Das Flugzeug war neu, der Pilot galt als erfahren. Trotzdem stürzt eine Boeing der Ethiopian Airlines nur wenige Minuten nach dem Start ab. Menschen aus 35 Nationen sollen an Bord gewesen sein - darunter UN-Mitarbeiter, viele Europäer und wohl auch Deutsche.
Beim Absturz einer Passagiermaschine in Äthiopien sind nach Angaben der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines alle 157 Insassen ums Leben gekommen. Das Auswärtige Amt in Berlin ging davon aus, dass auch deutsche Staatsangehörige unter den Opfern sind, nannte aber keine Zahl.
Einer Liste der Airline zufolge waren fünf Deutsche an Bord der Maschine - sowie viele weitere Europäer. Insgesamt seien an Bord der Boeing 149 Passagiere und 8 Crew-Mitglieder gewesen. Die Fluggesellschaft hatte die neue Maschine nach eigenen Angaben erst im November erworben.
Die Unglücksmaschine, die von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba in die kenianische Hauptstadt Nairobi fliegen sollte, war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start abgestürzt. Nach Angaben der Airline waren unter den Todesopfern aus 35 Ländern unter anderem 32 Kenianer, 18 Kanadier, 9 Äthiopier sowie jeweils 8 US-Amerikaner, Italiener und Chinesen.
Maschine wurde gewartet
Das US-Aussenministerium in Washington bestätigte, dass unter den Opfern auch US-Amerikaner sind, nannte aber keine Zahl. Vom Auswärtigen Amt in Berlin hiess es: "Wir müssen leider davon ausgehen, dass auch deutsche Staatsangehörige unter den Opfern des Flugzeugabsturzes in Äthiopien sind. Das Auswärtige Amt und die Botschaft Addis Abeba stehen mit Ethiopian Airlines und den äthiopischen Behörden in engem Kontakt, um dazu schnellstmöglich gesicherte Informationen zu erhalten."
Die Maschine stürzte nach Angaben der Fluggesellschaft nahe der Stadt Bishoftu ab, etwa 50 Kilometer südöstlich der äthiopischen Hauptstadt. Kurz nach Abflug habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, sagte der Chef der Fluggesellschaft, Tewolde GebreMariam.
Der Funkkontakt zur Maschine sei wenige Minuten nach dem Start abgebrochen, hatte die Airline zuvor erklärt. Die neue Maschine war zuletzt am 4. Februar gewartet worden. Seit dem Kauf des Flugzeugs Ende vergangenen Jahres sei es rund 1200 Stunden im Einsatz gewesen. Der Pilot hatte seit 2010 für die Fluggesellschaft gearbeitet.
Unfallursache weiter unklar
Die Absturzursache blieb am Sonntag unklar. Nach Angaben des Flugzeugbauers Boeing handelte es sich bei der Unglücksmaschine um einen Flieger vom Typ 737 Max 8. Demnach würde es sich um denselben Flugzeugtyp handeln wie bei dem Absturz einer Lion-Air-Maschine im Oktober in Indonesien, bei dem 189 Menschen ums Leben gekommen waren. Boeing äusserte sich dazu konkret zunächst nicht. Auch in Indonesien hatte es sich um eine fast nagelneue Maschine gehandelt - sie stürzte nur elf Minuten nach dem Start ins Meer.
Unter den Opfern in Äthiopien sind nach Angaben von UN-Generalsekretär António Guterres auch Mitarbeiter der Vereinten Nationen. Genaue Zahlen oder Details nannte Guterres in einer Mitteilung am Sonntag allerdings nicht. Die Vereinten Nationen stünden in Kontakt mit den äthiopischen Behörden, um Details herauszubekommen. Das Unglück mache ihn "zutiefst traurig", sagte Guterres weiter und drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.
Von der Internationalen Organisation für Migration hiess es, dass nach ersten Erkenntnissen 19 Mitarbeiter von UN-Organisationen umgekommen sein könnten. An diesem Montag beginnt in Nairobi eine UN-Umweltkonferenz, bei der Staats- und Regierungschefs, Umweltminister und Experten aus aller Welt erwartet werden.
Sizilianischer Minister unter den Opfern
An Bord des Fliegers starb auch Siziliens Regionalminister für Kultur, Sebastiano Tusa, wie der Präsident der Region Sizilien, Nello Musumeci, auf Facebook mitteilte. Der 66-jährige Archäologe war auf dem Weg nach Kenia, um dort an einem Unesco-Projekt teilzunehmen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich in einem Kondolenztelegramm an den äthiopischen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed bestürzt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb: "Der Tod so vieler Menschen an Bord erfüllt mich mit tiefer Trauer."
Ethiopian Airlines gilt als zuverlässige Fluggesellschaft. Sie bietet weltweite Verbindungen an, auch nach Frankfurt am Main, München, London, New York, Bangkok und Dubai. Es ist allerdings nicht das erste Unglück eines Flugzeugs der Airline.
Am 25. Januar 2010 stürzte eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft vor der libanesischen Küste ins Mittelmeer, die 90 Insassen starben. Im November 1996 wurde eine Maschine der Airline entführt. Sie war ebenfalls auf dem Weg von Addis Abeba nach Nairobi. Die Entführer forderten trotz zu geringer Treibstoffmenge, nach Australien geflogen zu werden. Der Kapitän entschloss sich zu einer spektakulären Notwasserung vor den Komoren, um möglichst viele Passagiere zu retten. 125 Insassen starben, rund 50 überlebten. © dpa
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