Am ersten Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel gibt es in Berlin auch propalästinensische Demonstrationen. Bereits am Wochenende kam es zu Ausschreitungen, die Polizei nahm 88 Menschen vorübergehend fest.

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Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Kreuzberg ist es zu Flaschenwürfen auf Polizisten und israelfeindlichen Parolen gekommen. Das teilte die Berliner Polizei auf der Plattform X mit. Es habe bereits mehrere Festnahmen gegeben. An der Kundgebung mit dem Titel "Solidarität mit Palästina" am ersten Jahrestag des Überfalls der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel beteiligten sich nach Angaben der Polizei rund 400 Menschen.

Sie versammelten sich am späten Nachmittag am Südstern und skandierten in Sprechchören: "Viva, viva Palästina". Viele Demonstranten trugen sogenannte Palästinensertücher und schwenkten entsprechende Fahnen. Ein Mann mit Megafon feuerte die Demonstranten an: "Yalla yalla Intifada", "Stoppt den Massenmord" und "Israel is terror state" (Israel ist ein Terrorstaat).

Am Jahrestag des Hamas-Angriffs: Verbotene Parole zu hören gewesen

Auch die Parole "From the river to the sea, Palestine will be free" war mehrfach zu hören. Sie bezieht sich auf das Gebiet zwischen dem Fluss Jordan und dem Mittelmeer. Die islamistische Hamas versteht darunter, dass der Staat Israel verschwinden soll. Nach Auskunft des Bundesinnenministeriums ist die Parole in Deutschland verboten, wenn sie als Kennzeichen der Hamas verwendet wird.

Vereinzelt wurden Journalisten bei ihrer Arbeit behindert und bedroht. Die Hamas oder israelische Opfer des Angriffs vor einem Jahr wurden nicht erwähnt. Am Sonntag hatte die Polizei eine propalästinensische Demonstration in Kreuzberg nach Stein- und Flaschenwürfen vorzeitig beendet.

Zahlreiche propalästinensische Demonstrationen am Wochenende

Insgesamt hat es am Wochenende in Berlin rund um den Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel zahlreiche Demonstrationen gegeben. Bei mehreren Kundgebungen wurden laut Polizei 88 Menschen vorübergehend festgenommen. Am Samstag wurden eine israelische Touristin und ihr Vater angegriffen und verletzt. Am Sonntag zählte die Polizei 14 verletzte Einsatzkräfte, eine Beamtin musste in ein Krankenhaus gebracht werden.

Die israelische Touristin und ihr Vater wurden bei einer propalästinensische Kundgebung mit etwa 1.800 Teilnehmern in Berlin-Mitte verletzt. Die Frau habe etwas Proisraelisches in Richtung der Demonstration gerufen, hiess es von der Polizei. Daraufhin seien die beiden mit Schlägen und Tritten angegriffen und leicht verletzt worden. Polizisten nahmen in dem Zusammenhang vier Tatverdächtige fest.

Pro-Palästina-Demonstranten mischen Pro-Israel-Demo auf

Ebenfalls am Samstag mischten sich etwa 40 propalästinensische Demonstrierende unter eine proisraelische Kundgebung mit etwa 600 Menschen. Laut Polizei kam es zum Streit, einem Mann wurde eine palästinensische Fahne entrissen. Die Einsatzkräfte drängten die 40 Menschen aus der Demonstration heraus. Gegen den Mann, der die Fahne entrissen hatte, sowie gegen 26 propalästinensische Demonstrierende wurden laut Polizei Strafermittlungsverfahren eingeleitet, ebenso gegen einen Mann, der einzelne Polizeikräfte gefilmt und live gestreamt haben soll.

Ein weiterer Mann habe bei der Demonstration am Samstag eine Rauchgranate, einen sogenannten Nebeltopf, in Richtung der Einsatzkräfte geworfen und bei seiner späteren Festnahme Widerstand geleistet. Ausserdem wurde eine Frau festgenommen, die ein Verkehrsschild mit einem israelfeindlichen Schriftzug beschmiert haben soll.

Am Sonntag kam es zu mehreren Attacken auf Polizisten bei einer Demonstration rund um das Kottbusser Tor in Kreuzberg und den Hermannplatz in Neukölln. Unter anderem versuchten mehrere Teilnehmer, eine Polizeikette zu durchbrechen, und griffen dabei die Einsatzkräfte mit Steinen, Flaschen und Böllern an.

Polizeibeamtin erleidet Gesichtsverletzung

Insgesamt wurden 14 Beamte verletzt, drei davon mussten ihren Dienst beenden. Eine Polizistin erlitt den Angaben zufolge eine schwere Gesichtsverletzung. Die Polizei setzte eigenen Angaben zufolge Reizgas ein und positionierte einen Wasserwerfer.

Eine proisraelische Kundgebung am Sonntag in Mitte mit rund 500 Teilnehmern verlief laut Polizei störungsfrei, ebenso eine proisraelische Aktion mit in der Spitze hundert Teilnehmern in Kreuzberg.

Zahlreiche Menschen in Berlin festgenommen

Berlinweit wurden am Samstag 49 Menschen vorübergehend festgenommen und 42 Strafverfahren eingeleitet. Am Sonntag gab es 39 Festnahmen und 32 Anzeigen. Gründe waren der Verdacht des Landfriedensbruchs, der gefährlichen Körperverletzung oder des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.

Auch am Montag fanden in Berlin mehrere Demonstrationen und Kundgebungen statt. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit 2300 Beamten im Einsatz.

Weltweit wurde der Opfer des Grossangriffs der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gedacht. Bei diesem wurden nach israelischen Angaben insgesamt 1205 Menschen getötet, darunter auch Geiseln im Gazastreifen. Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch 97 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot.

Israel geht seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bisher mehr als 41.900 Menschen getötet. (AFP/dpa/bearbeitet von cgo)

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