädchen seien erst 14 Jahre alt gewesen und mit grossen Summen Bargeld angelockt und dazu verleitet worden, weitere Mädchen heranzuschaffen.

Die Ermittler berichteten, sie hätten bei Durchsuchungen in Epsteins Anwesen in Manhattan Hunderte Nacktbilder gefunden.

Prozess könnte weitere Prominente belasten

Epstein wies die Vorwürfe zurück und plädierte auf nicht schuldig. Der Termin für den Prozessbeginn wurde vorläufig auf den 8. Juni 2020 festgelegt.

US-Medien spekulieren, dass ein Prozess weitere Prominente schwer belastet hätte. Epstein zeigte sich gerne öffentlich mit Stars und hatte unter anderem - zumindest zeitweise - Kontakte zum heutigen Präsidenten Donald Trump, Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Grossbritannien.

Einer von Epsteins Anwälten, Marc Fernich, gab Berichten zufolge den Staatsanwälten, den Opferanwälten und den Medien eine Mitschuld am Tod seines Mandanten.

Behörden wussten von Suizidgefahr bei Epstein

Eine drängende Frage für die Ermittler wird nun sein, ob das Gefängnispersonal seine Aufsichtspflicht womöglich vernachlässigte.

Epstein war schon im Juli mit Markierungen am Hals bewusstlos in seiner Zelle aufgefunden worden. Die "New York Times" berichtete, Gefängnisbehörden hätten schon damals wegen des Verdachts eines Selbstmordversuches ermittelt.

Mehrere Medien berichteten unter Berufung auf einen Gefängnisvertreter, Epstein sei in der Haftanstalt zwar in einer besonderen Einheit mit strengeren Sicherheitsvorkehrungen untergebracht gewesen. Er habe aber nur eine Zeit lang unter besonderer Beobachtung wegen möglicher Suizidgefahr gestanden.

Epstein war 2008 einen Deal mit der Staatsanwaltschaft eingegangen und so einem Bundesverfahren wegen Missbrauchsanschuldigungen entgangen. Er bekannte sich schuldig und sass ohne Verfahren vor einem Bundesgericht eine Gefängnisstrafe von 13 Monaten ab.

Zugestimmt hatte dieser Regelung auch der damalige Staatsanwalt in Florida, Alexander Acosta. Nach den neuen Vorwürfen gegen Epstein trat Acosta von seinem mittlerweile angetretenen Amt als US-Arbeitsminister zurück.

US-Präsident Donald Trump hatte sich im Juli von Epstein distanziert. Er habe vor langer Zeit einen Streit mit ihm gehabt und sei kein Fan von ihm.

In einem Interview mit dem "New York Magazine" 2002 hatte Trump Epstein dagegen als "grossartigen Mann" beschrieben. Damals sagte der noch nicht politisch aktive Immobilienmogul: "Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte." (jwo/dpa)  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.